Streuobstwiesenverein Ein Paradies für Hobbygärtner

WACHTBERG · Mal Regen, mal strahlender Sonnenschein, dann wieder Hagel und Schneeregen – am Sonntag machte das April-Wetter seinem Ruf alle Ehre. Viele Wachtberger ließen sich dadurch aber nicht von einem Besuch auf der Pflanzen- und Samenbörse im Ließemer Köllenhof abhalten.

 Die Wachtberger Bürgermeisterin Renate Offergeld gab im Köllenhof in Ließem den Startschuss für die Streuobstwiesentour.

Die Wachtberger Bürgermeisterin Renate Offergeld gab im Köllenhof in Ließem den Startschuss für die Streuobstwiesentour.

Foto: Roland Kohls

Die vereinsübergreifend organisierte Veranstaltung bot Hobbygärtnern zahlreiche Pflänzlinge und Genießern allerlei Kulinarisches aus der Region. Mehr über nachhaltigen Obstanbau in der Gemeinde konnten Interessierte auf einer Wanderung und einer Radtour durch Wachtbergs Streuobstwiesen erfahren.

Das Angebot an Setzlingen reichte von Klassikern wie Zitronenmelisse und Waldmeister bis zu Exoten wie dem japanischen Wasserpfeffer. Großer Beliebtheit erfreuten sich die Tomaten-Pflänzlinge der Landwirtschaftskammer NRW. Tomaten müssen nicht immer rot und rund sein: Die Sorte „Banana Legs“ zum Beispiel bildet gelbgrüne, längliche Früchte aus. Der Milchziegenhof Minten bot Ziegenkäsebrot mit Bärlauch oder Chili, die Imkerei Klaus Sticker lockte mit Honig und Honigelixier und die Damen von Shepherd's Green kredenzten ihre bekannten Marmeladen und Chutney-Variationen.

Infos rund um die lokalen Streuobstwiesen gab es auf einem Spaziergang mit dem Verein zur Pflege und Förderung der Streuobstwiesen in Wachtberg oder einer Radtour mit der ADFC-Ortsgruppe Wachtberg. Auf einer 18 Kilometer langen Tour führten Andreas Stümer vom ADFC und Joachim Brauß vom Streuobstwiesen-Verein die Radler zu den entlegeneren Streuobstflächen bis nach Arzdorf. Währenddessen machten sich über 30 Wanderer zusammen mit Dorothee Hochgürtel und Gisela Boneß-Klein vom Streuobstwiesen-Verein auf den Weg durch die Felder rund um Ließem.

Der Verein kümmert sich um Flächen der Gemeinde, besitzt seit einigen Jahren aber auch seine eigene, den „Garten Eden“ im Naturschutzgebiet am Ließemer Berg. Dort hat er Bäume alter Sorten gepflanzt, um diese vorm Aussterben zu bewahren. Aus Samen könne man diese aber nicht ziehen, wusste Hochgürtel. Stattdessen müsse man einen Jungtrieb von einem alten Baum auf fremde Wurzeln aufpfropfen. In Wachtberg gebe es über hundert verschiedene alte Apfelsorten, darunter Rheinischer Winterrambur, Goldrenette von Blenheim und Kaiser Wilhelm.

Der Vorteil dieser Sorten ist, dass sie oft resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten sind als moderne Sorten. Auf Pestizide kann der Verein daher verzichten. Streuobstwiesenbäume sind hochstämmig, das heißt die Äste setzen erst in einer Höhe von 1,80 Meter an. Früchte tragen sie deswegen erst nach zehn Jahren. Im intensiven Anbau bevorzugt man daher halb- oder viertelstämmige Bäume, die ein oder zwei Jahre später Früchte bilden. Streuobstwiesen sind ökologisch wichtig: Nach Schätzungen bieten sie bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten Lebensraum, vom Dachs über den Steinkauz bis zur Hornisse.

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