Landwirtschaftliches Projekt in Niederbachem Die Apfelminze hält Einzug

NIEDERBACHEM · Fragt man nach landwirtschaftlichem Anbau in Wachtberg und Meckenheim, so erhält man vielfach eine Antwort: Äpfel. Kräutertee hingegen ist etwas, was niemand mit der Gemeinde und der Stadt verbindet. Das aber kann und wird sich in Zukunft wohl ändern.

 Vom Lastwagen aufs Feld: Vertreter von Tee Gschwendner, der Bonner Uni und dem Biohof Luhmer zeigen die Apfelminze.

Vom Lastwagen aufs Feld: Vertreter von Tee Gschwendner, der Bonner Uni und dem Biohof Luhmer zeigen die Apfelminze.

Foto: Axel Vogel

Denn die Apfelminze hat in Niederbachem Einzug gehalten – auf dem Biohof von Bernhard Luhmer. Dort werden seit Freitag die Pflanzen gesetzt; nach der Ernte werden sie zu Tee verarbeitet, und zwar von dem Meckenheimer Unternehmer Tee Gschwendner.

Doch das Projekt hat nicht nur einen (land-)wirtschaftlichen Hintergrund. Annika Höller von der Bonner Universität erforscht es im Zuge ihrer Masterarbeit.

Angefangen hat alles auf dem Campus Klein-Altendorf der landwirtschaftlichen Fakultät, die in direkter Nachbarschaft zu Tee Gschwendner liegt, erzählte Hanna Blum von der Bonner Uni. Man habe gemeinsam überlegt, dass man für die Teeproduktion gerne ein regionales Bioprodukt hätte.

Apfelminze in der Apfelregion

Aus wissenschaftlicher Sicht sei das Ziel, regionale Bioprodukte mit zu entwickeln und den Prozess zu begleiten, erläuterte Blum. Und weil Meckenheim und Umgebung eine interessante Apfelregion seien, sei die Wahl auf die Apfelminze gefallen, die über einen weiteren Vorteil verfüge: „Sie enthält nur wenig Menthol“, so Blum.

10 000 Töpfchen wurden für die vorhandenen Stecklinge bestellt, erklärte Bernhard Luhmer. Daraus entstanden die Pflanzen, die nun ausgesetzt werden. „Auf einem Quadratmeter passen 6,6 Pflanzen“, so Luhmer. Soll heißen, dass in dem 70-Hektar-Betrieb in Niederbachem eine Fläche von mehr als 1500 Quadratmetern mit der Apfelminze bepflanzt wird.

Dass er das Projekt unterstützen möchte, war für Luhmer schnell klar. Der Betrieb betreibe schon länger Bioanbau. „Aber jetzt ist es das erste Mal, dass wir das Produkt mit Unterstützung anbauen und das vertreibende Unternehmen schon mit im Boot ist“, so Luhmer. Dies berge einen gewissen Reiz.

Kinder haben ebenfalls ihr Herz an die Landwirtschaft verloren

Doch es gibt noch einen weiteren, familiären Grund. Luhmer hat zwei Kinder, Sebastian und Katharina Luhmer, die beide beruflich ihr Herz ebenfalls an die Landwirtschaft verloren haben. „Alleine hätte ich das wohl nicht mehr angefangen. Aber wir sind ja immer auf der Suche nach Perspektiven für unseren Betrieb.“ Eine solche biete die Kooperation mit dem Meckenheimer Unternehmen und der Uni.

Auf ökologischen Anbau lege man viel Wert, sagte Daniel Mack von Tee Gschwendner. Außerdem sei die Anpflanzung vor Ort wichtig, ergänzte sein Kollege Thomas Holz. Denn kurze Transportwege zwischen Hersteller und Verarbeiter seien nachhaltiger, als den Tee aus Osteuropa oder Ägypten zu beziehen.

Wie viel Tee im Endeffekt aus der ersten Pflanzperiode entsteht, zeigt sich in einem Jahr. „Die Apfelminze wird jetzt über den Winter und das Frühjahr wachsen, die erste Ernte ist dann wohl im Sommer 2017“, sagte Mack. Ende nächsten Jahres wird die Meckenheimer Apfelminze vermutlich im Handel erhältlich sein.

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