Vandalismus Blinde Zerstörungswut auf dem Rodderberg

Wachtberg-Niederbachem · Unbekannte haben erneut Teile des Wegeleitsystems auf dem Rodderberg beschädigt. Vandalismus macht inzwischen weder vor historischen Objekten, noch vor Aussichtspunkten oder Naturschutzgebieten Halt.

Es sieht teils wüst aus auf dem Rodderberg: Unbekannte haben komplette Holzpfosten der Wegeeinfassungen ganz offensichtlich aus dem Boden gerissen und sinnlos in die Bilderbuchlandschaft geworfen. Zudem wurden Bretter, die als eine Art „Besucherleitsystem“ auf die Pfosten genagelt waren, mit roher Gewalt zerbrochen, und das an zahleichen Stellen.

Der desolate Zustand des Leitsystems hatte zuletzt während der Ostertage viele Besucher verstört. Im vergangenen Jahr hatten die Biologische Station und die Bonner Stadtförsterei nach ähnlichen Vandalismusakten den südlichen Teil des hölzernen Leitsystems durch das ökologische wertvolle Naturschutz- und FFH-Gebiet erneuert (der GA berichtete).

Kein Jahr später ist vieles erneut kaputt. Allerdings konzentrierten sich dieses Mal die unbekannten Täter auf den nördlicheren Teil. Der trostlose Zustand des Weges dort hatte einen Besucher zu einem fast schon verzweifelten Post auf der Facebook-Seite veranlasst: „Ich gönne all denen, die sich gerade so richtig stolz fühlen einen kurzen Blick in die Zukunft“, schrieb der Mann da in seinen mit Fotos angereicherten Beitrag: „Dann, wenn sie vielleicht selbst mal Kinder haben sollten. . . Ob sie dann noch solch einen immer wieder mühselig reparierten Wanderpfad mit einem einzigartigen Ausblick wie diesen vorfinden werden? Wenn ihr so weiter macht, ganz bestimmt nicht. Bitte tut uns dann nur einen Gefallen: Heult leise!“

Vandalismus macht inzwischen weder vor historischen Objekten, noch vor Aussichtspunkten oder Naturschutzgebieten Halt. Diese Erkenntnis müssen auch die für den Rodderberg Verantwortlichen – der Rhein-Sieg-Kreis, der Kreis Ahrweiler und die Stadt Bonn – seit geraumer Zeit machen. Insbesondere das Wegleitsystem ist immer wieder zum Ziel von blinder Zerstörungswut geworden, was aus Sicht von Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn bedauerlich ist.

Das Wegeleitsystem soll Besucher nämlich behutsam „durch eine ökologisch höchst bedeutsamen Fläche der höchsten Schutzkategorie“ führen, so Hachtel. Und genau das ist ein weiteres Problem: Viele Besucher des Rodderbergs tun das trotz Leitsystem nicht, sondern stapfen wie es ihnen gefällt quer durch die arten- und blütenreichen Halbtrockenrasen und das flachgründige Trockenrasenareal. Beim Drachensteigen lassen oder beim Steuern von Drohnen, was verboten ist, nähmen viele keine Rücksicht auf Bodenbrüter und Insekten, betont Hachtel: „Durch ein solches Treiben wird beispielsweise der jagende Turmfalke verdrängt.“ Auch die Zauneidechse brauche beim Brüten auf dem Boden ihre Ruhe.

Von daher ist das Wegeleitsystem aus Sicht von Monika Hachtel sinnvoll. „Es geht nicht um das Gängeln von Besuchern“, sagt die Expertin der Biologischen Station. Auf alle Fälle solle Naherholung möglich sein, „aber Besucher müssen sich an Regeln halten“. Andernfalls werde auch das aufwendige Pflegemanagement der Biologischen Station und ein entsprechendes Naturerlebnis erschwert: „Darüber beschweren sich bereits viele bei uns“, so Hachtel. Erst kurz nach Ostern erreichte auch Hachtel die E-Mail einer besorgten Besucherin: „Wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, befürchte ich, dass dieses erhaltungswerte Biotop bald für immer zerstört wird.“

Von daher ist es für die Biologin keine Frage, was jetzt zu tun ist: „Unser Ziel ist es, dass die Wege wieder ordentlich eingezäunt werden.“ Und wenn es nach Hachtel geht, soll dieses Mal auch das Bild der hölzernen Wegeinfassungen stimmig sein. Wie berichtet hatte es im vergangenen Herbst bei der Wiederherstellung der Einfassungen viel Kritik an den Arbeiten gegeben, weil etwa eckige statt abgerundete Hölzer verwendet wurden.

Zuständig für eine solche Maßnahme ist laut Hachtel die Bonner Stadtförsterei. Von der Stadt Bonn war am Freitag keine Stellungnahme zum Vandalismusproblem zu bekommen. Damit das Reparieren des Wegesystems nicht zur Sisyphusarbeit wird, wünscht sich Hachtel mehr Kontrollen. Sie beobachtet, dass viele Spaziergänger, die sich nicht an die geltenden Regeln halten, aggressiv reagieren, wenn man sie darauf anspricht.

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