Golfclub Bonn-Godesberg Anwohner erwägen rechtliche Schritte gegen Platzerweiterung

Godesberg/WACHTBERG · Um die Zukunftsgestaltung für ihren Verein geht es in der Versammlung, zu der für den 19. November alle 900 Mitglieder des Golfclubs Bonn-Godesberg eingeladen sind.

Zumindest mittelbar wird das Ergebnis ihrer Beratungen, die bereits zwei Mal verschoben wurden, auch im Wohnumfeld der Anlage in Niederbachem auf Interesse stoßen. Denn eine Veränderung, die der Vorstand zumindest als Möglichkeit ins Auge gefasst hat, ist eine Erweiterung des Golfplatzes. Und die wird gerade von den Anliegern des Landgrabenweges kritisch gesehen. Denn sie befürchten, dass die Vergrößerung mehr Publikum und damit mehr Verkehr vor ihrer Haustür erzeugen wird.

"Die Sorge ist aus unserer Sicht unbegründet", sagt Vorsitzender Lothar Schmude im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Oberste Prämisse der Überlegungen sei die langfristige Zukunftsfähigkeit des Vereins, die mögliche Erweiterung nur ein Baustein. Als besondere Herausforderung habe man den demografischen Wandel erkannt. Denn angesichts des hohen Durchschnittsalters sei davon auszugehen, dass etwa ein Viertel der heutigen Mitglieder in absehbarer Zeit nicht mehr dem Golfsport frönen wird.

Weil zugleich aber laufende Kosten konstant blieben, gelte es, diese Entwicklung auszugleichen. "Es geht ausdrücklich nicht darum, dass wir als Verein expandieren oder den Platzbetrieb verstärken wollen", so Schmude. Ein wesentlicher Baustein für den Attraktivitätserhalt sei zunächst eine Erneuerung der Beitragsstruktur, den der Vorstand den Mitgliedern zur Abstimmung vorlegen will. Kurz gesagt, soll die Aufnahmegebühr in Höhe von derzeit 1500 Euro künftig wegfallen; die auf zehn Jahre verteilbare Investitionsumlage in Höhe von 5000 Euro soll beibehalten werden, jedoch bei einem beruflich bedingten Umzug kündbar werden.

Keine Veränderungen soll es hingegen beim jährlichen Mitgliedsbeitrag von 1200 Euro geben, wobei für jüngere Mitglieder Vergünstigungen geplant sind. "Wir müssen jüngeren Interessenten und Familien entgegenkommen, indem wir die Hürden für den Eintritt senken und uns auf die Flexibilitäten des modernen Berufslebens einlassen. Mit Mitte dreißig ist man nicht mehr dauerhaft an einen Arbeitsplatz und Wohnort gebunden", sagt Schmude, der den Verein seit fünf Jahren führt.

Von der möglichen Erweiterung um Flächen verspreche man sich keine Quantitäts-, sondern eine Qualitätssteigerung: Man wolle der klassische eingetragene und ehrenamtlich geprägte Verein bleiben. "Was uns aber beispielsweise fehlt, sind Flächen zum Üben, etwa für das kurze Spiel", sagt Schmude. "Definitiv" gehe es nicht darum, eine kommerzielle Anlage zu schaffen, die durch verstärkten Betrieb auch mehr Verkehr bringt, so der Vorsitzende.

Genau das aber befürchtet Rainer Paulus, der eigenen Angaben zufolge für 19 von 25 Anwohner des Landgrabenwegs spricht. "Die heutige Verkehrsinfrastruktur ist auf eine Erweiterung nicht ausgelegt, weil die Konsolidierung der Mitgliederstruktur nur im Wege von Neuaufnahmen funktioniert", sagt er.

Grundsätzlich habe man gegen eine Erweiterung nichts einzuwenden - sofern die Zufahrt dann nicht mehr über den Landgrabenweg stattfindet. Aus diesem Grunde haben die Anlieger bereits eigenständig Überlegungen angestellt, wo von der Landstraße in Richtung Oberbachem alternative Zufahrten geschaffen werden könnten.

Gegen die angestrebte Neufassung des Flächennutzungsplans über ihre Köpfe hinweg würden sie laut Paulus notfalls auch rechtlich vorgehen. Er zeigt sich enttäuscht darüber, dass man von den Erweiterungsplänen aus der Presse erfahren habe. Kontaktversuche zum Golfclub seien bislang ins Leere gelaufen. "Wir hätten uns gewünscht, dass der Club zuerst mit uns gesprochen hätte. Uns geht es darum, mit dem Golfclub ins Gespräch zu kommen", sagt Paulus.

Spricht man Lothar Schmude auf die Kooperationsbereitschaft des Clubs an, so sollte es daran nicht hapern, denn auch er sagt: "Wir wollen einen partnerschaftlichen Umgang mit den Nachbarn".

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