Antrag überprüft Anerkannter Flüchtling in Wachtberg musste noch mal bangen

Wachtberg · Mohamad Housen lebt seit 2017 zusammen mit seiner siebenköpfigen Familie im Villiper Pfarrhaus. Im Januar bekam er Post vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Antrag überprüft: Anerkannter Flüchtling in Wachtberg musste noch mal bangen
Foto: Axel Vogel

Mohamad Housen war höchst irritiert, als er Mitte Januar Post vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bekam. „Derzeit wird die in Ihrem Asylverfahren getroffene positive Entscheidung überprüft“, hieß es in dem Schreiben an den anerkannten Flüchtling aus Syrien. Seit 2016 lebt er in Wachtberg, seit 2017 zusammen mit seiner siebenköpfigen Familie im Villiper Pfarrhaus.

Der 46-jährige Schneider aus Aleppo war am 28. Januar zu einer persönlichen Anhörung in die Bonner Außenstelle des BAMF bestellt worden. Er sorgte sich daraufhin, dass sein zunächst auf drei Jahre gewährter Schutzstatus revidiert wird. Für ihn, seine Frau Falak, sowie die Kinder Elin (5), Avin (7), Roudi (12), Mohamadbadr (14) und Lava (16) ein quälender Gedanke. Schließlich stehen in ihrer alten Heimatstadt Aleppo nach dem Bürgerkrieg nur noch Ruinen, ihr Haus sei völlig zerstört worden, so berichten sie. Vor allem für die Kinder ist Deutschland eine neue Heimat geworden.

Die Housens planen ihre Zukunft fest in Deutschland

Fragt man Housens älteste Tochter Lava, was sie am meisten in Deutschland schätzt, sagt die 16-Jährige: „Sicherheit, Sicherheit, Sicherheit.“ Auch ihre Brüder pflichten ihr bei. „In Aleppo war es höchst gefährlich zur Schule zu gehen“, sagt Mohamadbadr: „Wir hatten jeden Tag Angst.“ Inzwischen besuchen beide die Hans-Dietrich-Genscher Schule in Berkum, wo sie sich wohlfühlen. Der 12 Jahre alte Roudi hat sogar schon den Sprung auf das Aloisiuskolleg in Bad Godesberg geschafft.

Vater Mohamad Housen plant seine Zukunft ganz fest in Deutschland: „Das ist hier einfach ein besseres Leben.“ So habe denn auch die Sicherheit der Kinder für seine Frau und ihn höchste Priorität. Zudem will er alles tun, um seine Familie selber zu ernähren: „Ich habe mich bereits auf einige Stellen als Schneider beworben.“ Derweil plant seine Frau ein Praktikum als Friseurin.

Dass Mohamed Housen erneut überprüft wird, hat mit seiner Flüchtlingsvita zu tun, sagt der Bonner Rechtsanwalt Jens Dieckmann, der Fachmann im Asyl- und Ausländerrecht ist. Denn er war wegen des Bürgerkriegs zunächst 2015 alleine auf dem Laster eines Schleppers auf der Balkanroute Richtung Deutschland geflohen. Wie so viele andere syrische Flüchtlinge, hatte er damals gegenüber den deutschen Behörden angegeben, keine Papiere zu besitzen. Seinerzeit hatte es für einen positiven Asylantrag gereicht anzugeben, dass man aus Syrien stamme. „Genau diese Angaben werden aber auf der Grundlage des Migrationspaktes überprüft“, so Dieckmann.

Der Wachtberger Flüchtlingsbetreuer Kurt Zimmermann kann diese erneute Einbestellung von anerkannten Flüchtlingen nur schwer verstehen: „Dieses Prozedere stört den Integrationsprozess empfindlich.“  Statt einer monatelangen Überprüfung folgte in diesem Fall jedoch rasch Entwarnung: Kurz nach seiner Anhörung teilte das BAMF Housen bereits mit, „dass das Verfahren eingestellt wird“.

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