Feuerwehr Wachtberg 2016 mehr als doppelt so viele Einsätze

WACHTBERG · Das schwere Unwetter stellte Wachtbergs Feuerwehr im vergangenen Jahr vor große Herausforderungen. 264 Mal mussten die Wachtberger 2016 ausrücken, mehr als doppelt so viel wie 2015.

Wachtbergs Wehrführer Markus Zettelmeyer zeigt eine neue Karte über die Einzugsgebiete im Ländchen, die nach dem Unwetter 2016 aufgelegt wurde

Wachtbergs Wehrführer Markus Zettelmeyer zeigt eine neue Karte über die Einzugsgebiete im Ländchen, die nach dem Unwetter 2016 aufgelegt wurde

Foto: Axel Vogel

Wenn es um die unmittelbare Bewältigung von Unwettern geht, ist Wachtbergs Wehrführer Markus Zettelmeyer in den vergangenen Monaten zu einen gefragten Gesprächspartner für benachbarte Feuerwehren geworden. Schließlich verfügt man im Ländchen nach drei außergewöhnlich heftigen Unwettern in sechs Jahren (2010, 2013 und 2016) über viel Wissen und Routine im Umgang mit überschwemmter und zerstörter Infrastruktur sowie vollgelaufenen Kellern. Vor allem das vergangene Jahr ist dabei zur bislang schwersten Belastungsprobe für die Wachtberger Feuerwehr geworden: Aus Sicht von Markus Zettelmeyer haben seine Kameraden diese außergewöhnlichen Herausforderungen gemeistert. Allerdings: Man wird sich auf den Lorbeeren nicht ausruhen können. Zettelmeyer rät, auch aus dem Unwetter 2016 „Lehren zu ziehen“.

Was die rund 180 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr zwischen Niederbachem und Adendorf im vergangenen Jahr zu leisten hatten, schlägt sich in der Statistik nieder: 264 Einsätze sind im Berkumer Rathaus aktenkundig, und damit mehr als doppelt so viel wie im Jahr zuvor: Exakt waren es 125 Einsätze in 2015. Die letzte Zahl taugt für Zettelmeyer durchaus als Referenzwert: „Wir hatten über die letzten Jahre gesehen im Schnitt immer rund 120 Einsätze pro Jahr. Daher war das Jahr 2016 schon sehr sportlich.“

Was die Statistik im vergangen Jahr so exorbitant belastet hat, ist schnell erklärt: Das verheerende Unwetter am 4. Juni: „An diesem Tag galt es 140 Einsatzstellen abzuarbeiten“, erklärt Zettelmeyer. Insgesamt waren 200 Helfer inklusive Rettungsdienst aus dem ganzen Rhein-Sieg-Kreis im Einsatz, davon allein über hundert Wachtberger Wehrleute. Das Gewissen manches Ehrenamtlers wurde dabei auf eine harte Probe gestellt: „Viele unserer Feuerwehrleute hatten selber Wasser im Keller stehen und sind trotzdem zum Dienst gekommen.“

Jede helfende Hand wurde auch gebraucht, denn laut Zettelmeyer bekam man es mit dem „bislang schlimmsten Unwetter“ zu tun. Flutwellen unbekannter Dimension wälzten sich nämlich aus Richtung Fritzdorf, das ein extremer Starkregen getroffen hatte, in den Bächen talwärts. Trotzdem konnte die Feuerwehr effektiv und schnell helfen, so der Wehrführer, und zwar auch in Mehlem. Dass sei neben eigenen Erfahrungswerten einem effektiven Zusammenspiel mit anderen Behörden geschuldet gewesen. „Wir haben dieses Mal die Löschgruppe Niederbachem direkt im Ort gelassen, um auf eine mögliche Flutwelle des Mehlemer Baches schnell reagieren zu können“, so Zettelmeyer. Zudem sollten die Feuerwehrleute dort die Bevölkerung warnen und den Mehlemer Bach kontrollieren. Als der anschwoll, habe man erstmals unverzüglich die Stadt Bonn mit Blick auf eine Warnung für die Mehlemer Feuerwehr und die dortige Bevölkerung alarmiert.

Was sich ebenfalls bewährt ist laut Zettelmeyer ein neues Ausrüstungskonzept, das man schrittweise umsetze. In erster Linie geht es um die Beschaffung neuer Fahrzeuge: Der Trend geht weg von Spezialfahrzeugen, die etwa nur Löschen können, und hin zu multifunktionalem Gerät. Das neue Löschfahrzeug LF 10, das seit 2016 bei der Löschgruppe in Pech steht, macht es vor: Der Fünfzehntonner ist so konfiguriert, dass er zum Löschen eines Brandes ebenso genutzt werden kann wie für einen Unwettereinsatz oder das Ausleuchten einer Unfallstelle. Daher seien laut Zettelmeyer drei weitere dieser Fahrzeuge in der Ersatzbeschaffung.

Ungeachtet aller Erfahrungen in Sachen Unwetter heißt es allerdings auch für die Wachtberger Wehr nach dem vergangenen Unwetter „dazulernen“. So war neu, „dass durch die ungeheuren Starkregenmengen Orte zeitweise nicht mehr zu erreichen waren“, erklärt Markus Zettelmeyer. So hatte er nur unter großen Schwierigkeiten einen Rettungswagen zu einem internistischen Notfall nach Fritzdorf lotsen können. Auf solche Lagen will er seine Feuerwehr ebenso einstellen, wie auf neue Unwettergefahrenzonen im Ländchen. Zettelmeyer zeigt auf eine neue Karte der Stadt Bonn, die genau die Einzugsgebiete des Mehlemer und Godesberger Baches erfasst hat. Letzt genannter hatte sich 2016 kurzzeitig in einen reißendes Gewässer verwandelt, für das selbst Alteingesessenen jede Erinnerung fehlt.

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