In Swisttal-Morenhoven Swisttaler stellt neues Buch über Demenzerkrankung vor

Swisttal-Morenhoven · Der Swisttaler Karl-Heinz Elsner hat ein Buch über seine an Demenz erkrankte Ehefrau geschrieben. 31 Jahre waren die beiden ein Paar, davon 29 Jahre verheiratet. In den letzten beiden bestimmte die Demenz ihr Leben.

 Buchvorstellung: Karl Heinz Elsner schreibt über die Demenzerkrankung seiner Frau.

Buchvorstellung: Karl Heinz Elsner schreibt über die Demenzerkrankung seiner Frau.

Foto: Matthias Kehrein

Im Leben von Karl Heinz Elsner ist seine Frau noch immer überall präsent. Sie lächelt dutzendfach von der Wand, schaut von der Fensterbank aus zu. Er hat sehr viele Fotos von ihr, alle aus der gleichen Zeit, der Zeit im Heim. 31 Jahre waren die beiden ein Paar, davon 29 Jahre verheiratet. In den letzten beiden bestimmte die Demenz ihr Leben.

Sie litt darunter, bis sie vor knapp einem Jahr verstarb. Elsner führte ein Tagebuch über diese Monate. Nun ist es unter dem Titel „Meine Frau, die Demenz und ich“ als Buch erschienen, mit dem er anderen in einer ähnlichen Situation helfen möchte.

Erste Anzeichen der Krankheit im Sommer 2016

 Angelika, die Engelsgleiche, war ihr Name. Die Trauer sitzt noch tief. Erst erst jetzt ist der 74-jährige Morenhovener in der Lage, ihren Namen zu nennen. Er taucht nicht im Buch auf. Dort nennt er sie „Schatz“, etwas Kostbares. Das hätten sie die meiste Zeit so gemacht, erzählt er. Dann begann es im Spätsommer 2016 ganz harmlos. „Sie wurde immer vergesslicher“, erinnert er sich. Mit 68 Jahren schieben sie es auf das Alter. „An Demenz habe ich nie gedacht.“ Doch schon bald verändert sich ihr Charakter, 2017 fingen die Ausraster an, wie Elsner es beschreibt.

Am 4. April 2017 dann die Diagnose: frontotemporale Demenz. Elsner weiß: „Das ist die schlimmste Demenzkrankheit und die am wenigsten verbreitete.“ Nur knapp zwei Wochen später muss er sie schon in eine Klinik einweisen lassen, dort kann sie sechs Wochen bleiben. Das Paar hat Glück, danach einen Heimplatz in Liblar zu finden. Jetzt, wo er alleine zu Hause ist, beginnt Elsner mit seinem Tagebuch, „weil ich ja keinen mehr hatte, mit dem ich reden konnte“.

  Er ist sehr ehrlich in diesen Erinnerungen, beschreibt nach jedem Besuch, was sie getan haben, wie er sich fühlte. Über Zärtlichkeiten. Und darüber, dass er irgendwann einfach geht, wenn sie beim Essen ist. Die Frage, ob er sie mit nach Hause nehme, tut zu weh. Fast jeden Tag fährt er zu ihr, sie gehen spazieren am Liblarer See, essen Eis. Nicht immer weiß sie, wer er ist. Mal nennt sie ihn ihren Bruder, dann den Vater. Wenn er sagt, er fahre zurück nach Morenhoven, sagt ihr der Ort gar nichts. Obwohl sie seit 1990 dort gelebt haben. An anderen Tagen begrüßt sie ihren „Kalle“: „Schön, dass du da bist.“

   „Mein Buch ist kein Roman“, sagt er. „Es ist das, was ich erlebt habe mit ihr.“ Spricht er über seine Frau und das Geschehene, wechseln sich Tränen und Lachen ab.

  Elsner findet während der Zeit auch den Kontakt zu Gruppen für Angehörige. Der Austausch ist wichtig, er besucht sie bis heute. Die Erkenntnis, nicht alleine zu sein, helfe sehr. Nicht allein mit dem schlechten Gewissen, wenn man den Partner ins Heim bringen muss. Oder mit dem Erlebnis, über 20 Schlüssel nachmachen zu müssen, weil die Erkrankte sie nach und nach überall versteckt, vergisst und dann klagt, man habe sie bestohlen. „Ich habe am Anfang viel falsch gemacht“, weiß er heute.  Mit seinem Buch hofft Elsner, anderen Angehörigen etwas Unterstützung zu bieten, vor allem wenn eine solche Zeit beginnt.

Bei den Lesungen kehren die Erinnerungen zurück

 Die Erinnerungen sind nicht einfach: „Wenn ich vorlese, habe ich das alles wieder vor mir“, berichtet Elsner.“ Aber er möchte auf seinen Lesungen mit anderen Angehörigen ins Gespräch kommen. Die schämen sich oft, ist seine Erfahrung. „Die Leute wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen.“ Und oftmals ist die Demenz eine lange Zeit Bestandteil des Lebens.

  Elsners Frau ist im November 2018 verstorben. Nicht an Demenz, es war das Herz. Statt zum Heim fährt er nun jede Woche zum Friedwald und bringt ihr eine Rose. Auf dem Cover des Buches leuchten Mohnblumen. Das seien ihre Lieblingsblumen gewesen. „Es ist ja nicht so, dass, wenn jemand krank wird, man ihn nicht mehr liebt“, ist sein Fazit aus jener Zeit. Und auch an dieser Liebe lässt er die Leser seines Buches teilhaben.

Karl Heinz Elsner: „Meine Frau, die Demenz und ich“. Schlosser-Verlag, 118 Seiten. ISBN: 9783962002541. Das Buch kostet 12,90 Euro.

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