Vandalismus am Heimerzheimer Kindergarten Schützenstraße "Wir müssen die Kinder schützen"

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Das Maß ist voll für die neun Erzieherinnen im evangelischen integrativen Familienzentrum an der Schützenstraße in Heimerzheim.

 Vandalismus im und am evangelischen Familienzentrum: Der Unterstand auf dem benachbarten Grundstück ist vermüllt und stinkt.

Vandalismus im und am evangelischen Familienzentrum: Der Unterstand auf dem benachbarten Grundstück ist vermüllt und stinkt.

Foto: Hans-Peter Fuß

Seit Jahren ist der in ruhiger Lage zwischen Sekundarschule und Schützenplatz versteckte Kindergarten (das Gebäude gehört der Zivilgemeinde, Träger ist die Kirchengemeinde) immer wieder das Ziel von Jugendlichen und/oder jungen Erwachsenen, die dort nächtens ihr Unwesen treiben.

Mehr als 50 Sachbeschädigungen und Diebstähle hat die Leitung der Einrichtung seit Oktober 2012 dokumentiert. Ein kleiner Auszug: Gartenbank angezündet, Rasenmäher gestohlen und damit durch den Ort gefahren, Gartenbank gestohlen, Gartenhäuschen aufgebrochen, Eingangstür bespuckt, Außenlampen und Bewegungsmelder zerstört, Flaschenscherben und benutzte Kondome auf dem Gehweg, Erbrochenes und Urin vor der Eingangstür, Gartentor beschädigt, Fußballtor beschädigt, angekokeltes Papier vor dem Eingang, Müll auf dem Außengelände, Einbruch ins Hausmeisterhaus. Den Gesamtschaden schätzt Kindergartenleiterin Sabine Liebchen auf 10.000 Euro.

Verstärkte Kontrollen

Nicht alle dieser Vorfälle hat Liebchen der Polizei gemeldet. Denn jeder Fall war für sich alleine nicht so gravierend, um eine Anzeige zu erstatten. Der Bonner Polizei liegen seit März 2015 zehn Anzeigen wegen Sachbeschädigungen am Familienzentrum vor. Wie eine Sprecherin der Polizei sagte, habe man aber noch keinen Tatverdacht. Man habe die Örtlichkeit aber im Blick und werde dort verstärkt kontrollieren.

Die Bilanz des vergangenen Wochenendes sieht so aus: Zwei beschädigte Lampen über der Eingangstür, den Briefkasten aus der Verankerung gebrochen, jede Menge leere Flaschen (Saft, Eistee, Limo, Mix-Getränke, Wodka) und Müll, das Glas der Eingangstür zersplittert, der Holzrahmen kaputt. "Da ist wohl jemand mit dem Mofa gegen gefahren", vermutet Erzieherin Elsbeth Bauer. Offenbar hat sich derjenige auch an der kaputten Scheibe verletzt, denn am Glas sind Blutspuren zu sehen.

Verwahrloser Unterstand

Einiges spricht dafür, dass die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen vom völlig verwahrlosten Unterstand auf dem benachbarten, von der Straße nicht einsehbaren Gemeindegrundstück herüber kommen und am Kindergartengebäude und auf dem Außengelände ihrem Zerstörungsbemühen freien Lauf lassen.

Der gemauerte Unterstand ersetzt seit drei Jahren einen Container, in dem die Gemeinde Swisttal offene Jugendarbeit anbot. Seitdem verwahrlost das kleine Gebäude immer mehr. Es ist innen und außen mit Graffiti besprüht, das Sofa ist zerrupft und angekokelt, Alu-Schalen und Wurstverpackungen deuten auf Grillpartys hin, leere Zigarettenpackungen liegen auf dem Boden, an den Wänden sind obszöne Sprüche zu lesen, Fettreste kleben im Dreck, es stinkt nach Urin. Kurz: ekelerregend.

Am Dienstag besuchte Pfarrerin Claudia Müller-Bück den Kindergarten. "Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir den Kindergarten besser schützen", sagte sie. Zu dem Thema soll es am Mittwoch ein Gespräch zwischen Vertretern der Kirchengemeinde und der Gemeinde Swisttal geben.

Eine Möglichkeit könnte die Erweiterung des Kindergartengeländes in Richtung Bolzplatz sein. Das würde bedeuten, dass der Unterstand abgerissen und das Gelände mit einem Zaun gesichert werden könnte. Dies muss aber noch in den zuständigen Gremien sowohl der Zivilgemeinde als auch der Kirchengemeinde besprochen werden.

Überwachungskamera angeregt

Außerdem regt Müller-Bück die Installation einer Überwachungskamera an, um die Täter so überführen zu können. Bisher hatte die Kirche dies mit dem Hinweis auf den Datenschutz abgelehnt. Auch mit diesem Thema wird sich das Presbyterium befassen. "Wenn die Jugendlichen sich nur treffen, und das Grundstück sauber hinterlassen, würde ja niemand etwas sagen", meint Müller-Bück. Aber so gehe es nicht weiter. "Wir müssen die 50 Kinder und die Erzieherinnen vor Verletzungen etwa durch Glasscherben schützen."

Die Kirchengemeinde hat die Swisttaler Gemeindeverwaltung über die jüngsten Beschädigungen informiert. Das weitere Vorgehen soll am Mitwtoch, 12. August, besprochen werden. Wie Gemeindesprecher Bernd Kreuer erläuterte, könnte man über einen runden Tisch mit Polizei, Gemeinde und Kirchengemeinde nachdenken. Er sieht den Unterstand nicht als Wurzel des Übels, sondern eher die Lage des Grundstücks, die es den Tätern ermögliche, dort unbeobachtet zu agieren.

Hinweise zu den Sachbeschädigungen an Tel. 0228/150.

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