Nach Restaurierung So sieht das Fachwerkhaus in Heimerzheim nach Umbau aus

Swisttal-Heimerzheim · Nichts erinnert mehr daran, dass das ortsbildprägende Gebäude an der Ecke Kirchstraße/Buschgasse viele Jahre lang leer stand und verwahrlost war. Mittlerweile ist die denkmalgeschützte Hofanlage mit ihren sechs barrierefreien Wohnungen samt Aufzug ein Kleinod, in dem dank fachgerechter und aufwendiger Restaurierung die Verbindung von Historischem mit moderner Wohnnutzung besonders gelungen ist.

 Restaurierung und Umbau der Fachwerkanlage an der Kirchstraße in Heimerzheim

Restaurierung und Umbau der Fachwerkanlage an der Kirchstraße in Heimerzheim

Foto: Axel Vogel

Die Restaurierung der Fachwerkfassade hat jetzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) sichtbar gewürdigt. Eine Bronzetafel mit dem Hinweis "Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Hilfe der Glücksspirale" haben Bernd-Michael Vangerow, Bonner DSD-Ortskurator, und Angelika Müller, Ortskuratorin Bonn/Rhein-Sieg, im Beisein von Vizebürgermeister Manfred Lütz an Eigentümer Ansgar Wiesemann von der Fachwerkhof Kirchstraße GbR übergeben. Die DSD hatte für die Arbeiten vor zwei Jahren 50.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Seit 1687 sind die Besitzer der Hofanlage überliefert

Lütz lobte das "besondere" Engagement der Eigentümer. "Aus Sicht der Gemeinde ist es besonders schön, dass jemand diesen Idealismus hatte und auch das Geld in die Hand genommen hat, ein solches Gebäude wiederherzustellen." Es sei ein Projekt seiner ganzen Familie gewesen, sagte Wiesemann. Heute könne er unumwunden feststellen: "Der Einsatz hat sich gelohnt."

Die zweigeschossige und unterkellerte L-förmige Winkelhofanlage gehört zur Keimzelle Heimerzheims. Aufgrund ihres Alters kommt ihr besondere Bedeutung für die Fachwerkbautradition in der Region zu. "Anno 1724 hat Petrus Radermacher und Maria Zimmermans Eheleut mich gebaut" lautet die in einen Balken über einem Tor eingeschnitzte Inschrift, allerdings bezieht sich dieses Datum nur auf die letzte Erweiterung des ehemaligen Bauernhofes. "Tatsächlich hat die Denkmalforschung herausgefunden, dass das Haus wesentlich älter ist zunächst als vermutet", sagte Wiesemann.

Die ältesten Teile stammen demnach aus dem 16. Jahrhundert. Das hätten bauhistorische Untersuchungen ergeben. In den folgenden drei Jahrhunderten wurde die Anlage mehrfach erweitert und umgebaut. Seit 1687 sind die Besitzer der Hofanlage überliefert. Sie waren keine armen Bauern, sondern gehörten als Halbwinner, Pächter mit besonderem Pachtvertrag, und Schultheißen zur wohlhabenden ländlichen Oberschicht.

Bei einem kleinen Rundgang erläuterte Wiesemann einige Details des Projekts. So zeigte er in der Erdgeschosswohnung die rekonstruierten sogenannten Kölner Decken, mit weißem Putz verkleidete Holzbalken, und die mit alten Holzbalken nachgebaute Esse, eine offene Feuerstelle mit Abzug. Wenn dort auch ein - nicht aus dem Hof stammender - eiserner Kochtopf an einem "Sägeblatt" hing, wird anstelle der Feuerstelle heute ein moderner Ofen genutzt.

Generell habe man laut Wiesemann bei der Restaurierung die aktuelle Energiesparverordnung (Enev) eingehalten, etwa mit Geothermie und kompletter Innendämmung. Wegen des Denkmalschutzes sei eine Solaranlage auf dem Dach natürlich nicht infrage gekommen. Die Fachwerkanlage im Heimerzheimer Ortskern ist eines von mehr als 460 Projekten, die die private Denkmalschutzstiftung dank Spenden und Mitteln von Westlotto aus der Lotterie Glücksspirale allein in Nordrhein-Westfalen fördern konnte.

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