Interview mit Hühnerhalter Benno Willers "Sie haben ein glückliches Leben"

Swisttal-Buschhoven · Durch seine Enkel, die nach vielen vorgelesenen Geschichten vom Leben auf einem Bauernhof mal ein echtes Huhn haben wollten, kam der Buschhovener Benno Willers aufs Huhn. Heute bevölkern sieben Hühner und sechs frisch geschlüpfte Küken die große Voliere im Garten.

 Frische Eier zu Ostern (v.l.): Adelheid und Benno Willers mit ihren Enkeln Jan und Ben Willers sowie deren Freund Linus Nehring. Die Jungs halten vor wenigen Tagen geschlüpfte Küken in den Händen.

Frische Eier zu Ostern (v.l.): Adelheid und Benno Willers mit ihren Enkeln Jan und Ben Willers sowie deren Freund Linus Nehring. Die Jungs halten vor wenigen Tagen geschlüpfte Küken in den Händen.

Foto: Fuß

Wie viele Ostereier werden Sie an den Feiertagen verspeisen?

Benno Willers: So viele Eier essen wir gar nicht. In der Woche ein bis zwei. Und natürlich sonntags. Zu Ostern versorgen wir auch unsere Großfamilie mit Eiern.

Die Schalen sind verschieden gefärbt. Auf Ihren Kartons steht „Bennos Bunte“. Wie erklärt sich die Färbung?

Willers: Das hat nichts mit dem Futter zu tun, wie viele Menschen irrtümlich glauben. Die unterschiedliche Färbung der Schalen ist allein genetisch bedingt. Die Bresse-Hühner legen creme-farbene Eier, Maran-Hühner dunkelbraune, die Rasse Araucana olivgrüne und die Welsumer beige.

Sind Eier gesund?

Willers: Das hängt letztlich von der Menge ab. Wir essen ja nicht übermäßig viele Eier. Der Verzehr unserer Eier ist unbedenklich. Meine Cholesterinwerte sind jedenfalls in Ordnung. Der Inhalt des Eis ist im Übrigen vom Futter abhängig.

Was füttern Sie denn?

Willers: Die Tiere bekommen alle unsere Küchenabfälle und Speisereste, außerdem ein Körnergemisch aus Weizen, Gerste und Mais, und auch gemahlene Knochen. Da machen die sich gleich drüber her. Hühner sind ja Allesfresser. Die größte Delikatesse ist für sie ein Wurm.

Wie sind Sie aufs Huhn gekommen?

Willers: Ich bin ja auf einem Bauernhof in Niedersachsen aufgewachsen. Dort liefen an die 50 Hühner herum. Schon als kleiner Junge habe ich mich gerne um sie gekümmert, habe sie beobachtet und gefüttert und die Küken aufgezogen. Als ich im Jahr 2000 in den Ruhestand ging und mehr Zeit hatte und meine Enkel ein Huhn haben wollten, habe ich die Glucke Pauline gekauft. Sie war zahm wie ein Hund, ist oft auf den Tisch gesprungen. Ich hatte den Kindern zuvor oft Geschichten vom Bauernhof vorgelesen.

Schaffen Ihre Hühner die Eier-Versorgung der Familie über Ostern?

Willers: Ich denke schon. Wir haben jetzt sieben Rassehühner. Die legen jeden zweiten Tag ein Ei. Die auf Legeleistung gezüchteten Hybridhühner, die 95 Prozent aller Hühner ausmachen, produzieren jeden Tag eins.

Dürfen Ihre Hühner auch mal aus der Voliere raus?

Willers: Nein, die haben auf den 20 Quadratmetern genug Auslauf. Ließe ich sie im Garten herumlaufen, würden sie überall herumscharren und Rasen und Beete mit Kot verunreinigen.

Wie alt werden Ihre Hühner im Durchschnitt?

Willers: Hühner können sechs bis sieben Jahre alt werden. Nach einem halben Jahr sind sie ausgewachsen und beginnen, Eier zu legen. Sie legen dann zwei Jahre lang. Rassehühner etwa 180 im Jahr, Hybridhühner mehr als 300. Im dritten Legejahr wird die Leistung schwächer. Im vierten Jahr kommt nichts mehr. Das ist dann auch der Zeitpunkt, an dem meine Tiere geschlachtet werden. Aber bis dahin hatten sie bei uns ein glückliches Hühnerleben, wenn man dies in solch menschlichen Kategorien formulieren darf. Sie entwickeln sich prächtig und legen viele Eier.

Haben Sie Pauline auch geschlachtet?

Willers: Nein. Sie ist eines natürlichen Todes gestorben. Zu ihr hatten wir eine engere Bindung. Sie war unser erstes Huhn und hatte auch einen Namen.

Verzehren Sie die Hühner selbst?

Willers: Ja. Wir geben aber auch welche ab. Man muss aber wissen, dass vierjährige Hühner nicht so zart sind wie die Tiere, die im Supermarkt im Kühlregal oder in der Metzgertheke liegen. Diese Hühner haben nämlich nur 38 Tage gelebt. Deren Fleisch ist dementsprechend zarter. Meine Frau kocht die Hühner bis zu drei Stunden. Braten kann man sie gar nicht, das Fleisch ist viel zu zäh.

Essen Sie überhaupt noch Eier aus dem Supermarkt?

Willers: Nein, wir haben selbst mehr als genug. Auch fürs Backen.

Worin besteht der geschmackliche Unterschied zwischen den Eiern Ihrer Hühner und denen aus dem Supermarkt?

Willers: Es gibt so gut wie keinen. Das ist alles Einbildung.

Wie pflegen Sie die Tiere?

Willers: Das Wichtigste ist, Spaß an der Haltung der Tiere zu haben. Die Fütterung mit Körnern läuft über einen Automaten. Die Voliere schützt die Tiere vor Wind und Wetter und natürlich auch vor Raubvögeln sowie vor Füchsen und Mardern. Und die Voliere ist recht einfach sauber zu halten.

Kann man Hühner „zähmen“?

Willers: Nicht wie einen Hund. Höchstens über die Futterzuteilung. Hühner picken Körner auch aus der offenen Hand.

Kann mit artgerechter Bodenhaltung die Versorgung der Bevölkerung mit Eiern gewährleistet werden?

Willers: Nicht in großem Stil. Früher war ein Ei ein Luxus-Lebensmittel, das es alle 14 Tage mal gab. Heute ist es Massenware. In der Nachkriegszeit hat ein Mensch 50 Prozent seines Einkommens für Nahrung ausgegeben, heute sind es nur noch neun Prozent. Den idyllischen ländlichen Bauernhof gibt es auch deshalb doch schon längst nicht mehr.

Unternimmt die Politik genug für den Tierschutz?

Willers: Tierschutz kann nur dann funktionieren, wenn in der gesamten EU die gleichen Regeln gelten. Besonders schlimm ist das Schreddern zuvor betäubter männlicher Küken. Die Forschung arbeitet derzeit daran, das Geschlecht der Küken schon während der Bebrütung zu erkennen. So könnte das Schreddern eines Tages überflüssig werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort