Arbeitsgemeinschaft der Heimerzheimer Georg-von-Boeselager-Schule Schüler ernten Kohlrabi und Chinakohl

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Nicht die Schnecken sind das Problem. "Aber die Kaninchen haben leider schon etwas von der Ernte weggeknabbert", ärgert sich der zwölfjährige Valentin, als er zusammen mit seinen 20 Mitschülern, Lehrerinnen und Gästen auf dem feuchten Lehmboden der 220 Quadratmeter großen Ackerfläche steht.

 Die Schüler- AG der Georg-von-Boeselager-Schule vor ihrem Insekten-Hotel.

Die Schüler- AG der Georg-von-Boeselager-Schule vor ihrem Insekten-Hotel.

Foto: Wilke Rohde

Ein kleiner Acker, mitten auf dem Schulgelände der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule. Unweit der Aula, in Sichtweite des Sportplatzes, sprießen in sorgfältig angelegten Pflanzreihen Radieschen, Chinakohl, Salat, Gartenkräuter und Kohlrabi. Einen Komposthaufen gibt es, ein Kräuterhochbeet, ein Insektenhotel und eine selbst gezimmerte Pausenbank. Trotz der diebischen Nager gedeiht es gut, in zwei Wochen soll geerntet werden.

Mit Harke und Spaten übt sich die außergewöhnliche Arbeitsgemeinschaft (AG) der Zwölf- bis 14-Jährigen darin, den Schulacker zu bestellen. Zwei Unterrichtsstunden pro Woche, 60 bis 100 Stunden pro Schuljahr sind die Schüler nachmittags während der Schulzeit aktiv.

Zum Erntedankfest, das vergangene Woche gefeiert wurde, begrüßten die Schüler an die 30 Gäste, darunter Eltern, Lehrer, die Schulleitung, Organisatoren des bundesweit laufenden Bildungsprogrammes "GemüseAckerdemie", Hedwig Henn von der Katholischen Jugendagentur Bonn, Vizelandrätin Notburga Kunert und Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner.

Direktorin Angelika Polifka begrüßte die Gäste, ehe sie an Tim (13) übergab: "Wir haben das nur geschafft, weil Sonne, Wind und Regen uns bei der Arbeit geholfen haben", freute sich der ohne Aufregung moderierende Siebtklässler. "Immer weniger Kinder wissen heutzutage, wie man Gemüse sät, pflanzt und erntet", deswegen sei das Praxisprojekt so wertvoll, lobte Petra Kalkbrenner.

Den Learning-by-doing-Gedanken hob auch Christoph Schmitz, Vorsitzender des Vereins Ackerdemia, der das Bildungsprogramm initiiert, als Erfolgsfaktor hervor. Es geht darum, Kindern nachhaltiges Wissen über den Kreislauf vor der Aussaat über die Ernte bis zu Verkauf und Verzehr praktisch zu veranschaulichen. Den Schülern soll damit ein ganzheitliches Verständnis von Landwirtschaft und gesunder Ernährung vermittelt werden.

Von März bis Oktober bewirtschaften die jungen Landwirte im Rahmen der Schul-AG den Acker. Sie säen unterschiedliche Pflanzen- und Gemüsesorten, gießen, düngen, harken, verfolgen das Wachstum der Pflanzen, ernten und verzehren die Früchte ihres Schaffens am Ende selbst. Pädagogische Besonderheit des Ganzen: Beim Schuljahreswechsel übergeben die Schüler, die im Frühjahr ackern und säen, ihr unvollendetes Werk nach den Sommerferien an die nachfolgende AG.

Die Nachfolger "profitieren auf diese Weise davon, wie gut ihre Vorgänger das Feld bestellt haben. Die Kinder lernen für ihr späteres Leben", unterstrich Notburga Kunert. "Im Kleinen wie im Großen kann jede Schülergeneration ihren Impuls setzen. Die Jugendlichen lernen auf diese Weise, verantwortlich zu handeln und sich für den gemeinschaftlichen Erfolg zu engagieren", hob Schmitz die pädagogischen Ziele des Schulprojekts hervor.

Deutschlandweit nehmen 20 Schulen an diesem Projekt teil. Dabei sind sie auf Spenden und Förderung angewiesen. Mit dem Programm "social entrepreneurship" trägt an der Heimerzheimer Sekundarschule die Deutsche Bank Stiftung maßgeblich zur Verwirklichung bei. Jörg Eduard Krumsiek erinnerte stellvertretend für die Stiftung daran, dass "wir Menschen von der Natur abhängig sind".

Zu den Klängen der Trommelband der Schule feierten die Kinder bei Kaffee und Kuchen, was morgen im Kochtopf landet.

Die Gemüse-Ackerdemie ist online auf www.ackerdemia.de zu finden.

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