Alternative Bestattung Pläne für Beerdigungswald in Heimerzheim gehen voran

Swisttal · Auch nach dem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts vom September vergangenen Jahres gehen die Überlegungen für den Beerdigungswald an Burg Heimerzheim weiter.

 Eine Plakette zur Markierung einer Grabstätte hängtan einem Baum im Bestattungswald "Friedwald Uetzer Herrschaft" bei Uetze .

Eine Plakette zur Markierung einer Grabstätte hängtan einem Baum im Bestattungswald "Friedwald Uetzer Herrschaft" bei Uetze .

Foto: picture alliance / Julian Strate

Meterhohe Baumriesen liegen trotz ihres weit verzweigten Wurzelwerks vom Wind entwurzelt im Park der Burg Heimerzheim. Wegen der nicht nachlassenden Regenfälle dieses Winters und des vielerorts aufgeweichten Bodens hatten die beiden jüngsten Winterstürme leichtes Spiel. „Diese Stürme führen uns vor Augen, dass rascher Handlungsbedarf besteht“, sagt Paul Freiherr von Boeselager.

Die Pläne für einen Friedwald im Park der Heimerzheimer Burganlage möchte die Familie von Boeselager nicht leichten Herzens beerdigen. Auch nach dem Urteil des Kölner Verwaltungsgerichts vom September vergangenen Jahres, die naturschutzrechtliche Befreiung des rund 37 Hektar großen Geländes durch den Rhein-Sieg-Kreis zu kippen, gehen die Überlegungen für den Beerdigungswald weiter, wie Paul von Boeselager im Gespräch mit dem GA sagt.

Die Nutzung des öffentlich zugänglichen Burgparks als Friedwald streben die Boeselagers an, um die Pflege und die Erhaltung der teils alten und wertvollen Baumbestände weiterhin finanzieren zu können. „Wir sind da schließlich in der Verkehrssicherungspflicht“, sagt von Boeselager. Heißt: Sind die Gefahren durch marode Altbäume zu groß, müsste die Familie den Zugang zum Park sperren.

Urnen sollen an den Wurzeln beigesetzt werden

Der Beerdigungswald soll in Trägerschaft der Gemeinde Swisttal in Kooperation mit der Verwaltung Freiherr von Boeselager von der Firma Friedwald GmbH aus Griesheim bei Darmstadt betrieben werden. Bei dem Gelände in Heimerzheim handelt es sich um ein denkmalgeschütztes Gesamtensemble aus historischer Burganlage samt Wassergraben mit einem historisch entwickelten Landschaftspark.

Mitten im Wald – an den Wurzeln der Bäume – sollen die Urnen der Verstorbenen beigesetzt werden. Eine Grabpflege ist demzufolge nicht vorgesehen. Im Oktober 2015 hatte die Kreisverwaltung die Gemeinde Swisttal von den Vorgaben des Landschaftsplans befreit (der GA berichtete). Dieser Befreiung waren intensive Gespräche unter anderem mit dem Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises vorausgegangen. Diesem Gremium gehören 16 unabhängige Vertreter verschiedener Gruppierungen, darunter der Umweltverband BUND oder Vertreter von Forst- und Landwirtschaft, an.

Die Richter des Verwaltungsgerichts hatten im September entschieden, dass die Genehmigung durch den Kreis rechtswidrig ist, da die Bedingungen für die Befreiung nicht erfüllt sind. Geklagt hatte der NRW-Landesverband des BUND. Wie Katja Eschmann, Pressesprecherin des Rhein-Sieg-Kreises, auf GA-Anfrage erklärt, habe der Kreis gegen den Richterspruch nach eingehender Prüfung keine Rechtsmittel eingelegt. Somit ist das Urteil aus dem September vergangenen Jahres rechtskräftig. „Wir warten aktuell auf das Ergebnis der Prüfung durch den Eigentümer, ob er an dem Vorhaben weiterhin festhalten möchte“, sagt Eschmann. „Sollte er sich dazu entschließen, gilt es, die vom Gericht aufgeworfenen Verfahrensfragen zu klären.“

Wege und Parkplätze sind bereits vorhanden

Die Familie von Boeselager möchte „in Bälde“ zusammen mit der Gemeinde und dem Kreis klären, ob und wie die Voraussetzungen für einen Friedwald geschaffen werden können. „Die Richter des Verwaltungsgerichts haben ihre Ablehnung auf formale Gründe gestützt, nicht aus tatsächlich fachlichen Erwägungen“, sagt von Boeselager. Ein Gespräch mit der Gemeinde hat bereits stattgefunden, ein trilaterales mit Kommune, Kreis und Eigentümern steht noch aus.

Einer von den Kölner Verwaltungsrichtern im Urteil eingeräumten Änderung des Landschaftsplanes, um den Friedwald doch noch zu ermöglichen, räumt von Boeselager nur geringe Chancen ein, da der zeitliche Ablauf für solch eine Planänderung kaum abzuschätzen sei. „Es lässt sich schwerlich abklären, wie viel Zeit solch eine Planänderung in Anspruch nimmt“, sagt von Boeselager. Auch diese Frage soll in den Konsultationen zusammen mit Kreis und Kommune erörtert werden.

Bereits während der Gespräche mit dem Beirat bei der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Sieg-Kreises sei die Familie eine Fülle von Zugeständnissen eingegangen, um das Gesamtprojekt ermöglichen zu können. Dabei seien etwa bauliche Veränderungen nicht vonnöten, um den Friedwald zu realisieren, so von Boeselager. „Die Wege, sogar Parkplätze – alles ist bereits vorhanden.“

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