Kirche in Odendorf Pfarrei hat 100.000 Euro zu viel ausgegeben

SWISTTAL-ODENDORF · Schon zum Jahreswechsel dachte der katholische Kirchenvorstand in Odendorf an Schließung, obwohl das Erzbistum Köln seit 14 Monaten über die Schieflage informiert sei. Dieses stellt ein Softwareproblem als Ursache in Zweifel.

 In finanzielle Schwierigkeiten ist die katholische Gemeinde Odendorf geraten. Die beiden Kirchen und das Pfarrheim kosten Geld.

In finanzielle Schwierigkeiten ist die katholische Gemeinde Odendorf geraten. Die beiden Kirchen und das Pfarrheim kosten Geld.

Foto: Vogel

Die wirtschaftliche Lage der Kirchengemeinde Sankt Petrus und Paulus Odendorf ist mehr als angespannt. „Die Dramatik ist da. Wir hatten schon gedacht, dass wir zum 1. Januar 2019 alle Türen schließen müssten“, stellte der Kämmerer des Kirchenvorstands (KV), Ludwig Schulze Pröbsting, fest. Der Kirchenvorstand informierte die Gemeindemitglieder in der Kirche. „Wenn wir als KV gewisse Anträge ablehnen, sollen Sie wissen, warum wir das tun. Wir wollen Verständnis erreichen und ein Bewusstsein schaffen, dass wir kaum noch Spielraum haben. Wir haben in den letzten zehn Jahren rund 100.000 Euro mehr ausgegeben, als wir tatsächlich hatten“, so der Kämmerer.

Und nannte auch die Ursache: „Das MACH-Software-System hat über mehrere Jahre falsche Daten geliefert. Wir haben als Kirchenvorstand immer nur positive Zahlen aus dieser Buchhaltung präsentiert bekommen. Erst als im Jahr 2018 die ersten Bilanzen für die Jahre 2008 bis 2016 vorgelegt wurden, wurde die finanzielle Schieflage erkannt.“

Tatsächlich befinden sich in der allgemeinen Rücklage ungefähr rund 8500 Euro. „Das ist nicht viel Spielmasse, um damit die laufenden Kosten auszugleichen. Es muss ständig mit der Liquidität jongliert werden, um Rechnungen bezahlen zu können“, sagte Schulze Pröbsting. „Für das Jahr 2019 weist der Wirtschaftsplan ein Minus von rund 10.000 Euro aus“, so der Kämmerer.

Enger Austausch mit Erzbistum seit über einem Jahr

Seit etwa 14 Monaten sei der KV in engem Austausch mit dem Erzbistum. Auch habe man Gespräche geführt, wen man gegebenenfalls haftbar machen könne. „Aber beweisen Sie mal, dass die Buchhaltung schuld war“, so der Kämmerer. Zumindest habe aber das Erzbistum dem KV grünes Licht gegeben, die Ausgaben für das Jahr 2019 noch, wie im Wirtschaftsplan vorgesehen, machen zu dürfen.

Schon ein einziger Posten macht die Dramatik deutlich: Von den im Wirtschaftsplan vorgesehenen Ausgaben für Instandhaltung von 5700 Euro sind schon 4000 Euro für die erforderlichen Reparaturen der „kleinen“ Kirche Sankt Petrus und Paulus fest verplant. Da bleibt nicht mehr viel für die Instandhaltung der anderen Gebäude in der Kirchengemeinde. „Es darf halt nichts kaputt gehen“, so der KV.

Die ältere Kirche aus dem 12. Jahrhundert, ein Kleinod von historischer Bedeutung in der gesamten Region, hatte der KV aus Sicherheitsgründen wegen eklatanter Mängel am Schaltkasten geschlossen. „Wir als Kirchenvorstand sind haftbar, wenn wir grob fahrlässig handeln. Wäre etwas passiert, hätten wir als Kirchenvorstand mit unserem persönlichen Hab und Gut gehaftet“, erklärte der stellvertretende geschäftsführende Vorsitzende, Hans Ulrich Büchting.

Gemeinde fragt: "Die Kirche ist doch reich?"

„Es heißt immer, die Kirche ist ja reich. Warum also müssen wir dann sparen?“, griff Kämmerer Schulze Pröbsting die vielfach von Gemeindemitgliedern gestellte Frage auf. Die Begründung entwickelte er anhand einer verständlichen Darstellung des komplexen Zahlenwerks der Finanzsituation mit ihren spezifischen kirchenrechtlichen Vorgaben und Zwängen, der auch die Gemeinde Sankt Petrus und Paulus Odendorf unterliegt.

Großer positiver Posten: die Wilkens-Stiftung mit 710.377 Euro aus dem Nachlass des Ackerers Johann Wilhelm Heinrich Wilkens von 1878 für die Pflege und Unterstützung armer Waisenkinder, armer Kranker und hilfsbedürftiger Greise, und zwar ohne Unterschied der Konfession, in der Gemeinde Odendorf. Aber: „Das ist getrennt zu sehen von der Kirchengemeinde. Es ist festgelegtes Geld, das der Kirchenvorstand nach dem Stifterwillen verwaltet.“

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