Ausbildungen in der Region Perspektiven für berufliche Spätstarter

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Nasibullah Hamidi hat seinen Traumjob gefunden. Seit dem 1. August macht der Afghane eine Ausbildung zum Elektroniker im Fachbereich Energie und Gebäudetechnik beim Heimerzheimer Unternehmen J. Schulz Elektroinstallationsgesellschaft. Mit seinen 25 Jahren ist er ein sogenannter Spätstarter

 Können aufeinander zählen: Geschäftsführer Norman Wilke (rechts) mit Azubi Nasibullah Hamidi.

Können aufeinander zählen: Geschäftsführer Norman Wilke (rechts) mit Azubi Nasibullah Hamidi.

Foto: Axel Vogel

Hamidis Vermittlung ist ein Erfolg für die Initiative "AusBildung wird was - Spätstarter gesucht" der Agentur für Arbeit, die seit Januar 2014 bundesweit läuft. Ziel ist es, junge Erwachsene ab einem Alter von 25 Jahren ohne Berufsabschluss für eine abschlussorientierte Qualifizierung zu gewinnen.

Hamidi ist einer von drei Auszubildenden, die im vergangenen Jahr bei dem Swisttaler Unternehmen angefangen haben. Schalter, Lampen und Bewegungsmelder installieren sind einige der Tätigkeiten, die der junge Mann in den nächsten drei Jahren lernen wird. Für seine Ausbildung ist Hamidi mit seiner Frau Saliha, die Informationswirtschaft an der FH-Köln studiert, und Tochter Madina von Bonn nach Heimerzheim gezogen. "Ich bin so glücklich, dass ich die Ausbildung anfangen konnte. Ich finde es ganz toll hier", begeistert sich der junge Mann in einwandfreiem Deutsch. Seit 2011 wohnt er in Deutschland. In Bonn besuchte er nach einem Sprachkursus die internationale Förderklasse, die er mit dem Realschulzeugnis verließ. Es war nicht einfach für den Familienvater, eine Ausbildungsstelle im handwerklichen Bereich zu finden. "Die Praktika, die ich während der Schulzeit absolvieren musste, waren eher im sozialen und kaufmännischen Bereich und hatten nichts mit Handwerk zu tun."

70 Bewerbungen habe er geschrieben bis er, dank der Vermittlung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, ein Praktikum bei der Heimerzheimer Firma absolvieren konnte. "Das positive Feedback der Meister nach dem Praktikum und der Eingangstest für alle Azubi-Bewerber gaben den Ausschlag", begründet Geschäftsführer Norman Wilke die Entscheidung für den 25-Jährigen, die er nicht bereut. "Hamidi bringt sich ein, ist teamfähig, engagiert und motiviert", lobt Wilke. Seit vier Jahren stellt Wilke Auszubildende oder Mitarbeiter ein, die schwerer zu vermitteln sind als Bewerber mit geradlinigem Lebenslauf. So gehört zu seinen 22 Mitarbeitern auch ein Kollege, der an Parkinson leidet. "Es sind alles wertvolle Mitarbeiter.Wir haben gute Erfahrungen mit Leuten gemacht, die nicht immer einen geradlinigen Lebensweg nachweisen können", so der Geschäftsführer.

Die Befürchtung eines künftigen Fachkräftemangels lässt ihn neue Wege gehen. "Denn die steigenden Anforderungen in der Ausbildung erfüllen viele heutige Schulabsolventen nicht mehr, da oft Kenntnisse in Mathematik und Deutsch fehlen", so Wilke. Er und seine Meister helfen "ihren" Azubis auch, wenn die in der Berufsschule mal etwas nicht verstanden haben. "Ich habe manchmal Probleme, die Fachsprache zu verstehen. Und da haben zwei Meister mit mir gelernt", freut sich Hamidi, der seine Klausur so mit einer befriedigenden Leistung abschließen konnte.

Bei der J. Schulz Elektroinstallationsgesellschaft, Dützhofer Straße 17 in Heimerzheim, findet am Montag, 16. März, 10.30 Uhr, die Auftaktveranstaltung der Agentur für Arbeit zur "Woche der Ausbildung" statt, die unter dem Motto "Die Auszubildenden von heute sind die Fachkräfte von morgen" steht. Informationen unter www.arbeitsagentur.de

Arbeitslosenzahlen

Bei der Agentur für Arbeit Bonn/ Rhein-Sieg waren im Dezember 2014 insgesamt 7306 Männer und Frauen zwischen 25 und 35 Jahren arbeitslos gemeldet. 3958 von ihnen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung. Von diesen knapp 4.000 Personen werden 74,3 Prozent in den Jobcentern beraten und bereut. 2014 begannen im Bereich der Agentur und der beiden Jobcenter 302 junge Menschen eine berufliche Qualifizierung.

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