Senioren-Fahrercheck in Swisttal Mit dem Fahrlehrer auf Achse

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Beim „Fahr-Fitness-Check“ beweist Ortsvorsteher Hermann Leuning seine Fahrtauglichkeit. Er will beweisen, dass man auch im höheren Alter sicher fahren kann und gleichzeitig das Sicherheitsangebot des ADAC unterstützen.

 Auch mit seinen 78 Jahren ist Heimerzheims Ortsvorsteher Hermann Leuning noch gerne mit seinem Wohnmobil auf Achse. Wilfried Rang (r.) machte mit ihm den freiwilligen „Fahr-Fitness-Check“ des ADAC.

Auch mit seinen 78 Jahren ist Heimerzheims Ortsvorsteher Hermann Leuning noch gerne mit seinem Wohnmobil auf Achse. Wilfried Rang (r.) machte mit ihm den freiwilligen „Fahr-Fitness-Check“ des ADAC.

Foto: Markus Rietschel

Blinker links und mit brummendem Motor setzt sich das fünfeinhalb Meter lange Wohnmobil in Bewegung. Das Cockpit des Gefährts gleicht einem Wohnzimmer, eingerichtet mit Erinnerungen und Andenken aus ganz Europa. Am Steuer sitzt der Heimerzheimer Ortsvorsteher Hermann Leuning. Er ist heute jedoch nicht auf dem Weg in den Urlaub, und auch der Zweck dieser Fahrt hat einen eher ernsten Hintergrund.

„Sobald ein älterer Mensch in einen Unfall verwickelt wird, werden direkt vorschnelle Schlüsse gezogen“, kritisiert der 78-Jährige. Er will beweisen, dass man auch im höheren Alter sicher fahren kann und gleichzeitig das Sicherheitsangebot des ADAC unterstützen. Dieser bietet über viele regionale Fahrschulen Überprüfungsfahrten für eingeschränkte oder ältere Verkehrsteilnehmer an. „Mit Verantwortung mobil bleiben“, heißt der Werbeslogan, mit dem der ADAC für freiwillige „Fahr-Fitness-Checks“ wirbt. Leuning gefällt diese Idee. „Das sagt alles aus!“, meint er in Richtung Beifahrersitz. Dort hat Fahrlehrer Wilfried Rang Platz genommen. Mit einem Einweisungslehrgang und regelmäßigen Treffen zum Erfahrungsaustausch hat er die Qualifikation erworben, solche Überprüfungsfahrten anzubieten. Den Begriff Prüfung hält er jedoch für Irreführend. „Ich sehe mich in solchen Stunden als Beifahrer und nicht als Fahrlehrer“, sagt er.

Und tatsächlich: Nach kurzer Einweisung fahren die beiden durch die Stadt, übers Land und auch ein kleines Stück über die Autobahn. Dabei unterhalten sie sich über alles mögliche: Vergangene und geplante Urlaube, das 25 Jahre alte Wohnmobil oder wie Leuning damals seinen Lkw-Führerschein für 120 D-Markt gemacht hat. Rang weiß aus regelmäßigen Treffen mit anderen Fahrlehrern, wie wichtig eine gute Atmosphäre bei der Fahrt ist. Nur so könne man realitätsnah den normalen Fahrstil und etwaige Einschränkungen beobachten. „Wir versuchen auch gar nicht den individuellen Fahrstil zu ändern, sondern wollen auf eventuelles Verbesserungspotenzial hinweisen“, erklärt er. Ziel dabei sei, dem Fahrer ein ehrliches Feedback zu geben und Tipps und Vorschläge zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr zu geben.

Angestoßen wird die Diskussion um verpflichtende Überprüfungen immer wieder, wenn schwere oder kuriose Unfälle mit alten oder sehr alten Fahrern passieren. Dabei sind laut statistischem Bundesamt Fahrer ab 65 für 14 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden verantwortlich. Mit einem Anteil von 21 Prozent an der Gesamtbevölkerung, stellen sie aber im Verhältnis ein deutlich geringeres Risiko als andere Altersgruppen dar. In den europäischen Nachbarländern gibt es bereits altersbezogene Regelungen: So gilt der Führerschein in Dänemark, Frankreich, Großbritannien oder Irland nur bis zum 70. Geburtstag, danach ist eine ärztliche Untersuchung notwendig. In Italien oder Portugal wird beispielsweise ab 50 Jahren ein Gesundheitszeugnis verlangt, andere Länder haben eine ähnliche Grenze bei 60, 65 oder 70 Jahren.

Viele Interessenverbände, wie auch das Forum Senioren Meckenheim, fürchten indes um das Recht einer fortwährenden Souveränität im hohen Alter. Deren Vorsitzenden Erika Neubauer findet in Bezug auf eine altersbezogene Überprüfung klare Worte: „Wir wehren uns dagegen, dass wir alle drei Jahre zur Prüfung müssen!“.

Unterstützung dürfte sie indes auch von unerwarteter Seite bekommen. Laut einer Statistik vom Kraftfahrt-Bundesamt werden fast die Hälfte aller verkauften Neuwagen von Personen über 55 Jahren zugelassen. Zusammen mit der Liquidität und der Stellung des Autos als Statussymbol stellt diese Personengruppe eine attraktive Zielgruppe für die Automobilhersteller dar. Deren Interesse kann eine etwaige Abschreckung und Aussiebung der potenziellen Käuferschicht nicht sein.

Wilfried Rang zeigt sich indes zufrieden mit der heutigen Fahrt. In der anschließenden Auswertung ist er voll des Lobes: „Es hat mir insgesamt sehr gut gefallen! Trotz unserer Unterhaltung hat er ständig den Verkehr beobachtet und ist vorausschauend gefahren.“

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