Kabarett in Swisttal Kreaforum fast komplett in Männerhand

Swisttal-Morenhoven · Bei den 29. Morenhovener Kabarett-Tagen wechseln sich Wiederholungstäter und Neuentdeckungen auf der Bühne ab.

 Otto Jaus

Otto Jaus

Foto: Kreaforum Morenhoven

29: Die Zahl hat doch 'was. Nicht nur, um sein eigenes Alter damit zu frisieren. Nein, auch die Morenhovener Kabarett-Tage sind „erwachsen“ und holen vor dem 30-jährigen Bestehen 2017 noch einmal tief Luft – mit einem Programm, das es in sich hat: mit Puppenspiel und Chansons, Stand-up-Comedy und selbstredend mit politisch-ironischen Tönen. Den Anfang machen am 14. Oktober zwei Künstler, die im März 2014 auf der Bühne des Kreaforums ein Konzert im Xl-Format gegeben haben: Ingo Insterburg und Lothar „Der Black“ Leichleiter sind Wortakrobaten, Dichter, Liedermacher, Sänger, Instrumentalisten und Gesellschaftskritiker. Sie waren in den 1970er Jahren als „Blödelbarden“ bundesweit bekannt und haben als „Insterburg & Co“ sowie „Schobert und Black“ in ausverkauften Sälen gespielt. Ihre „Höhepunkte aus zwei Künstlerleben“ reichen von Limericks und selbst erfundenen Instrumenten bis zu Friedens- und Freiheitsliedern.

Neu in Morenhoven, aber inzwischen schon mit seinem fünften Programm auf Tour ist Fatih Cevikkollu aus Köln: Schauspieler, Komiker und Kabarettist mit türkischen Wurzeln. Für „Fatihland“ wurde er 2006 mit dem Prix Pantheon Jurypreis ausgezeichnet. Wer sich bereits Karten für „Emfatih“ am 15. Oktober gesichert hat, kann sich glücklich schätzen, die Vorstellung ist ausverkauft.

Ebenso wie die „Schlachtplatte“ – bei der Cevikkollu am 8. Januar 2017 zusammen mit Robert Griess, dem Duo Ape & Feuerstein sowie Lioba Albus das Jahr 2016 seziert – und die Verleihung der Morenhovener Lupe an Bernhard Hoecker am 18. November. Bliebe aber noch zu erwähnen, dass Künstler, die in Morenhoven auftreten, gemeinhin zur Wiederholungstat neigen – wie die vergangenen 28 Jahre gezeigt haben.

Ebenfalls mit Preis im Gepäck – dem renommierten „Passauer Scharfrichterbeil“ 2015 – tritt am 21. Oktober Robert Alan an. Der gebürtige Würzburger erhielt die Auszeichnung für seine nonchalante Art, sich an der eigenen Generation und dem Selbstoptimierungswahn dieser Zeit abzuarbeiten. Bei der Verleihung in Passau war er übrigens genau 29 Jahre alt.

Etwas mehr „auf der Uhr“ hat die Kabarettistin Barbara Kuster (Jahrgang 1949), die sich selbst als „Potsdamer Urgestein“ beschreibt und schon auf fast allen Kabarett-Bühnen Deutschlands gestanden hat. Als „freie Radikale“ debütiert sie in Morenhoven am 22. Oktober mit dem Programm „Viva Walküre“. Otto Jaus –1983 in Wien geboren und eben dort einst ein Sängerknabe – war an der Oper, beim Musical und beim klassischen Schauspiel, bevor er sich ans Klavier setzte, um sein Publikum mit einem „musikalischen Amoklauf“ kreuz und quer durch alle Genres darstellender Kunst zu unterhalten – zu erleben am 28. Oktober. Und wie's sich fügt – der österreichische Kabarettpreis 2014 ist seiner. Noch ein neues Gesicht zeigt am 29. Oktober, Ludger K. (usenberg) mit „Hilfe, ich werd' konservativ!“. Ernsthaft Sorgen braucht man sich aber nicht zu machen, denn dazu fehlt dem Vielbeschäftigten schlichtweg die Zeit. So konzipiert er beispielsweise auch Shows für das Varietétheater GOP und für Roncalli. „Und jetzt die gute Nachricht“: Nur ein Jahr Pause hat Uli Masuth eingelegt, da zog es den ehemaligen Komponisten, Kabarettisten und Wahl-Weimarer schon wieder ins Kreaforum. Wobei seine Ankündigung (siehe oben) in einschlägigen Kreisen fast schon eine Provokation ist: Wer Kabarett macht, hat keine guten Nachrichten. Und falls doch, was steckt in Wahrheit dahinter? Das kann und soll Masuths Publikum am 4. November selbst beurteilen. Und sich am 5. November ganz entspannt zurücklehnen, wenn Evi Niessner mit „Chanson Divine“ 100 Jahre Edith Piaf feiert: den Spatz von Paris, eine veritable Drama Queen und eine Stimme, die mit den Oktaven nur so gespielt hat: Gänsehaut garantiert. Ein paar reichlich schräge Assistenten bringt der Comicautor und Comiczeichner Joe Heinrich – „Puppenspieler vom BR“ – am 19. November, mit auf die Bühne des Kreaforums: Seine Politpuppen „Söder, Aigner und Merkel“ besitzen bei bayerischen Satire-Fans längst Kultstatus. Und sie sind dabei nicht allein. „It's Showtime“ heißt nun Heinrichs erstes abendfüllendes Soloprogramm.

Wer Klaus-Jürgen Knacki Deuser ist, muss man vielleicht noch denen erklären, die noch nie zuvor Kabarett oder Comedy im Fernsehen gesehen haben und auch grundsätzlich kein Radio hören: Formate wie NightWash, Comedy-Lab, die 1Live Hörsaal-Comedy, die SWR3 Spaßkantine oder auch das Deutsche Stand-up Festival tragen seine Handschrift. Aber am liebsten steht er selbst auf der Bühne. „Seltsames Verhalten“? Mitnichten., So heißt sein Stand-up, das er am 25. November in Morenhoven präsentiert. 2014 gab er dort sein Debüt; ebenso wie Uli Masuth.

Noch solch ein guter Bekannter ist Matthias Brodowy – Träger des Deutschen Kleinkunstpreises 2013, dem Kabarett-Oscar – , der nach seinen Morenhovener Gastspielen 2001, 2003, 2005 und 2013 am 26. November zurückkehrt, um die „Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ zu karikieren.

Axel Pätz wiederum, der bereits 2010 und 2013 seine Finger über die schwarzen und weißen Tasten hat fliegen lassen, ruft am Freitag, 2. Dezember, zur Gelassenheit auf. „Chill mal!“ lautet der Titel seines neuen Programms. Frische Ware hat am 3. Dezember auch Nepo Fitz dabei, der jetzt – so wie Kollege Pätz – den Morenhovener Hattrick voll macht. Und nach „Pimpftown – Wie werde ich ein Mann?“ und „Brunftzeit - Wildwechsel & Liebestaumel“ ist offenbar Schluss mit solch juvenilen Faxen. Jetzt wird es „Dringend“: So hat er sein selbst ernanntes Solo-Rockkabarett-Spektakel genannt. In aller Bescheidenheit. Und mit unüberhörbarem Augenzwinkern.

Der Kartenshop im Internet wird am Donnerstag, 1. September, 10 Uhr, unter www.kreaforum.de freigeschaltet. Der Abend mit Fatih Cevikkollu, die Verleihung der Lupe und die Schlachtplatte sind bereits ausverkauft

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