Auszeichnung Klimapate aus Swisttal setzt auf erneuerbare Energie

SWISTTAL-HOHN · Wenzel Gehlen aus Hohn, betreibt ein Kleinwindrad und eine Photovoltaikanlage ist damit weitgehend autark. Das Windrad produziert bis zu 9,5 Kilowatt Strom. Ehrung als Klimapate des Jahres.

Parkplatzprobleme sind eigentlich unbekannt in Swisttals Bullerbü. Es sei denn, es steht etwas Besonderes in dem idyllischen Wohnweiler Hohn an. Beispielsweise die Würdigung von Wenzel Gehlen als „Klimapate des Jahres 2018“ durch die Rhein-Voreifel Projektgruppe „Energie und Klima“. Zwar waren die meisten Gratulanten mit dem Fahrrad angereist, aber auch etliche, die weiter weg wohnen, hatten das Auto genommen.

Dazu gehörten nicht nur viele der mehr als 120 Klimapaten der vergangenen Jahre, sondern ebenso Schul- und Studienkollegen von Wenzel, promovierter Landwirt im Ruhestand. Hinzu kamen Familie, Freunde und Nachbarn.

Als sichtbares Zeichen überreichten der Vorsitzende der Projektgruppe und des Klimapaten-Netzwerks der Klimaregion Voreifel, Hermann Schlagheck, und der interkommunale Klimaschutzmanager der sechs linksrheinischen Kommunen, Tobias Gethke, dem Preisträger ein Glasobjekt. Dieses zeigt eine kleine Erde und den Schriftzug „Herr Dr. Wenzel Gehlen/Klimapate des Jahres 2018/ Kleinwindanlage & Photovoltaik“.

Windrad und Photovoltaik-Anlage

Das Objekt, um das sich buchstäblich alles dreht, ist schon von Weitem zu sehen: ein Kleinwindrad auf eigenem Grund und Boden. Mit einer Nabenhöhe von 24 Metern, einschließlich Rotoren mit einer Gesamthöhe von 27,5 Metern, erzeugt es bei 65 bis 100 Umdrehungen pro Minute 9,5 Kilowatt Strom. Doch ist das Kleinwindrad nicht Gehlens einziges Klimaschutzprojekt, wie Klimaschutzmanager Gethke sagte.

So wurde Gehlens Wohnhaus 2007 energetisch saniert und schließlich 2012 auf dem Dach eine Photovoltaik-Anlage mit einem Leistungsvermögen von ebenfalls 9,5 Kilowatt installiert. Damit gehört die Familie in puncto Stromversorgung zu den Selbstversorgern.

„Von Kindheit an bis heute hat mich die Frage nach einem autarken Leben beschäftigt“, sagte Wenzel Gehlen. Schon in den 50er Jahren als kleiner Junge auf dem elterlichen Hof im Kreis Düren habe ihn die klimafreundliche Energieerzeugung interessiert. Denn: „Wir hatten alles, nur eins nicht: Energie.“ Angesichts der Stromausfälle stellte er seinem Vater die Frage nach einer Windmühle nach holländischem Vorbild, ohne Resonanz bei ihm zu finden. Dennoch ließ ihn die Idee nicht mehr los. Und als er irgendwann an einem Haus in Euskirchen-Kuchenheim ein alleinstehendes Kleinwindrad entdeckte, war dem ehemaligen Bayer-Mitarbeiter klar: „Wenn das dort geht, geht es in Hohn auch.“

Bestätigt fühlte sich Gehlen durch den Beschluss des Bundestags zur Energiewende im Jahr 2012, den er als „dritten Meilenstein“ auf seinem Weg zu einem energetisch möglichst selbstbestimmten Leben sieht.Mit seinem Eintritt in den Ruhestand Ende 2014 machte sich Gehlen endlich an die Realisierung der Kleinwind-Anlage, die jedoch mit diversen Hürden bei den Behörden verbunden war. Im April 2016 wurde der Bauantrag bei der Kreisverwaltung in Siegburg gestellt, nach vielen planerischen Vorüberlegungen. Der Rat der Gemeinde Swisttal erteilte im Juni 2016 zunächst kein Einvernehmen, verschob den Beschluss auf einen späteren Zeitpunkt. Anfang 2017 hatte es den Anschein, als könnte das Projekt wegen eines Vorkommens des Roten Milan, der in der Roten Liste NRW als gefährdet geführt und somit als streng geschützt eingestuft wird, gänzlich scheitern.

Dank und Glückwünsche vom Bürgermeister

„In seiner ganzen Leidenszeit“, so Projektgruppenleiter Schlagheck, habe Gehlen viel Unterstützung erfahren, vor allem durch das Fachbüro Ginster Landschaft + Umwelt. Kreis und Kommune erteilten schließlich 2017 ihre Zustimmung, und am 5. April 2018 stand dann die Anlage auf ihrem Sockel in der Wiese. Swisttals stellvertretender Bürgermeister Manfred Lütz gratulierte Gehlen und dankte dessen Wegbegleitern, Schlagheck und Gethke für deren Engagement.

Seit 2011 existiert das Klimapaten-Netzwerk, um den Menschen im Linksrheinischen, von Alfter bis Wachtberg, Klimaschutz und Energieeffizienz näher zu bringen. Denn für viele seien dies leere abstrakte Begriffe, meinte Schlagheck. „Wenn wir sie nicht an Beispielen zeigen, werden sie nicht registriert.“

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