Kultur Kabarett-Tage und Kreaforum in Morenhoven feiern Geburtstage

SWISTTAL-MORENHOVEN · Morenhovener Kabarett-Tage und Kreaforum feiern ihre runden Geburtstage. Mit der Morenhovener Lupe wurden neben anderen bereits Hanns Dieter Hüsch, Konrad Beikircher, Willibald Pauels und Gregor Gysi ausgezeichnet.

Morenhoven? Wo liegt das denn? – Diese Fragen stellt mit Sicherheit niemand mehr, der in der deutschen Kabarettszene bewandert ist. Denn spätestens seit es den Kleinkunstpreis „Morenhovener Lupe“ gibt, hat das knapp 1800 Einwohner zählende Dorf an der Swist deutschlandweite Bekanntheit erlangt. Immerhin zählen Größen wie Konrad Beikircher und Hanns Dieter Hüsch, Richard Rogler, Volker Pispers, Ludger Stratmann und Urban Priol zu den Preisträgern. Aber auch an Politiker wie etwa Gregor Gysi, er hat 2017 in Morenhoven die Lupe entgegengenommen, ging die Auszeichnung als Anerkennung „für Mitmenschen, die sich in ganz besonderer Weise der Sprache bedienen“.

Die Morenhovener Kabarett-Tage der Krea-Initiative „Kuss – Kultur und Spektakel im Swisttal“ feiern vom 8. bis 13. Juni ihr 30-jähriges Bestehen, die Kreativitätsschule Morenhoven (Krea) zugleich ihr 40-jähriges Bestehen. „Manchmal wundern wir uns selbst, dass es so etwas wie die Krea in einem kleinen Dorf wie Morenhoven auch nach 40 Jahren noch gibt“, räumt selbst der Vorsitzende Klaus Grewe ein.

Der Doppelgeburtstag ist Anlass für eine mehr als 200 bebilderte Seiten umfassende Festschrift, die unter dem Titel „Und das in unserem Dorf!“ auf die Entstehung und die nicht immer einfache Historie der Kulturinitiative zurückblickt.

Familie Tenberken

An die Anfänge der „Jugendkunst- und Kreativitätsschule Morenhoven“ (Krea) erinnern sich Jakob Baars, Inge Müller und Cornelia Tenberken in der Festschrift. Zu den Neubürgern, die in den 1970er Jahren in ein Morenhovener Baugebiet zogen, gehörte 1973 Familie Tenberken mit ihren beiden Kindern. Cornelia Tenberken begann mit Kindern des Dorfes, Musik-, Tanz- und Theaterspiele zu entwickeln. Es machten immer mehr Eltern und Kinder mit, stellten gemeinsam Kostüme, Requisiten und Kulissen her. Nach dem Beispiel von Jugendkunstschulen in Nordrhein-Westfalen kam es so schließlich zur Gründung des Vereins „Jugendkunst- und Kreativitätsschule Swisttal-Morenhoven“, dessen erste Vorsitzende Cornelia Tenberken wurde und die 1978 ihren Betrieb aufnahm.

Finanzielle Unterstützung kam auch von der Gemeinde Swisttal und vom Rhein-Sieg-Kreis. Ende 1980 wurde der Name in „Kreativitätsschule Morenhoven – Spektakel“ geändert. 1983 zog die Krea in die Alte Schule Morenhoven ein, wo Theaterbühne, Werkstatt und Küche eingerichtet wurden.

„Es gab durchaus Höhen und Tiefen“, erinnert sich Grewe. Die erste Krise kam, als fast zehn Jahre nach Krea-Gründung die öffentlichen Gelder stark gekürzt wurden. Während das andernorts zum Aus für die Kreativitätsschulen führte, wurden bei den Morenhovenern der Ehrgeiz und die Kreativität geweckt. „Es war klar, dass der Erhalt der Krea nur zu erreichen war, wenn wir ihr Programm um ein Kulturangebot für die Eltern der Krea-Kinder erweiterten. Schließlich erhofften wir uns zusätzliche Einnahmen“, so Grewe. Es wurde eine Reihe von Genres der Kulturarbeit ausprobiert. „Aber es kam alles nicht so an, bis wir beim Kabarett blieben“, sagte er. „Aber nicht einfach nur Kabarett, sondern wir setzten noch einen drauf: die Morenhovener Lupe.“ Erst später wurde den Akteuren klar, dass es bis dato nur zwei Kleinkunstpreise in Deutschland gab. Grewe: „Wir waren der dritte.“

Die zweite Krise

Die zweite Krise kam in den Jahren 2006 bis 2013, als die Gemeinde Swisttal erwog, das Grundstück der Alten Schule an der Vivatsgasse an einen Investor zu verkaufen und das Gebäude abreißen wollte. Die Alternative, das ehrgeizige Projekt „Kulturzentrum Herrenhof Swisttal“, in dem Krea und Kuss, Bistro und Infozentrum rund um archäologische Schätze scheiterte.

2012 dann die Rettung: Der Rat beschloss, die Alte Schule teilweise abzureißen, den verbleibenden Teil aber zu sanieren, umzubauen und an Krea und Kuss zu vermieten. Mit Eigenleistung der Vereinsmitglieder wurde die Werkstatt für die Kinder im Keller untergebracht und das Erdgeschoss mit Theaterraum, Foyer, Nebenräumen und Küche saniert. Unter dem Namen „Kreaforum“ finden dort seither die Veranstaltungen von Krea und Morenhovener Kabarett-Tage sowie weitere Kulturangebote statt.

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