Ingeborg-Krieger-Haus in Swisttal-Heimzerheim Ein Zuhause für Menschen mit geistiger Behinderung

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Schon mit seinem gelb-grauen Anstrich fällt das Gebäude Am Kottengrover Maar 92 im Heimerzheimer Neubaugebiet auf. Es ist auch weitläufiger als die Einzelgrundstücke der Nachbarn.

 Fühlt sich wohl im Haus der Lebenshilfe: Michael Bank hört gern Musik.

Fühlt sich wohl im Haus der Lebenshilfe: Michael Bank hört gern Musik.

Foto: Wolfgang Henry

Der Verein Lebenshilfe Bonn betreut hier im Ingeborg-Krieger-Haus 23 Männer und Frauen mit geistiger Behinderung, die dort in sechs Wohngruppen mit bis zu sechs Personen leben. Unterteilt ist das Gebäude in Haupthaus und Anbau, zwei Eingänge führen ins farbenfrohe Innere. Im Erdgeschoss und in der ersten Etage gibt es jeweils zwei Bereiche mit großer Wohnküche und sechs 14 bis 16 Quadratmeter großen Zimmern.

Bernhard Stefan Sonnenschein und Michael Bank sind zwei der Bewohner. Beide sind seit dem Bau vor elf Jahren hier zu Hause und fühlen sich pudelwohl. Stolz ist Zwei-Meter-Mann Stefan auf sein eigenes Zimmer im Anbau. Die Fichtenmöbel wie Bett, Schrank und Tisch hat er mitgebracht. "Das Haus ist gut. Besonders das Sommerfest gefällt mir, mit dem Bierzapfen, dem Kuchen und so", erzählt Stefan. In seiner Freizeit puzzelt er gerne. Auf dem Tisch türmt sich ein Haufen kleiner Steinchen aufeinander. Mit Akribie und Geduld setzt er Puzzleteil neben Puzzleteil.

Stefan arbeitet wie seine Mitbewohner in der Filiale der Bonner Werkstätten in Meckenheim. Zwischen 200 und 450 Euro im Monat bekommen die Bewohner für ihre Arbeit. Die Höhe des Verdiensts ist nach Tätigkeit und Fähigkeit gestaffelt. Die Arbeit macht dem 45-Jährigen, der in Beuel geboren und aufgewachsen ist und seit seiner Geburt an schwerer Epilepsie leidet, großen Spaß und ist ihm wichtig.

"Ich muss für Solar World Etiketten auf die Kartons kleben", erklärt er stolz. Auch der 36-jährige Michael Bank, ein freundlicher und charmanter junger Mann mit der genetischen Abweichung Trisomie 21 arbeitet bei den Werkstätten. Ein hauseigener Bus fährt die Bewohner jeden Morgen nach Meckenheim und holt sie nachmittags wieder ab.

"Nach der Arbeit ziehen sich alle in ihre Wohngruppen zurück, trinken Tee oder Kaffee und beratschlagen, was am nächsten Tag gekocht werden soll und was sie am frühen Abend gemeinsam unternehmen wollen", erklärt Heimleiter Peter Hürth, der neben dem Haus in Heimerzheim auch das Marga-Loenertz-Haus und das Luise-Mittermaier-Haus in Bornheim leitet. "Der Schwerpunkt der Lebenshilfe ist die Betreuung von Menschen mit geistiger Behinderung", sagt Hürth.

Die Lebenshilfe Bonn ist Elternvereinigung, Fachverband und Trägerin von Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung (siehe Kasten). Der Grad der Betreuung erfolgt nach der Schwere der Behinderung. Suchen Eltern einen Wohnheimplatz für ihr behindertes Kind, dann können sie sich an eine der Sozialstationen wie Diakonie oder Lebenshilfe wenden.

Zunächst gilt es, die Notwendigkeit und den Umfang der Pflege festzustellen. Die Kosten für einen Wohnheimplatz übernimmt, je nach Höhe des elterlichen Einkommens, der Landschaftsverband Rheinland (LVR). Auch Renten- und Krankenkassenbeiträge sowie Pflegeversicherung werden für jeden Bewohner nach einem fiktiven Einkommen berechnet und vom Landschaftsverband und der Bezirksregierung Köln in die jeweiligen Kassen eingezahlt.

Um die Pflege vor Ort kümmern sich unter der Leitung der stellvertretenden Chefin Sabine Voss 19 Heilerzieherpfleger, Erzieher, Krankenpfleger, Sozialpädagogen, Krankenpfleger und eine Hauswirtschafterin. In Heimerzheim werden die Männer und Frauen nach einem individuellen Betreuungskonzept gefördert und gefordert.

"Wir haben auch einige Bewohner, die selbstständig leben, sich selbst etwas kochen und alleine in Swisttal unterwegs sind. Das hängt von ihrer persönlichen Verkehrssicherheit ab", sagt Hürth. Die Lebenshilfe wolle den Menschen ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Die Vorbereitungen der warmen Mahlzeiten am Wochenende und die Wahl des Heimbeirates gehören dazu.

Nach dem Gesetz von Wohnung und Teilhabe wählen die Bewohner vier Vertreter, die auch bei der Aufnahme eines neuen Bewohners mitentscheiden dürfen und bei Mitarbeitergesprächen regelmäßig dabei sind. Der Beirat ist auch gefragt, wenn es um die Ausgestaltung eines Festes geht oder um größer geplante Ausflüge.

Touren mit dem Schiff nach Königswinter, in den Schlosspark nach Brühl oder in die Bonner Innenstadt standen schon auf dem Programm. Manchmal, wenn sie nur den Nachmittag zur Verfügung haben, gehen kleine Gruppen in Begleitung eines Erziehers nach Heimerzheim, zum Beispiel zum Eis essen. Michael und Stefan lassen sich solche Ausflüge ganz selten entgehen.

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