Fest der Generationen in Swisttal Ein Wunsch verbindet vier Generationen

SWISTTAL-ODENDORF · Zwei bis 86 Jahre alt: Bei der Familie Kurth/Schäfer aus Odendorf steht die Gemeinschaft im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes, das Generationen verbindet.

 Vier Generationen im Alter von zwei bis 86 Jahren kommen bei Familie Kurth/Schäfer aus Odendorf zu Weihnachten zusammen. Die generationsübergreifende Gemeinschaft ist für sie ein hohes Gut.

Vier Generationen im Alter von zwei bis 86 Jahren kommen bei Familie Kurth/Schäfer aus Odendorf zu Weihnachten zusammen. Die generationsübergreifende Gemeinschaft ist für sie ein hohes Gut.

Foto: Axel Vogel

An den Weihnachtstagen kommt die Familie zusammen, zumindest ist es im Odendorfer Köpengarten so. Dort sind es vier Generationen, die unter dem Tannenbaum sitzen und Geschenke austauschen. Wobei sich im vorweihnachtlichen Gespräch zeigt, dass manche Wünsche sich seit Jahrzehnten kaum verändern.

„Ich wünsche mir eine Puppe“, erzählt die zwei Jahre alte Luisa jedem, der zu Besuch kommt. So erfährt es sicher irgendwie auch das Christkind. Wenn ihre Mutter Tina Kurth das hört, muss die 40-Jährige schmunzeln. „Ich kann mich noch erinnern, dass ich mir einmal Zwillingspuppen gewünscht habe“, sagt sie. „Sie hatten blau-weiße Kleider an.“ Puppen und ihre Kleider, das war schon ein Thema, als Luisas Großmutter ein Kind war. Regina Kurth (65) bekam einen solchen Schatz ebenfalls zu Weihnachten. „Ich weiß noch genau, dass ich eine Babypuppe mit Schlafaugen hatte.“ Das sei etwas Besonderes gewesen. Ansonsten freute sie sich vor allem über den Teller mit Obst, den das Christkind mitbrachte. Cox Orange, diese Apfelsorte musste es sein. „Klein und verschrumpelt waren die“, erinnert sie sich. Und daran, dass ihre schöne Puppe in den folgenden Jahren immer ein oder zwei Wochen vor dem Fest verschwand, um dann mit neuen Kleidern wieder unter dem Baum zu sitzen.

Puppe im Luftschutzkeller

Diesen Brauch hatte Regina Kurths Mutter Helene Schäfer aus ihrer Kindheit mitgebracht. Ihr liebstes Weihnachtsgeschenk war ebenfalls eine Puppe. „Die hieß Hansi“, erzählt die 86-Jährige. „Ich habe sie überall hin mitgenommen, auch in den Luftschutzkeller“, berichtet Luisas Uroma. Schließlich waren viele Weihnachtsfeste in ihrer Jugendzeit im Krieg. Hansi neigte ebenfalls dazu, kurz vor dem Fest eine Weile nicht auffindbar zu sein, erinnert sich die Senioren. „Wenn er dann mit neuen Kleidern unter dem Baum saß, dann habe ich alles andere links liegen lassen.“

Viel war dieses andere in den Kriegszeiten aber nicht. 1944 gab es für Helene Schäfer Handschuhe, für ihre Schwester ein Jäckchen, dafür hatte die Mutter ein anderes Kleidungsstück aufgetrennt und den Faden neu verstrickt.

Ansonsten sei Weihnachten zu ihrer Jugend noch etwas anders abgelaufen, so die Urgroßmutter. Beispielsweise gab es die Geschenke erst am Morgen des ersten Festtags. An Heiligabend mussten die Kinder früh ins Bett gehen. Vor Aufregung war an Schlaf allerdings nicht zu denken. „Man hat ja als Kind kein Auge zugetan.“ So bekam sie immer mit, wie ein Nachbar um Mitternacht „Stille Nacht“ auf der Trompete spielte.

Das übliche Festessen war Heringssalat mit Bockwurst und Lachsersatz. Eine Tradition, die die Familie allerdings längst nicht mehr fortführt. Tina Kurth berichtet, dass vor ein paar Jahren noch einmal aus nostalgischen Gründen Kartoffelsalat mit Würstchen auf den Tisch kam. „Aber dann saßen wir alle am Tisch und dachten: Das soll alles gewesen sein?“ Heute setzt die junge Familie auf Raclette. Andere Traditionen hätte so manches Familienmitglied gerne beibehalten. Als große Enttäuschung empfand Tina Kurth es, als nach der Geburt ihrer jüngsten Schwester keine echten Kerzen mehr im Baum standen. Dabei unterliegt selbst der Baumschmuck einem steten Wandel. Früher gab es tatsächlich mehr Lametta, weiß Regina Kurth noch. Und Schäfer erinnert sich, dass in ihrer Jugendzeit „hauptsächlich Sachen, die man später essen konnte“ in den Baum kamen. Was bei Tina Kurth heute gar nicht mehr der Fall ist, seit die Familie einen Hund hat.

Gemeinschaftliche Feiern

Geblieben ist aber über alle Generationen, dass sie Weihnachten in Gemeinschaft feiern. Am ersten Weihnachtstag versammelt sich die Familie. Der Termin hängt auch damit zusammen, dass meist nur an diesem Tag die Gaststätte der Familie, „Zum Büb“ in Odendorf, geschlossen ist, die Tina Kurth in fünfter Generation betreibt.

Schon früher verbrachte sie gerne mit ihrem Großvater, dem der Gaststätte namensgebenden „Büb“ Josef Schäfer, den Vormittag des 24. Dezembers dort, um vor allem Väter mit Kindern zu bewirten. Selbst als Helene Schäfer ein Kind war, gehörten Gäste zum Weihnachtsfest. „In der Nähe war eine Kaserne. Da hat mein Vater immer zwei Soldaten eingeladen, die nicht nach Hause fahren konnten.“ Gemeinschaft, dass ist auch der Wunsch der zehnjährigen Emma, wie ihre Mutter weiß. Sie würde gerne nach Singapur reisen, um ihre ehemalige Tanztrainerin zu besuchen. Und Spielsachen, Handy oder Computer? Ach, eigentlich wünsche sie sich da gar nichts, meint Emma. Aus dem Puppenalter ist sie langsam raus. Ihre Mutter zwinkert und verrät, dass das Christkind trotzdem eine Idee hatte.

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