Ortsvorsteher wird 80 Ein Mann mit Helfersyndrom: Hermann Leuning wird 80 Jahre alt

Swisttal-Heimerzheim · Seit 2009 ist Hermann Leuning Ortsvorsteher in Heimerzheim. Mehr als 1000 Mitbürgern hat er im Namen der Gemeinde bereits zu runden Geburtstagen oder zu Ehejubiläen gratuliert. Am Montag kann er sich selbst gratulieren: dann wird er 80.

 Der Heimerzheimer Ortsvorsteher Hermann Leuning feiert seinen 80. Geburtstag. Eine befreundete Fotografin gestaltete diese Fotomontage. Der Jubilar hat in seinem Ehrenamt bereits mehr als 1000 Altersjubilare beglückwünscht, nun kann er sich quasi selbst gratulieren. FOTOMONTAGE: JENNY EGERER

Der Heimerzheimer Ortsvorsteher Hermann Leuning feiert seinen 80. Geburtstag. Eine befreundete Fotografin gestaltete diese Fotomontage. Der Jubilar hat in seinem Ehrenamt bereits mehr als 1000 Altersjubilare beglückwünscht, nun kann er sich quasi selbst gratulieren. FOTOMONTAGE: JENNY EGERER

Foto: Jenny Egerer

Mehr als 1000 Mitbürgern aus Heimerzheim hat Ortsvorsteher Hermann Leuning bereits zu runden Geburtstagen oder zu Ehejubiläen im Namen der Gemeinde Swisttal gratuliert. Am Montag kann er sich selbst gratulieren: Dann wird er 80 Jahre alt, die man ihm nicht ansieht. Der Mann mit dem markanten weißen Schnäuzer feiert ab 17 Uhr mit Ehefrau Brigitte, den Söhnen Florian und Tobias, Freunden, Nachbarn und Wegbegleitern im eigenen Garten nach dem Motto „Wer kütt, der kütt“.

Leuning ist ein Kind des Ruhrpotts, 1937 in Mülheim geboren. Auch wenn er jetzt schon 45 Jahre im Rheinland lebt, die Herkunft von der Ruhr kann und will er sprachlich gar nicht verbergen. Und das ist auch gut so. Das Elternhaus wurde 1943 von einer Bombe getroffen. Die Familie war unter den Trümmern begraben, konnte aber gerettet werden. Darauf wurde sie nach Sankt Paul in Österreich evakuiert und kehrte 1946 nach Mülheim zurück.

Nach der Volksschule absolvierte Hermann Leuning ab 1952 eine Lehre als Schlosser und Dreher. 1958 wurde er Berufsfeuerwehrmann in Mülheim. Den Job machte er bis 1978, dann wechselte er zur Berufsfeuerwehr Wesseling. Weil er damals schon in Heimerzheim lebte und einen Umzug nach Wesseling ablehnte, konnte er dort nicht Chef der Wehr werden. So blieb er bis zum Ruhestand 1998 Stellvertreter. „Man stumpft bei schlimmen Einsätzen auch ab“, sagt er. „Das ist aber auch gut, denn sonst kann man nicht helfen.“

Seine Kenntnisse als Feuerwehrmann bescherten dem engagierten SPD-Mann auch seinen größten kommunalpolitischen Erfolg, wie er sich erinnert. 1987 wollte sich im Heimerzheimer Gewerbegebiet an der Breniger Straße eine Firma ansiedeln, die Lacke herstellte. „Die Tanks für die hochexplosiven und leicht brennbaren Flüssigkeiten sollten 52 000 Liter fassen. Nicht auszudenken, wenn dort, in der Nähe der Tankstelle, etwas passiert wäre“, erzählt Leuning. Er organisierte den Protest der Anwohner, und einige Zeit später war die geplante Ansiedlung vom Tisch.

Leuning ist ein Sozialdemokrat von der Pike auf. „Alle Arbeiter und Bergleute bei uns in der Gegend haben SPD gewählt“, sagt er. Mitglied bei den Genossen wurde er allerdings erst 1969 im Alter von 32 Jahren. „Schuld“ daran war Willy Brandt. Der Mann habe ihn begeistert. „Willy wählen“ sei für ihn selbstverständlich gewesen.

Nach dem Umzug nach Heimerzheim mit dem Bau des Hauses an der Lessingstraße 1973 engagierte sich Leuning in der Swisttaler SPD und in der Arbeiterwohlfahrt. Von 1982 bis 1992 gehörte er dem Swisttaler Gemeinderat an. „Ich habe immer versucht, mich für etwas mehr Gerechtigkeit einzusetzen“, blickt er zurück. Auch für dieses Engagement erhielt Leuning 2015 das Bundesverdienstkreuz. Der damalige Innenminister Ralf Jäger bescheinigte Leuning im Swisttaler Rathaus ein Helfersyndrom.

Um seinen Mitbürgern unbürokratisch zu helfen, sich um ihre Belange zu kümmern, ist der bald 80-Jährige fast täglich im Dorf mit dem Rad unterwegs. Seit 2009 ist er Ortsvorsteher, seine Amtszeit endet 2020. Ein Ziel will er bis dahin noch erreichen: den Bau des gerade mal 1,5 Kilometer langen Radwegs zwischen Heimerzheim und Metternich. Offenbar ein Langzeitprojekt wie der Kölner Dom, an dem sich schon mehrere Generationen von Kommunalpolitikern erfolglos versuchten.

Und noch ein Ziel hat der sportliche Senior, der dem MSV Duisburg seit den 50er Jahren (damals noch Meidericher SV) die Daumen drückt und früher in der Altherren-Elf des SSV Heimerzheim spielte, in der Laufgemeinschaft mitlief, Volksläufe organisierte und beim ADFC in die Pedale tritt: Er will 2018 zum 35. Mal das Goldene Sportabzeichen ablegen. Das müsste klappen, denn er trainiert ja täglich, indem er durch „seinen“ Ort radelt.

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