Heimerzheimer Landwirt baut Chinaschilf an Die Energie wächst auf dem Feld

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Für gewöhnlich baut der Heimerzheimer Landwirt Georg Rheindorf Getreide und Rüben an. Nun aber erntete er zum ersten Mal Chinaschilf. Mit dem schnell wachsenden Rohstoff möchte der 53-Jährige seine beiden Wohnhäuser beheizen, Kosten sparen und ökologischer leben.

 Einsatz für den Häcksler: Das Chinaschilf-Feld am Dützhof bei Heimerzheim wird geerntet.

Einsatz für den Häcksler: Das Chinaschilf-Feld am Dützhof bei Heimerzheim wird geerntet.

Foto: Axel Vogel

Es könnte so idyllisch sein an diesem Freitagmittag am Rande des Kottenforstes. Die Sonne scheint und taucht die Feldlandschaft, die sich nach Richtung Brenig ausbreitet, in helles Licht. Nur die Ruhe, die gut zu dieser Szenerie passen würde, will sich nicht einstellen. Schuld daran ist ein neun Meter breiter Häcksler. Mit lautem Gedröhne bahnt er sich den Weg durch seine Ernte. Und die ist etwas Besonderes - hier wird Chinaschilf eingeholt. Der Fachmann bezeichnet das aus dem ostasiatischen Raum stammende Gras Miscanthus. Und Fachmann ist der 72-jährige Heimerzheimer Hermann Schlagheck zweifelsohne. Der frühere Ministerialdirektor im Landwirtschafts- und Verbraucherministerium ist Vorsitzender der linksrheinischen Projektgruppe "Erneuerbare Energien und Energieneffizienz" und hat den Anbau des Chinaschilfs mitinitiiert.

Landwirt Georg Rheindorf, dem die 1,5 Hektar große Chinaschilf-Ecke gehört, bewirtschaftet den Dützhof und möchte seine beiden Wohnhäuser mit diesem Rohstoff beheizen. Er ist einer von drei Landwirten aus Heimerzheim und Oberdrees, die sich für einen Anbau des Schilfs entschieden haben. Als Erstes hatte der Campus Kleinaltendorf auf seinen Versuchsparzellen Schilf gepflanzt. Insgesamt wird in ganz Deutschland auf 4500 Hektar Fläche Miscanthus angebaut - in der Region auf zehn Hektar .

"In erster Linie wollte ich nicht mehr vom Ölpreis abhängig sein. Aber natürlich haben da auch ökologische Beweggründe eine Rolle gespielt", sagt Rheindorf und wendet sich an Schlagheck. Der nickt und macht eine ausschweifende Handbewegung. "Aus einem Hektar Chinaschilf kann man zwischen zwölf und 14 Tonnen gewinnen", sagt er. Umgerechnet habe der Ertrag eines Hektars Chinaschilf den Brennwert von 7500 Litern Öl.

2012 fiel die Entscheidung Rheindorfs für den neuen Heizstoff. Der Landwirt investierte in eine Hackschnitzelheizung, die auch mit Chinaschilf läuft. Im Gegensatz zu ölbetriebenen Heizungen haben diese einen deutlich niedrigeren CO2-Ausstoß. "Ich wollte einfach was Neues ausprobieren", sagt Schlagheck.

Mittlerweile ist das halbe Feld schon abgeerntet. Der erste Laster ist voll und rollt in Richtung Dützhof, um den Chinaschilf abzuladen. Schlagheck kann noch weitere Vorteile des Schilfs aufzählen: So müsse man nur in den ersten beiden Jahren nach Anbau mit wenig Pflanzenschutzmitteln und Düngemitteln arbeiten, danach gar nicht mehr. Der Trockenmassenertrag sei sehr hoch, der Wasserbedarf dagegen gering. Außerdem beherberge der Miscanthus auch im Winter eine große Anzahl an Tieren wie Spinnen und Käfer. "Ein Beitrag zur biologischen Vielfalt", findet Schlagheck.

Eine gute Kohlendioxidbilanz, Unterschlupf für verschiedene Tierarten und ein hoher Brennwert - das hört sich prima an. Sollte dann nicht jeder Privathaushalt versuchen, sein Heim mit Schilf zu heizen? "Leider nicht", sagt Hermann Schlagheck. Es ergebe nur Sinn, wenn man kurze Transportwege hätte. So wie die gerade einmal 700 Meter Entfernung von der Heimerzheimer Parzelle bis zum Dützhof. "Wenn noch mehr Häuser um meinen Hof herum stehen würden, könnte ich diese auch noch versorgen", ergänzt Rheindorf. Aufgrund der geringen Dichte des gehäckselten Schilfs sei der Transport über weite Strecken unrentabel.

Dass man den Miscanthus nicht nur als Heizmittel nutzen kann, weiß der 60-jährige Heimerzheimer Willi Rupperath, der interessiert die Ernte beobachtet. Der Steuerberater ist Besitzer von 1,2 Hektar Land, auf dem er Chinaschilf anbauen lässt. "Ich kann die Ernte nicht verheizen. Deshalb suche ich Abnehmer, die mir meine 14 Tonnen Erntemenge abkaufen. Man kann das Schilf beispielsweise auch als Streu im Pferdestall nutzen", sagt er, während der Ernter das mittlerweile kahle Feld verlässt.

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