28. Morenhovener Kabaretttage im Kreaforum Der Mann, das (un)bekannte Wesen

SWISTTAL-MORENHOVEN · Die eine bezeichnet sich selbstbewusst - wenn auch nicht ohne ein gewisses Seufzen - als "alleinerziehende Ehefrau". Der andere hadert mit den kleinen und größeren Dramen in den mittleren Jahren, gegen die am Ende bloß eines hilft: eine gute Portion charmanter Respektlosigkeit auf die nicht immer ganz so feine englische Art.

 Streitbar und geistreich: Kabarettistin Tina Teubner in Morenhoven

Streitbar und geistreich: Kabarettistin Tina Teubner in Morenhoven

Foto: Axel Vogel

Doch Tina Teubner und Mark Britton, die am Wochenende im Kreaforum an der Vivatsgasse die 28. Morenhovener Kabaretttage eröffnet haben, können neben ihrem Sujet - dem Mann als solchen - noch mit weiteren, nicht ganz unwesentlichen Gemeinsamkeit aufwarten: Beide sind in Sachen Krea überzeugte Wiederholungstäter.

Doch auch wenn Britton mit Gastspielen der Jahre 1998, 2004 und 2009 bislang ganz klar die Nase vorn hat, würde seine Kollegin, die vor fünf Jahren schon einmal zu Gast in Morenhoven war, die ihre bloß darüber rümpfen: "Männer brauchen Grenzen" verkündet Teubner, und sie weiß diese These wohl zu untermauern. Unterhaltsame, feinsinnig (selbst)ironische und geistreiche zwei Stunden lang und mit Unterstützung ihres Pianisten Bernd Süverkrüp. Nun wollen wir nicht gleich soweit gehen zu behaupten, der Erziehungsratgeber für den besten Freund des Menschen - also der Frau! - tauge zugleich auch als Bedienungsanleitung für die mitunter weit weniger einsichtigen Hausgenossen.

Aber andererseits - so süffisant wie diese Frau lächelt... "Alles, was ich heute Abend von mir geben werde, ist immer gut gemeint", sagt sie. Und ihr Publikum ist gut beraten, die Satirikerin möglichst nicht an diesem Versprechen zu messen. Oder zumindest zuzugestehen, dass das, was sie für das Beste hält, dem Mann nicht auf gleiche Weise gefallen muss. Sie gibt sich gern auch 'mal streitbar. Sie hat so ihre Ecken und Kanten, und das darf beileibe jeder sehen. Sie erinnert zuweilen an die verkopft-konfuse Diane Keaton; lässig, nonchalant, kosmopolitisch - eines der Frauenideale aus den Goldenen Zwanzigern in Berlin und gewiss nicht das Verkehrteste.

Die Frau als salatblattreduzierte, dauertelefonierende und -shoppende Nervensäge - ist so wunderbar weit weg an diesem Abend. Einem Thema wie diesem Frische und Esprit abzugewinnen erfordert Chuzpe. Davon hat sie. Nicht zu knapp. Zum Glück.

Davon würde sich auch Mark Britton vielleicht gern ein Scheibchen abschneiden, wenn der pubertierende Junior im Haus an ihm vorüberlatscht - die Kopfhörer in den Ohren, die Kapuze auf dem Kopf und ein Vokabular, bei dem selbst ein Gangsta Rapper vor Scham bleich oder rot würde. Nun, Dad hat Sinn für Humor. Das lässt ihn seiner Wege ziehen und sucht derweil nach einer Sportart, die auch in der Midlife-Crisis Spaß macht.

Aber mal im Ernst, Mr. Britton: Bei jemandem, der sich auf der Bühne so gewandt bewegt, um uns die Elefantenjagd in Afrika und die Rivalitäten zwischen dem Silberrücken und seinen heranstrotzenden Jungtier am heimischen Kühlschrank so gestenreich darzubringen, ist das mit den Rückenbeschwerden doch nichts weiter als "Fishing for compliments" wie man in Ihrer Heimat Basingstoke im Süden Englands sagen würde.

Dass der Mann in Sachen Schamhaftigkeit bei Gelegenheit weit unterm Radar fliegt, nimmt ihm das Morenhovener Publikum nicht krumm. "Forever Jungs" heißt sein aktuelles Bühnensolo. Eben drum: Britton weiß doch, wovon er spricht.

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