Burg Heimerzheim Der Keller diente früher als Vorratskammer und verstecktes Archiv

SWISTTAL · Der Keller der Burg Heimerzheim entspricht so gar nicht dem, was man vor Augen hat, wenn man an den Keller einer Burg denkt: Weder lange, dunkle Gänge noch Weinfässer in modrigen Gewölben oder ein Kerker sind dort zu finden. Der Keller befindet sich auch nicht unmittelbar unter der Burg und bleibt Besuchern somit verborgen.

 Für den General-Anzeiger steigt Peter Freiherr von Boeselager erstmals in den Eiskeller hinab.

Für den General-Anzeiger steigt Peter Freiherr von Boeselager erstmals in den Eiskeller hinab.

Foto: WOLFGANG HENRY

Selbst Peter Freiherr von Boeselager, der die Burg nicht nur verwaltet, sondern mit seiner Familie auch schon seit neun Jahren dort lebt, war noch nie in dem Keller, den er für einen Besuch des General-Anzeigers erstmals betritt. Denn so ohne Weiteres kann man auch gar nicht hinabsteigen in das dunkle Loch, das sich einem auftut, wenn die mit einem Vorhängeschloss gesicherte, rostige Eisengittertür, die überwuchert und verborgen im Wald neben der Burg steht, einmal geöffnet ist.

Denn die über die Jahrzehnte verwitterte Steintreppe zählt nur wenige Stufen - dann bricht sie abrupt ab, obwohl es noch gut zwei Meter bis zum Boden sind. Deshalb hat von Boeselager eine lange Leiter mitgebracht und sie auf die Stufen gelegt. Mit einer Grubenlampe ausgerüstet - im Keller gibt es kein Licht - geht es die Sprossen der Leiter hinab.

Unten angekommen, ist die hellste Lichtquelle das Tageslicht am Eingang, das noch gerade so den Fuß der Leiter beleuchtet - alles andere liegt im Dunkeln. Nur mit Hilfe des fahlen Lichtstrahls der Grubenlampe ist es möglich, die Dimensionen und den Inhalt des gemauerten Raumes zu entdecken. Alles könnte sich dort befinden und nichts: ein Schatz vielleicht mit Schmuck aus vergangenen Zeiten, das verlassene Versteck eines Kriegers, ein Geheimgang zum Schloss, eine Falltür oder ein verborgenes Waffenarsenal.

Die Zuhilfenahme des grellen LED-Lichts, das die Taschenlampenfunktion des Smartphones bereitstellt, entzaubert schnell die Grubenlampen-Romantik mitsamt mystischer Spekulation: Der Kellerraum misst kaum mehr als zwölf Quadratmeter. Allein die Dunkelheit sorgt dafür, dass das nicht sofort zu erkennen ist. Eine gewisse Enttäuschung müssen auch die Eindringlinge gespürt haben, die hier vor einiger Zeit die Tür aufbrachen, womöglich, um fremde Welten zu entdecken. Sie konnten ja auch nicht wissen, dass der Kellerraum, den die Urgroßeltern des Freiherrn errichteten, nachdem sie 1920 auf die Burg zogen, durchaus eine interessante Geschichte hat.

Peter Freiherr von Boeselagers Großmutter, die im nächsten Jahr 100 Jahre alt wird und mit ihm in der Burg residiert, kennt noch die Zeit, als der Keller als Vorratskammer diente. "Damals wurde im Winter mit großen Sägen das Eis aus dem Teich geschnitten", erzählt von Boeselager. Die dicken Eisblöcke machten den kleinen Raum unter der Erde zu einer praktischen Vorratskammer.

Und das ist noch nicht alles: Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs hätte man tatsächlich eine Art Schatz in dem bunkerähnlichen Bau finden können. "Da diente der Keller als Versteck für das Archiv der Burg", verrät der 38-Jährige. Alte Urkunden, Schriftstücke und Briefe waren dort in Kisten gelagert. "Leider war das nicht komplett wasserdicht", bedauert er. So seien die Dokumente feucht geworden und in Mitleidenschaft gezogen worden. Überdauert hat der "Archiv-Schatz" bis heute, er wird zur Sicherheit allerdings in trockenen Räumen eines Klosters aufbewahrt.

Die Burg Heimerzheim, Kölner Straße 1 in Swisttal, kann für Tagungen oder private Feiern gebucht werden. Der Eiskeller ist allerdings nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Peter Freiherr von Boeselager ist telefonisch unter der Nummer 02254/83605314 zu erreichen.

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