Weihnachten in der Familie Das Fest vereint vier Generationen
Swisttal-Ludendorf · So unterschiedlich die vier Generationen der Ludendorfer Familie Beyel geprägt sind, eins vereint sie, wenn sie sich am ersten Weihnachtstag auf ihrem großen Bauernhof treffen. Bei ihnen stehen nicht die Geschenke im Mittelpunkt, sondern der Ursprung des Weihnachtsfestes, die Geburt Jesu.
Das war bereits so, als Maria Beyel, heute 91, noch ein Kind war. Sie lebte bis 1934 in Wormersdorf. Zu Weihnachten gab es vorwiegend nützliche Sachen wie etwa Wäsche. "Nichts Gekauftes", erinnert sich die "Chefin" der Beyel-Familie. Die Kleidchen für die Leder-Puppe, die einmal unterm Christbaum lag, hatte die Tante geschneidert. Es gab selbst gebackene Plätzchen, und der Festtagsschweinebraten stammte aus eigener Schlachtung.
Die Bescherung war damals nicht am Heiligen Abend, sondern am ersten Festtag nach der Frühmesse. "Zuvor musste aber das Vieh versorgt werden", erinnert sich Maria Beyel. Die Krippe stand im Moos unter einer Tanne, in deren Zweigen noch Wachskerzen brannten. Die Weihnachtslieder, die die Familie sang, begleitete sie auf der Mandoline. Die Seniorin erlebte als Kind zumeist Weihnachten im Schnee, und in der Kirche fror sie auch mit Handschuhen, denn es gab keine Heizung.
Ihr Sohn Karl Beyel, 61, der heute den Hof führt, erinnert sich, dass in seiner Kindheit das Weihnachtszimmer immer abgeschlossen wurde. Bescherung war nach der mitternächtlichen Christmette. Dafür wurden die Kinder geweckt. Geschenke, an die sich der Landwirtschaftsmeister erinnert, waren eine Stoffkatze, "mein ganzer Stolz", ein Kinderbuch über einen Bauernhof, eine Schreibmaschine, ein Baukasten und eine Modelleisenbahn. "Südfrüchte wie Apfelsinen und Mandarinen waren um 1960 noch etwas Besonderes", erzählt Beyel. Sie wurden unter den Geschwistern gerecht aufgeteilt. Mit seinem Opa sammelte er zu Heiligabend Moos für die Krippe.
Seine Frau Berta, 60, erinnert sich gerne an den hölzernen Kaufladen, den sie als Kind bekam. Für die Schubladen und Fächer gab es kleine Schachteln und Fläschchen. Und an der Kasse konnte sie auch Geld für die Waren kassieren. Weniger Freude hatte sie an den Schlafanzügen, die sie jedes Jahr von ihren Großeltern bekam.
Cornelia Zeus, 36, ist die Tochter von Karl und Berta Beyel. Auch für sie steht Jesu Geburt im Mittelpunkt. Erst mit der Christmette beginnt für sie das Fest. Gerne denkt sie an den "Wow-Effekt", wenn sie als Kind endlich ins Weihnachtszimmer durfte. "Das war Hochspannung pur", erinnert sich die Erzieherin. Als Kind freute sie sich über die Puppe Annabelle, der man Lippenstift und Nagellack verpassen konnte - allerdings nur mit Hilfe eines Eiswürfels.
Ihr Bruder Thomas Beyel, 33, Gärtnermeister und Schreiner, fand unter dem Christbaum einmal einen Hammer und eine Schachtel Nägel und dachte, das sei das Geschenk für den Vater. Doch es war seins. "Da war der Beruf schon vorgezeichnet", sagt er. Gerne erinnert er sich an den Klang der Glöckchen im Weihnachtszimmer und an den Duft von Moos und Tanne.
Seine Frau Katja, 30, Steuerberaterin, war nicht an Puppen interessiert. Sie freute sich wie die Jungs eher über Elektroautos.
Rainer Beyel, 37, IT-System-Ingenieur, ärgert die heutige Reizüberflutung im Advent, da bleibe kaum Platz für die Vorfreude aufs Fest. Er bekam einmal kleine Akkus geschenkt, für ihn "der Einstieg in die Zukunft".
Emma (3) Tochter von Cornelia und Daniel Zeus, hat ihren Wunschzettel auf den Balkon gelegt: eine Trommel, ein Hund mit Fernbedienung, eine Supermarktkasse, ein Pferd mit Kutsche. Beim Fondue mit der ganzen Familie am ersten Weihnachtstag wird Emma wissen, ob das Christkind alle Wünsche erfüllt hat.