Wertvoller Zufallsfund Das Buch im Müll war die Mieler Schulchronik

SWISTTAL · Er war noch Swisttaler Feuerwehrchef und Ordnungsamtsleiter, als Balthasar Schumacher vor Jahren in einem Container Dokumente entdeckte. Die übergab er nun dem Gemeindearchiv: Die Chronik der alten Volksschule Miel von 1959 bis 1966.

 Glücksfall für das Gemeindearchiv: Balthasar Schumacher (r.) übergibt die Chronik der Volksschule Miel an Hanna Albers (l.) und Petra Kalkbrenner.

Glücksfall für das Gemeindearchiv: Balthasar Schumacher (r.) übergibt die Chronik der Volksschule Miel an Hanna Albers (l.) und Petra Kalkbrenner.

Foto: Axel Vogel

Beinahe wäre die Chronik der früheren Katholischen Volksschule Miel aus den Jahren 1959 bis 1966 für immer verloren gewesen – wäre nicht Balthasar Schumacher gewesen, der die Dokumente aus einem Müllcontainer auf dem Schulhof der Heimerzheimer Grundschule fischte.

„Ich war damals noch im Dienst“, erzählte der frühere Leiter des Swisttaler Ordnungsamtes und Feuerwehrchef. „Mir fiel dieses in Kunstleder gebundene Buch ins Auge.“ Das war die Chronik der Volksschule Miel, die Schumacher selbst von 1948 bis 1956 besuchte. Da der Heimerzheimer Schulhausmeister ihm versicherte, der Containerinhalt solle nach der Entrümpelung entsorgt werden, nahm Schumacher den Band mit.

Bei vielen Altentreffs in den Folgejahren schmökerten die älteren Mieler und ehemaligen Volksschüler gern darin. Rund 20 Jahre hat Schumacher die Chronik zu Hause aufbewahrt, stets mit der Absicht, sie dem Gemeindearchiv zu übergeben. Das hat er nun in die Tat umgesetzt.

Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner nannte es einen Glücksfall, dass Balthasar Schumacher die Chronik gerettet habe. „Sie ist ein historisches Zeugnis, das wertvolle Informationen über das Schul- und Dorfleben in Miel enthält“, sagte sie bei der Übergabe des Bandes an sie und Gemeindearchivarin Hanna Albers.

Auch das Dorfleben wird beschrieben

Die Schulchronik von 1959 bis 1966 ergänzt den Archivbestand mit einer Chronik der Mieler Schule von 1809 bis 1911 und einer von 1953 bis 1964. Verfasst haben die Chronik Volksschullehrer Karl Schwarz und dessen Nachfolger Hans Schreyer. Sie hielten die wichtigsten Ereignisse in Texten und Bildern fest, nicht nur das Geschehen in der Schule, sondern auch das im Ort Miel.

„So ist es nicht nur eine Schulchronik, sondern tatsächlich auch eine Ortschronik“, freute sich Gemeindearchivarin Albers. Darin finden sich zum Beispiel die Namen der 55 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 8 mit Angaben zur Konfession. 46 waren katholisch, neun evangelisch.

Ereignisse im Dorfleben wie Hahneköppe und Kinderkommunion wechseln mit Informationen über Klassenpflegschaften. Auch Trauriges wurde festgehalten. So ist der Totenzettel einer Schülerin eingeklebt, die 1961 an Tuberkulose gestorben war.

„Das war eine Cousine von mir“, erinnerte sich Schumacher. Damals seien viele Kinder an Tuberkulose erkrankt. Die anderen seien gesund geworden, nur dieses Mädchen starb daran. „Das war schon schlimm. Die Schulpflegschaft hat sich damals für weitere Untersuchungen eingesetzt“, erzählte er.

Die Chronik beginnt mit dem Bau eines neuen Schulgebäudes in Miel 1959 und endet mit einem Schwimmbadbesuch am 15. Juni 1966. 1969 wurde die Volksschule im Zuge der Schulreform geschlossen. Lehrer Hans Schreyer wurde Schulleiter der Grundschule Heimerzheim. Er nahm die Chronik der früheren Mieler Volksschule mit dorthin.

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