Parteiloser Kandidat Christian Böse will Bürgermeister in Swisttal werden

Swisttal · SPD, Grüne und die Fraktion „Die Swisttaler“ haben den parteilosen Ratsherrn Christian Böse als Bürgermeisterkandidaten in Swisttal vorgeschlagen. Er tritt voraussichtlich gegen Petra Kalkbrenner (CDU) an.

 SPD, Grüne und „Die Swisttaler“ haben ihren Bürgermeister-Kandidaten vorgestellt: vl. Karl-Heinz Peters; Tobias Leuning, der neue BM Kandidat Dr. Christian Böse und Udo Ellmer.

SPD, Grüne und „Die Swisttaler“ haben ihren Bürgermeister-Kandidaten vorgestellt: vl. Karl-Heinz Peters; Tobias Leuning, der neue BM Kandidat Dr. Christian Böse und Udo Ellmer.

Foto: Axel Vogel

Bürgerfreundlicher, betriebswirtschaftlicher, digitaler: Wenn Christian Böse Bürgermeister wird, soll frischer Wind durchs Swisttaler Rathaus wehen. Die Vorstände von SPD, Grünen und die Fraktion „Die Swisttaler“ schlagen den 58-jährigen Heimerzheimer, promovierter Agrar-Ingenieur und Unternehmensberater für Erneuerbare Energien, als ihren gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten vor. Die Nominierung obliegt den Mitgliedern, sie gilt als Formsache. Die Sozialdemokraten stimmen am 19. März ab, die Grünen am 21. März.

Auch bei der CDU scheint die Sache klar. Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, seit 2015 im Amt, hat ihre Bereitschaft zu einer erneuten Kandidatur erklärt. Derzeit ist CDU-intern kein anderer Bewerber in Sicht. Die Christdemokraten wählen ihren Kandidaten am 28. April im Ollheimer Dorfhaus. Bis dahin wird es noch Gespräche mit der FDP und den Bürgern für Swisttal (BfS) geben, um zu eruieren, ob diese bereit sind, die Kandidatur Kalkbrenners, wenn sie denn nominiert wird, zu unterstützen.

Ursula Muckenheim (BfS): „Wir bleiben unabhängig. Wir werden keinen Kandidaten unterstützen und unseren Mitgliedern und Wählern auch keine Wahlempfehlung geben. Sie können sich selbst ein Urteil bilden. Mit dieser Strategie sind wir bereits 2015 gut gefahren.“

Für die FDP ist Böse ein ein ernst zu nehmender Bürgermeisterkandidat. FDP-Fraktionsvorsitzende im Swisttaler Rat, Monika Wolf-Umhauer, machte aber auch klar, dass die Positionierung der FDP im Bürgermeisterwahlkampf nach Benennung aller Kandidaten im Ortsverband und Fraktion intern beraten werde. Eine Festlegung für den einen oder anderen Kandidaten werde es daher kaum von Montag bis Freitag geben. „Wir sehen die Arbeit der Bürgermeisterin Kalkbrenner nicht ganz so kritisch wie die ‚Fundamentalopposition’. Auch, wenn uns nicht immer alles gefällt, wir haben mit Frau Kalkbrenner bisher immer gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet“, so Wolf-Umhauer weiter.

Anspruchsvolles Profil

SPD und Grüne nominieren zum dritten Mal einen gemeinsamen Kandidaten. 2009 verlor Rüdiger Kibilka gegen Eckhard Maack. 2015 fehlten Gisela Hein gegen Petra Kalkbrenner nur gut 200 Stimmen. Hein holte 47,25 Prozent, Kalkbrenner 52,75 Prozent. Beim dritten Anlauf soll es nun klappen. „Der Wechsel im Rathaus ist dringend notwendig“, sagte SPD-Chef Tobias Leuning. Deshalb habe man ein anspruchsvolles Anforderungsprofil entwickelt und nun „den bestmöglichen Kandidaten“ gefunden, der Führungskompetenz, kommunalpolitische Erfahrung, betriebswirtschaftliches Denken sowie Fachwissen in Sachen Digitalisierung und Energiepolitik mitbringe.

Udo Ellmer von den Grünen schloss sich an: „Christian Böse denkt in Lösungen. Wir brauchen Wirtschafts- und Finanzkompetenz anstatt einer Verwaltungsjuristin. Jemand, der die Großprojekte managen kann.“ Böses Erfahrung als Agrar-Ingenieur sei gerade im ländlichen Bereich wichtig, ebenso seine Kompetenz auf dem Gebiet erneuerbarer Energien. Die Verschuldung der Gemeinde habe sich in den vergangen Jahren auf 20 Millionen Euro vervierfacht. Dieser Trend müsse gestoppt werden.

Das Potenzial Swisttals werde derzeit nicht ausgeschöpft, sagte Karl-Heinz Peters von der Fraktion „Die Swisttaler“. Es brauche mehr als verwaltungsjuristische Kompetenz, um „verkrustete Strukturen aufzubrechen und Visionen zu vermitteln“. Böses unternehmerische Erfahrung versetze ihn in die Lage, Swisttal hinsichtlich Verkehrsplanung, Klimaschutz, Bildung und Kultur zukunftsfähig aufzustellen. Peters gab bekannt, dass sich die Fraktion „Die Swisttaler“ zum Ende der Legislaturperiode auflöse. Er und Wilfried Schumacher werden sich auf der Liste der SPD um Ratsmandate bewerben, Herbert Waskow beendet seine kommunalpolitische Arbeit.

„Gestalten statt verwalten“ hat sich Böse zum Ziel gesetzt, wenn er Bürgermeister wird. In der Initiative zur Verbesserung der Schulsituation in Swisttal machte er die Erfahrung, dass er gemeinsam mit Gleichgesinnten viel erreichen kann. Wie in der Bildung (Ausbau der Sekundarschule zur Gesamtschule, engere Verzahnung der Grundschulen) baut er auch in der Klimapolitik auf die Einbindung vieler Bürger, etwa bei der Aufstellung von Windrädern, die er für unverzichtbar hält. Klimaneutrale Baugebiete und Bürgersolaranlagen könnten die Gemeinde zu einem attraktiveren Wohn- und Gewerbestandort machen. Und zur Frage Ratshausneubau oder Sanierung: Das könne er noch nicht entscheiden, denn die Bürgermeisterin habe ja noch nicht einmal ein Digitalisierungskonzept für die Verwaltung vorgelegt.

Parteilos will Christian Böse auch als Bürgermeister bleiben: „Das gibt mir die Chance, freier mit allen Parteien zu reden. Entscheidend ist nicht das Parteibuch, sondern die beste Lösung.“ Unter seiner Führung soll Swisttal „klimafreundlich und lebenswert für alle“ sein. Zur Bürgerfreundlichkeit sollen regelmäßige Bürgerfrühstücke beitragen.

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