Lesung in Rheinbach Rheinbacher Journalistin liest „Hinter die Wand“

Rheinbach · Eine besondere Lesung findet am Samstag in Rheinbach statt: Inga Thulfauts Geschichte „Hinter die Wand“ gibt eine zeitgenössische Antwort auf den Klassiker „Die Wand“.

 Bereit für die Lesung mit Musik: Christiane Klövekorn, Inga Thulfaut, Regina Münch, Marie-Luise Hartmann (v. links).

Bereit für die Lesung mit Musik: Christiane Klövekorn, Inga Thulfaut, Regina Münch, Marie-Luise Hartmann (v. links).

Foto: Matthias Kehrein

Zum 50. Todestag und 100. Geburtstag der österreichischen Schriftstellerin Marlen Haushofer hat die Rheinbacher Journalistin Inga Thulfaut unter dem Titel „Hinter die Wand“ eine zeitgenössische Parallelgeschichte zu dem im Jahr 1963 von Haushofer verfassten Roman „Die Wand“ zu geschrieben.

Die beiden Protagonistinnen verknüpft Thulfaut dabei quer durch Raum und Zeit miteinander. Neben moralphilosophischen Fragen bietet das Original viele Interpretationsmöglichkeiten. Sehen die einen darin eine Gesellschaftskritik oder den Fokus auf der Rolle der Frau innerhalb der Männergesellschaft, finden andere den Widerspruch zwischen Katastrophe und Idylle.

In Kooperation mit der Musikschule Voreifel lädt „Rheinbach liest“ für Samstag, 29. Februar, 19.30 Uhr zu einer Lesung ein, bei der Inga Thulfaut und WDR-Sprecherin Regina Münch aus dem Original und dem zeitgenössischen Fragment lesen. Abgestimmt auf die Literatur begleiten Marie-Luise Hartmann und Christiane Klövelkorn die Lesung musikalisch mit Geige und Cello.

„Das Buch lässt einen nicht mehr los“, bekennt Inga Thulfaut und kann nicht sagen, vor wie vielen Jahren sie es gelesen hat. „Es geht mir immer wieder im Kopf herum und beschäftigt mich innerlich“, sagt die 51-Jährige, die schließlich auf die Idee kam, „eine Art Antwort zu schreiben“. Schon zu Schulzeiten habe sie gern Geschichten zu Papier gebracht.

Die Utopie eines Neuanfangs

In dem Roman von Haushofer bricht die Protagonistin aus ihrem bisherigen Leben aus und findet sich auf sich allein gestellt im Wald wieder. „Haushofer schafft in ihrem Werk die Utopie eines Neuanfangs“, erklärt Thulfaut. Durch eine unsichtbare Wand von der Außenwelt abgeschnitten, lernt die Frau mittleren Alters zu jagen und im Einklang mit der Natur zu leben. Lediglich ein Hund, eine Kuh und eine Katze sind ihr zur Seite gestellt. „Jetzt stellt sie fest, was sie alles schaffen kann und wie angepasst und langweilig ihr bisheriges Leben war,“ sagt die studierte Germanistin, die die Erfahrung gemacht hat, dass das Buch spaltet. „Die einen lieben es, die anderen finden es abstoßend“, sagt sie. Marie-Luise Hartmann erkennt vor allem Positives in dem Werk: „Ich sehe keinen inneren Stillstand, sondern das, was sie trotz aller Schrecken schafft, um in Frieden zu leben.“

Ziel der Lesung ist es, die Neugier auf das Werk aus den 1960er Jahren zu wecken. Die Themen von damals seien auch heute noch aktuell. Weder strukturell noch im Denken des Menschen habe sich etwas verändert. „Wir halten uns doch alle gegenseitig vom Leben ab, soziale Zwänge und Zeitdruck beherrschen uns, und die meisten streben nur nach Statussymbolen“, so Thulfaut. Sie spricht sich dafür aus, Errungenschaften, die die Zivilisation gerade im Bereich der Technik schafft, auch im Sinne des Menschen zu nutzen.

In ihrem rund 80-seitigen Romanfragment treten die beiden Protagonistinnen über einen magischen Bücherschrank im Himmeroder Hof in Verbindung miteinander. Thulfauts Hauptfigur gibt hier Bücher und Gegenstände hinter die Wand, Grenzen von Raum und Zeit verschwimmen dabei. Wie auch das Original steht ihr Skript im Zeichen des magischen Realismus. Dabei befindet sich ein Mensch in einer Situation, die nicht real ist. „Hat man das Irreale aber mal akzeptiert, läuft die Geschichte real weiter“, erklärt die Autorin.

Die Lesung beginnt am Samstag, 29. Februar, um 19.30 Uhr in der Aula der Katholischen Grundschule (Bachstraße). Karten gibt es für zehn Euro in der Buchhandlung Kayser und bei „kunterbunt“ in der Weiherstraße.

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