Kritik an Rheinbacher Bürgermeisterkandidat Wirbel um Angriff auf Ludger Banken

Rheinbach · Der Gewerbeverein Rheinbach kritisiert den parteilosen Bewerber. Dessen Vorsitzender Wolf verschickt E-Mail ohne Dokument zu lesen - und ist selbst Bürgermeisterkandidat.

Ludger Banken tritt für SPD, FDP, UWG und Grüne an.

Ludger Banken tritt für SPD, FDP, UWG und Grüne an.

Foto: Axel Vogel/MEIKE BOESCHEMEYER

Eine Pressemitteilung des Rheinbacher Gewerbevereins sorgt in der Stadt für Wirbel. In der Erklärung kritisiert der Vorstand den am Samstag von SPD, Grünen, UWG und FDP als gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten vorgestellten Ludger Banken. Das Pikante an der am Montagabend per E-Mail verschickten Mitteilung: Oliver Wolf ist der Vorsitzende des Gewerbevereins – und der vom Stadtverband vorgeschlagene Bürgermeisterkandidat der CDU.

„Es ist ja schon nahezu eine Bankrott-Erklärung, dass keine der Parteien auch nur einen Menschen in den eigenen Reihen findet, dem man das Amt zutraut“, heißt es in der von Ruth Gelbe-Swiderek, Vorstandsmitglied im Gewerbeverein, gezeichneten Erklärung. Der nicht namentlich erwähnte Bürgermeisterkandidat Wolf sei ein „Rheinbacher mit Herz und Seele“ der sich „bereits in vielen unterschiedlichsten Ämtern, Aufgaben und Projekten engagiert eingebracht“ habe. Am Samstag hatten SPD, Grüne, FDP und UWG mit dem parteilosen Ludger Banken erstmals einen gemeinsamen Kandidaten für die Bügermeisterwahl am 13. September präsentiert.

Zwar verfüge Banken über Erfahrung als Bürgermeister – „allerdings in einer deutlich kleineren Gemeinde als es Rheinbach ist“, heißt es in der Mitteilung. „In der Bundesliga kann man immer wieder sehen, dass ein Trainer, der einen kleinen Verein erfolgreich trainiert, nicht zwingend für ein großes Team die richtige Lösung ist.“ Auffällig ist, dass diese Verlautbarung nicht, wie bei Pressemitteilungen des Gewerbevereins üblich, von Wolf als Vorsitzendem signiert ist, ihr Versand aber über seine E-Mail-Adresse erfolgte.

Ein Vorstandsmitglied des Gewerbevereins, das namentlich nicht genannt werden möchte, sprach am Dienstag von „einem Irrsinn, der so nicht abgesprochen war“. Nach Informationen des General-Anzeigers hatte der Vereinsvorstand ursprünglich beabsichtigt, ihrem Vorsitzenden Wolf einen Dank der Gewerbetreibenden auszusprechen für das Engagement, mit dem er die Selbstständigen und Dienstleister in Rheinbach bislang durch die Corona-Zeit geführt habe.

Am Dienstagnachmittag zog Gelbe-Swiderek die Pressemitteilung des Gewerbevereins „mit freundlichen Grüßen“ zurück. „Wir wollen die politische Neutralität wahren“, sagte Wolf auf Anfrage des General-Anzeigers. Die Versenderin hätte ihre Position zum Kommunalwahlkampf besser nicht als Vorstandsmitglied des Gewerbevereins kundtun sollen, sondern als Gewerbetreibende oder Privatperson.

Dass die Mitteilung über seinen E-Mail-Account gelaufen sei, sei dem Umstand geschuldet, dass er „gebeten worden“ ist, diese an seinen E-Mail-Verteiler zu senden, was er auch getan hat. Inhaltlich habe sich Wolf mit der Pressemitteilung vor deren Versand nach eigenem Bekunden nicht auseinandergesetzt. „Ich habe sie – ehrlich gesagt – nicht gelesen“, erklärte er. Mit Blick auf die Streitigkeiten in der Union sagte er: „Ich denke, dass wir am 6. Juni gestärkt nach vorne schauen werden.“

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