Zukunft der Rheinbacher Schulen "Wir sollten eine bewusste Entscheidung treffen"

Rheinbach · Die Informationsveranstaltungen der Stadtschulpflegschaft und der Grundschulen zur Entwicklung der Rheinbacher Schullandschaft haben begonnen: Den Auftakt machte Moderator Raimund Patt mit gut 50 Teilnehmern in der KGS Merzbach; in der KGS Sankt Martin ging es weiter. Über die Bedeutung der Zusammenkünfte für den weiteren Prozess sprechen die Stadtschulpflegschaftsvorsitzenden Christina Mekelburger und Andrea Kaminski im GA-Interview.

 Fordern die Eltern auf, sich an der Zukunft der Schullandschaft zu beteiligen: Christina Mekelburger (l.) und Andrea Kaminski.

Fordern die Eltern auf, sich an der Zukunft der Schullandschaft zu beteiligen: Christina Mekelburger (l.) und Andrea Kaminski.

Foto: Wolfgang Henry

Worum geht es bei den Informationsveranstaltungen?
Christina Mekelburger: Um ein konkretes Meinungsbild der Elternschaft zu den bevorstehenden Veränderungen: Die Hauptschule wird bald schließen müssen, und dann stehen wir vor der Alternative entweder ihrer ersatzlosen Streichung oder der Gründung einer Gesamt- oder einer Sekundarschule.

Andrea Kaminski: Alle drei Alternativen haben Auswirkungen auf die gesamte Schullandschaft, insofern sollten wir das nicht einfach auf uns zukommen lassen, sondern eine bewusste Entscheidung treffen.

Warum kann man den Dingen denn nicht einfach ihren Lauf lassen?
Kaminski: Weil die Schulstadt Rheinbach auch eine Verantwortung gegenüber den Haupt- und Förderschülern hat. Und weil die Realschule zur "Sekundarschule durch die Hintertür" würde, wenn sie künftig auch Haupt- und Förderschüler aufnimmt, die nicht in benachbarte Städte ausweichen wollen. Sie müsste dann einer größeren Bandbreite an Lernniveaus gerecht werden, ohne allerdings über den besseren Personalschlüssel der modernen inklusiven Sekundarschulen zu verfügen.

Mekelburger: Realschüler wiederum würden dann wohl demnächst vermehrt aufs Gymnasium streben. Das ganze System geriete also in eine Schieflage, wenn die Hauptschule ersatzlos geschlossen würde.

Warum gibt die Stadt nicht einfach die Entscheidung für eine Gesamt- oder Sekundarschule vor?
Mekelburger: Weil eine neue Schule, egal welchen Typs, breite Elternunterstützung und Akzeptanz braucht, um erfolgreich und attraktiv für unsere Kinder zu sein.

Kaminski: Und weil wir damit die Chance vergäben, die neue Schule nach unseren Wünschen mitzugestalten.

Wie wollen Sie denn aber die bekanntermaßen bildungsambitionierten Rheinbacher Eltern von Kindern mit Gymnasialempfehlung zur Mitarbeit bewegen?
Mekelburger: Mal abgesehen von der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung sollten auch diese Eltern im eigenen Interesse eine Alternative in petto haben, falls sich ihr Kind in der Erprobungsphase schwerer tut als erwartet.

Kaminski: Eltern von Kindern mit eingeschränkter Gymnasialempfehlung sollten vielleicht von vorneherein eine Alternative mit G9 in den Blick nehmen. Überhaupt gibt es inzwischen so viele Wege zum Abitur, dass Eltern sich entspannen und offen werden sollten für die Fülle der Bildungswege.

Eine neue Schule also: Wo wird sie stehen?
Mekelburger: Zu Beginn in den Räumlichkeiten der jetzigen Hauptschule, später dann zusätzlich in denen der jetzigen Realschule. Das Raumkonzept stellt die Stadtverwaltung bei den Infoveranstaltungen vor. Außerdem sind Besichtigungen der Hauptschule geplant.

Kaminski: Bei jeder Infoveranstaltung sind natürlich die Stadtschulpflegschaft sowie Vertreter der Ratsfraktionen anwesend und für Fragen aller Art offen.

Was erhoffen Sie sich von den Infoveranstaltungen?
Kaminski: Eine möglichst rege Teilnahme und Diskussion. Und ein klares Meinungsbild: So wie Moderator Patt eine klare Empfehlung aussprechen wird, sind auch alle Teilnehmer aufgefordert, ihre Präferenz anhand eines anonymen Umfragebogens kundzutun. Ergibt sich aus der Umfrage ein eindeutiges Votum für eine der beiden Schulformen, wird sich die Stadtschulpflegschaft auch für diesen Schultyp starkmachen. Und zwar unabhängig von den jeweiligen privaten Präferenzen.

Mekelburger: Wir brauchen einen klaren Auftrag von den Eltern. Bei entsprechender Resonanz könnte ein Anmeldeverfahren bereits für das Schuljahr 2014/15 ins Rollen kommen. Zur Gründung gäbe es ein vorgezogenes Anmeldeverfahren für die neue Schule, so dass Eltern diesmal nicht in die Bredouille bei den anderen weiterführenden Schulen kommen, falls die neue Schule nicht zustande kommen sollte.

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