Neuer Direktor des Sankt-Joseph-Gymnasiums in Rheinbach „Wer Abitur macht, trägt Verantwortung“

Rheinbach · Michael Bornemann (50) ist neuer Direktor des Erzbischöflichen Sankt-Joseph-Gymnasiums in Rheinbach. Er leitet eine "Schule in Bewegung": Erst kurz vor den Sommerferien hatte das mit dem SJG kooperierende Vinzenz-Pallotti-Kolleg seinen Schulbetrieb an der Pallottistraße eingestellt, die Schüler besuchen nun das SJG.

 Michael Bornemann fördert als neuer Schulleiter des Sankt-Josef-Gymnasiums das gesellschaftliche Engagement der Schüler.

Michael Bornemann fördert als neuer Schulleiter des Sankt-Josef-Gymnasiums das gesellschaftliche Engagement der Schüler.

Foto: Axel Vogel

Kein Mucks ist auf den langen, menschenleeren Gängen des Sankt-Joseph-Gymnasiums (SJG) in Rheinbach zu hören. Nur das leise Rasseln eines Schlüsselbundes ist vernehmbar. Mit dem begibt sich Michael Bornemann, neuer Rektor des SJG, auf eine Entdeckungsreise: Bereits in der Ruhe der Sommerferien begutachtete der Mathematik- und Deutschlehrer seine neue Schule. „Ich wollte schon mal ein Raumgefühl bekommen“, sagt er im Gespräch mit dem General-Anzeiger. „Da war ich fast alleine hier.“ Das bliebt er jedoch nicht lange. „Schön war, dass viele Kollegen bereits während der Ferien vorbeigekommen sind“, berichtet Bornemann. Denn: Der 50-Jährige übernimmt eine „Schule in Bewegung“, wie er selbst sagt.

In einer „Phase mit vielen Veränderungen“, so Bornemann, tritt er die Nachfolge von Hans Rieck an, der 18 Jahre an der Spitze des SJG stand und zum Ende des vergangenen Schuljahrs in den Ruhestand ging (der GA berichtete). Erst kurz vor den Sommerferien hatte das mit dem SJG kooperierende Vinzenz-Pallotti-Kolleg (VPK) in Rheinbach seinen Schulbetrieb an der Pallottistraße eingestellt. Von rund 970 Mädchen und Jungen wächst das SJG auf aktuell 1100 Schüler an. Ebenso sind nach der Schließung weitere Lehrkräfte des VPK hinzugestoßen. „Das SJG ist nun spürbar größer als vorher“, sagt der in Duisburg geborene Pädagoge, der zuvor 14 Jahre an der Erzbischöflichen Liebfrauenschule in Köln tätig war und mit seiner Familie in Bonn lebt.

„Ruhe ist kein Selbstzweck“

Sein Amtsantritt sowie die Aufnahme neuer Kollegen und Schüler sind aber momentan nicht die einzigen Veränderungen: Allerlei Bauarbeiten stehen an. Da viele Räume des VPK noch bis 2019 für schulische Zwecke genutzt werden können, soll die Oberstufe des Sankt-Joseph-Gymnasiums an der Pallottistraße untergebracht werden, während in den Schulräumen am Stadtpark der sogenannte Neubau aus den 70er Jahren erneuert und in einem weiteren Schritt anschließend der Altbau der 1911 gegründeten Schule umgebaut wird. „All dies ist noch in der Planungsphase. Wir sind momentan dabei, Zeitschienen zu entwickeln“, berichtet Bornemann.

Doch bei aller anstehender Veränderung ist sein erster Eindruck einer, der ihn schnell an der neuen Wirkungsstätte ankommen lässt: „Am Sankt Joseph geht es nicht hektisch zu“, findet er. „Das Gebäude strahlt eine gewisse Ruhe aus.“ Doch: „Ruhe ist kein Selbstzweck“, sagt der langjährige Unterstufenkoordinator und Koordinator der individuellen Förderung an seiner früheren Schule. Ihm liege sehr am Herzen, nach der nun erfolgten Zusammenlegung der beiden Schulen gemeinsam mit dem Kollegium, den Schülern und der Elternschaft das Schulleben weiter zu entwickeln und zu gestalten.

Ruhe ist nach Bornemanns Dafürhalten das geeignete Instrument, um das Lernen der Kinder zu fördern. „Für den Lernprozess sind Ruhephasen wichtig“, meint der dreifache Familienvater. „Ruhe führt zur Möglichkeit, sich konzentrieren zu können.“ So ist etwa ein Ruheraum für die Mittagspause am sogenannten Langtag für die Sekundarstufe 1 geplant. Da auch Bewegung das Lernen fördert, gibt es am SJG bereits die „aktive Pause“ mit einer Fülle von Bewegungsmöglichkeiten. Denn: Bei aller Ruhe erwartet die Schule auch Leistung von ihren Schülern.

Ausdauersportler, Rockmusiker und BVB-Fan

Mit als wichtiges Erziehungsziel sieht Bornemann insbesondere das gesellschaftliche Engagement seiner Schüler. „Wer Abitur macht, trägt Verantwortung“, findet er. Jeder am SJG ist aufgerufen, sich etwa für die Bekämpfung von Armut einzusetzen, ein Ehrenamt auszuüben oder sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Dieser Ansatz sei keineswegs neu, sondern ein Kern des katholischen Profils einer erzbischöflichen Schule. „Vieles ist denkbar: der Einsatz für andere, Angst vor dem Fremden abzulegen, Spendenläufe oder Podiumsdiskussionen zu organisieren.“ Dies geschehe im „Gedanken des Aufgefangenseins in der Liebe Gottes – man kann nicht verloren gehen“, sagt er.

In seiner Freizeit widmet sich der neue Schulleiter dem Ausdauersport – etwa mit dem Rennrad. „Ich war nie ein Sprinter“, bekundet er. Außerdem mag er es, mit seiner Familie, die Kinder sind 16, 14 und elf Jahre alt, in der Natur zu sein. Den Bass in einer Rockband beherrscht er übrigens genauso wie die klassische, akustische Gitarre.

Dass die meisten Aktenordner in seinem Direktorenzimmer einen schwarz-gelben Rücken haben, hat nichts damit zu tun, dass der Lieblingsverein des gebürtigen Duisburgers die Schwarzgelben von Borussia Dortmund sind. „Nein, die Ordner stammen noch von einem Vorgänger – aber der war Schalke-Fan.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort