Heinz Kessel pilgert seit 70 Jahren Wallfahrt der Jodokus-Bruderschaft Rheinbach und Umgebung

Rheinbach · Die Jodokus-Bruderschaft Rheinbach und Umgebung wandert am 5. und 6. Oktober nach St. Jost/Langenfeld. Heinz Kessel wird diese Pilgerschaft zum 70. Mal unternehmen.

Die Pilger auf dem Weg zur Pfarrkirche Sankt Martin.

Die Pilger auf dem Weg zur Pfarrkirche Sankt Martin.

Foto: PRIVAT/KOHLS

"Nicht mehr lange und wir alle werden gute Schuhe brauchen. Wir machen uns auf den Weg nach Sankt Jost/Langenfeld." Dieses Gebet ist der Auftakt der Andacht zum Beginn der Wallfahrt der Jodokus-Bruderschaft Rheinbach und Umgebung, deren Fußpilger sich am kommenden Samstag, 5. Oktober, auf den Weg machen werden. Zum 70. Mal wird Heinz Kessel diese Pilgerschaft unternehmen. Wäre es nach ihm selbst gegangen, hätte es in diesem Jahr schon das 71. Mal sein können, sagt der 85-Jährige.

"Ich wollte eigentlich schon 1949 mitgehen. Das ging aber nicht. Damals war ich noch Schüler und ich bekam von der Schule kein frei", erinnert er sich. Seine Motivation fand er damals in seiner Familie: "Mein Großvater ging schon immer nach Langenfeld. Ich wollte diese Tradition fortsetzen." Kessel, seit 1959 Mitglied und seit 1987 auch Vorsitzender des Eifel- und Heimatvereins Rheinbach, ist ausdauernder Wanderer und auch ausdauernder Pilger, beides hat er auch schon auf dem Jakobsweg miteinander verbunden.

Wenn er mit den anderen den zweitägigen Pilgerweg unter die Wanderschuhe nimmt, geht es unter dem Leitthema "Gemeinsam Schritt für Schritt - der Zukunft entgegen" auf alten Prozessionspfaden zur kleinen Kapelle im Nitztal und zur Langenfelder Wallfahrtskirche mit ihrer Reliquie des Heiligen Jodokus.

Wieviele Pilger an dieser 157. Wallfahrt der Bruderschaft teilnehmen werden, wird sich erst am Wochenende zeigen. Bei der 150. Jubiläumswallfahrt im Jahr 2012 waren es insgesamt 95, davon 50 per Bus und 45 zu Fuß. Die Pilgerschaft sei in jedem Jahr ein Geschenk, sagen die Pilgerbrüder. "Dabei können wir den Glauben tiefer erleben, Frieden und Freude für unser Leben finden."

Die Fußpilger folgen dem Vortragskreuz, das von Brigitte Ezelius-Hentzschel besonders geschmückt wird, und der Fahne ihrer Bruderschaft. Einen Unterschied zu seinen ersten Pilgerjahren hat Kessel über die Jahrzehnte festgestellt: "Früher waren es nur Männer, heute sind es mehr Frauen als Männer." Sie wandern in zwei Reihen und beten im Takt der Bruderstäbe. Fester Bestandteil sind Gesänge und Rosenkranz-Gebete, auch neuere wie "Für Menschen, die ein Licht brauchen" oder "Für Menschen mit Zukunftssorgen", sowie Gebete, die auf den jeweiligen Leitgedanken abgestimmt sind, wie das Gebet "Neue ungewohnte Wege gehen", erläutert Kessel beim Blick in das diesjährige Wallfahrtsheft. Auch Phasen des Schweigens sind eingeplant. "Aber das hat bisher noch nie funktioniert. Es wird sich dann immer unterhalten", sagt er. Dabei gebe es genug Gelegenheit in den Pausen, sich zu unterhalten und gemeinsam zu lachen, weiß der erfahrene Pilger.

An so manche Anekdote erinnert er sich. Zum Beispiel, dass die Pilger in den Anfangsjahren in einer ausgeräumten Küche auf Stroh schliefen. Oder auch wie in das Rosenkranzgebet ein Vers eingefügt wurde: "...von der Waschkraft des Weißen Riesen ..." und die Pilger wie immer ihr "...erlöse uns..." anfügten. Was aber dann den gewünschten Effekt gehabt habe, wie sich Kessel erinnert: Sie beteten wieder aufmerksamer.

Mit den Jahren mussten sich die Fußpilger aufgrund des zunehmenden Straßenverkehrs auch andere Wege suchen. "In den ersten Jahren sind wir viel über Asphaltstraßen gegangen. Das wäre heute tödlich bei dem vielen Verkehr. Zusammen mit Hubert Pfahl habe ich alternative Wege gesucht, damit wir von der Landstraße weg kamen", erinnert er sich. Ein Begleitbus transportiert das Gepäck der Fußpilger und nimmt auch diejenigen auf, die den Weg zu Fuß nicht gehen können.

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