Zweiter Weltkrieg Vor 69 Jahren fand der "Schwarze Tag für Rheinbach" statt

RHEINBACH · Kriege kennen keine Helden, nur Opfer: unzählige sinnlos Getötete und unzählige traumatisierte Überlebende. Rheinbach ist im Zweiten Weltkrieg durch Bomben zu 70 Prozent zerstört worden. Fast 700 Kriegstote hatten Rheinbach-Stadt und Rheinbach-Land zu beklagen.

 Die zerstörte Rheinbacher Pfarrkirche im Jahr 1947.

Die zerstörte Rheinbacher Pfarrkirche im Jahr 1947.

Foto: Stadtarchiv Rheinbach

Die Hälfte davon fiel als Soldaten an der Front, die andere durch Artilleriebeschuss oder Bombenabwürfe in der Heimat. Ins kollektive Gedächtnis hat sich der 29. Januar 1945 als "Schwarzer Tag für Rheinbach" eingebrannt. Allein an diesem Tag kamen in Rheinbach im Bombenhagel mehr 100 Menschen ums Leben.

Gertrud Limbach, geborene Mirbach, die im Jahr 2010 verstorbene Lehrerin, schreibt in ihren Lebenserinnerungen über diesen 29. Januar 1945, den sie als 17-Jährige zunächst im Elternhaus an der Koblenzer Straße erlebte: "Wir haben die Flieger gehört, mehr nicht. Wir dachten, es wird schon nicht so schlimm sein. Gerade als wir an der Tür standen, kam ein Bekannter gelaufen und rief aufgeregt: 'In den Keller, in den Keller!' Wir gingen in den Keller und hörten den dumpfen Aufprall von Bomben. Hinterher sind wir wieder hoch ins Haus gegangen. Dort war nichts passiert. Nur von einer Zimmerdecke war etwas Putz heruntergefallen. Stunden später kam eine Nachbarin laut schreiend aus der Stadt gelaufen: 'Ihr müsst in die Stadt gehen, da ist alles kaputt. Nichts steht mehr.' (...) Wir gingen in die Stadt. In Höhe der Kirche fingen die Zerstörungen an. Wir sind bis zum Lindenplatz gegangen. Da war nichts mehr. Die Häuser, die dort gestanden hatten, waren alle zerstört. Dort, wo heute das Pfarrheim steht, stand die Vikarie. Sie war ein einziger Trümmerhaufen. Der Vikar kam damals dabei ums Leben. Als wir dort standen, kam uns auf der holprigen Straße, die völlig mit Schutt und Steinen übersät war, ein Plateauwagen entgegen. Das war ein Pferdegespann, das hinten eine Fläche hatte wie ein Tisch. Auf diesem Plateau lagen die Toten, fein säuberlich einer neben dem anderen."

Der nächste Bombenangriff folgte schon am 1. März, er forderte weitere Opfer. Auch das damalige Hermann-Josef Kolleg der Pallottiner wurde 1945 bei zwei Bombenangriffen in Schutt und Asche gelegt. Viele Menschen hatten hier vermeintlichen Schutz gesucht und kamen im Keller zu Tode.

Die Trümmer blieben zunächst liegen, bis 1947 Pallotti-Schüler, die sich der Marien-Verehrung in Schönstatt verbunden fühlten, die Idee verfolgten, auch in Rheinbach eine Marien-Kapelle zu errichten. 1949 urden die Trümmer zu einem Hügel gegenüber dem heutigen Eingang zum Gymnasium zusammengetragen.

Auf dem Trümmerhügel wurde in Eigenarbeit die Marien-Kapelle oder Schönstatt-Kapelle errichtet, die 1950 eingeweiht wurde. Seit Sanierung und Wiedereröffnung 2005 steht an der Kapelle auf einer Stele aus alten Feldbrandsteinen eine bronzene Piétà, geschaffen von Pallottiner-Pater Franz-Josef Ludwig. Sie erinnert an die vielen Opfer der schweren Bombenangriffe auf Rheinbach im Januar und März 1945.

Info: Am Mittwoch , 17 Uhr, lädt Bürgermeister Stefan Raetz auf Anregung von CDU und FDP anlässlich des "Schwarzen Tages für Rheinbach" zu einer Gedenkveranstaltung in der Marien-Kapelle, Pallottistraße. Heinz Wilhelm Büttgenbach, Ehrenbürger und ehemaliger Bürgermeister, wird zum damaligen Geschehen vortragen.

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