GA-Winterwanderung Von der Rheinbacher Waldkapelle nach Merzbach und zu den Weihern

RHEINBACH · Wäre um 1850 herum im Rheinbacher Stadtwald mehr Eisenerz gefunden worden, sähe der Wald heute anders aus. Wenn er denn überhaupt noch existieren würde. Bis 1875 wurden zwischen Rheinbach und Merzbach Eisenerze abgebaut. Davon zeugen heute noch viele Gruben im Wald.

Heinz Kessel, der Vorsitzende des Eifel- und Heimatvereins, kennt sie alle. Denn der Stadtwald ist so etwas wie sein Vorgarten. Dort hat er als Kind und als Jugendlicher in der Nachkriegszeit nämlich häufig mit seinen Freunden gespielt.

Abseits der Wege, auf die uns unsere kleine Winterwanderung führt, sind die Gruben noch zu erkennen. Sie sind von Pflanzen überwuchert und zum Teil mit Wasser gefüllt: Die Natur hat das Terrain zurückerobert.

Unsere Wanderung beginnt an der Waldkapelle, die im Jahre 1683 erbaut wurde. Dort hatte ein Waldarbeiter in einem Holzscheit das Christus-Monogramm IHS entdeckt. Es kamen viele Pilger dorthin, und schließlich gründeten Mönche aus Ahrweiler und vom Bonner Kreuzberg dort ein Kloster, das bis zur Säkularisation unter der Franzosenherrschaft 1802 Bestand hatte. In der Kapelle ist über Weihnachten die Krippe mit der Heiligen Familie aufgestellt.

Vorbei am alten Backhaus des Klosters, dessen Grundmauern vor Jahren nachgebaut wurden, gehen wir durch lichten Mischwald, den Mönchsgarten. Ein kleiner Graben nach etwa 200 Metern zeigt an, dass hier der Garten endete. Es geht leicht bergauf über den Wanderweg A7. Wir überqueren die Steinstraße, einen breiten befestigten Weg, und kommen in das ehemalige Eisenerzabbaugebiet. Zwischen den hoch gewachsenen Kiefern entdeckt man ein kraterähnliches Loch. Dort wurde vor 160 Jahren erfolgreich nach Erzen gegraben.

Nach einem Kilometer erreichen wir am Waldausgang eine Schutzhütte. Von dort hat man einen schönen Blick in Richtung Merzbach. Wir biegen rechts ab auf den Weg 1, der am Waldrand entlang zunächst bergab führt. Dieser Abschnitt gehört zum Jakobsweg-Abschnitt Rheinbach-Bad Münstereifel. Am Stiefelsbach, der früher das Rheinbacher Freibad speiste, steigen wir wieder in den Wald ein. "Hier konnte man früher sehen, wenn die Leute in Merzbach den so genannten Badetag hatten. Dann war nämlich Schaum auf dem Bach", erzählt Kessel.

Wir folgen wieder dem Weg A7, der uns am "Kadaver" der vor zehn Jahren gefällten Königinnen-Buche vorbei zur 200 Jahre alten Prinzessinnen-Buche führt. Deren Stamm ragt kerzengerade und schlank 30 Meter hoch in den Himmel.

Die Insel-Weiher und der Forstweiher an der Landstraße 113 wurden angelegt, um dort Mühlen zu errichten, die wiederum für den Betrieb der Eisenhütten benötigt wurden. Auf dem Damm zwischen Forstweiher und Landstraße lagen die Schienen für die Loren, die das eisenhaltige Gestein zur Hütte transportierten. An der Stelle des heutigen Forsthauses stand seit 1851 die Rheinbacher Eisenhütte.

Gegenüber dem Forstweiher gönnen wir uns im Waldhotel Kaffee und Kuchen, um dann zur letzten Etappe der kleinen Wanderung aufzubrechen. Über den Seufzerpfad und den Pilgerpfad gehen wir an alten Fischweihern vorbei, ehe wir wieder den Parkplatz an der Waldkapelle erreichen.

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