Begegnungsfest in Rheinbach Verein Leben mit Autismus feiert Geburtstag

RHEINBACH · Anlässlich des Geburstags von Leben mit Autismus feierte der Verein einen Tag der Begegnung mit einem Benefizkonzert der Kultband Alphaville. Rund um Stadthalle, Mensa, Glaspavillon und Jugendwohnheim in Rheinbach stellten sich verschiedene Organisationen mit ihrer Arbeit vor.

Kein Platz blieb frei in der Rheinbacher Stadthalle, als die Kultband Alphaville für ihr Benefizkonzert auf der Bühne steht.

Kein Platz blieb frei in der Rheinbacher Stadthalle, als die Kultband Alphaville für ihr Benefizkonzert auf der Bühne steht.

Foto: Axel Vogel

„Ich bin heute 21 633 Tage alt. Ich nehme Zahlen farbig wahr. Synästhesie nennt man das. Aber Gesichter kann ich mir nicht merken. Als ich im Kindergartenalter war, habe ich sogar meine eigene Mutter nicht erkannt, wenn sie frisch vom Friseur kam. Das nennt man Prosopagnosie.“ Volker Richter, der erst im Alter von 53 Jahren die Asperger-Diagnose erhielt, war einer der Referenten, die beim Tag der Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung als selbst von einer Autismus-Spektrum-Störung Betroffene oder als Familienangehörige aufklärten über das „Leben in einem anderen Universum“.

Hilfeverein Leben mit Autismus feiert zehnten Geburtstag

Eingeladen zu dem Begegnungsfest und Info-Tag hatte der Hilfeverein Leben mit Autismus anlässlich seines zehnten Geburtstags. Volker Richters Beispiel oder das des Autors, promovierten Geophysikers und IT-Experten Peter Schmidt stand für viele Betroffene, die erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter Klarheit über ihre Besonderheit erhalten haben. Seine Wahrnehmung der Umwelt beschrieb Richter so: „Da ist eine unsichtbare Wand, ein Ring aus Eis, das mich von Menschen fern hält und es anderen Menschen schwierig macht, Kontakt zu mir aufzunehmen.“

Rund um Stadthalle, Mensa, Glaspavillon und Jugendwohnheim stellten sich verschiedene Organisationen mit ihrer Arbeit vor, darunter die Caritas-Werkstatt Sinzig oder die Lebensgemeinschaft Eichhof aus Much im östlichen Rhein-Sieg-Kreis.

Im Glaspavillon zeigten autistische Menschen ihre Bilder, auf einer Wiese konnten behinderte und nicht behinderte Menschen Bogenschießen ausprobieren oder sich gut gesichert im Klettern üben, die Voltigier-Vorführungen des Vereins Pädagogisch-therapeutisches Voltigiersportzentrum Rheinbach bewundern oder sich auf der Blaulicht-Meile mit Polizei, Feuerwehr, Maltesern und Rettungshunden informieren.

Peter Schumacher, Vorsitzender des Vereins Leben mit Autismus Bonn/Rhein-Sieg/Eifel, war „absolut begeistert“, dass sich rund 100 Helfer engagiert hatten, um den Begegnungstag zu realisieren. So sei es erst möglich geworden, dass so viele Menschen mit Handicap den Tag hatten genießen können: „Sie haben sich bedankt und gesagt: 'Endlich ein Tag für uns.'“ Er dankte auch der Kämpgen-Stiftung, die den Begegnungstag mit 10 000 Euro gefördert hatte.

Alphaville gibt Benefizkonzert

Krönender Abschluss war das Benefizkonzert von Alphaville im Rahmen ihrer „Forever Young Tour 2019“. Alphaville-Mitgründer und Frontmann Marian Gold ist Vater des autistischen 17-jährigen Marlon, dessen Mutter Judith Braun Mitbegründerin des Vereins ist, von dem auch Marlon betreut wird. Marlon teilt mit seinem Vater die Leidenschaft für Musik und spielt in der Band Courage des Vereins. Unter der Leitung von Udo Seehausen musizieren in der Band elf Autisten und Nicht-Autisten gemeinsam.

Für Vater Marian und Sohn Marlon war es ebenso wie für die Musiker von Courage und Alphaville ein besonderes Highlight, auf der Bühne gemeinsam den Alphaville-Evergreen „Big in Japan“ zu spielen. Mit ihrem zweistündigen Konzert überzeugten Alphaville und insbesondere Frontmann Gold die begeisterten Fans davon, dass der Tourtitel „Forever Young“ richtig gewählt ist.

Schließlich wurde Gold in der Nacht nach dem Konzert 65 Jahre alt, was man weder seiner Stimme noch seiner Kondition anmerkte. Und eine bessere Öffentlichkeitsarbeit für Menschen mit Behinderungen als diesen Tag der Begegnung, den gemeinsamen Auftritt der beiden Bands und das Benefizkonzert hätte es nicht geben können.

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