Gespräch am Wochenende Ulrich Hamacher: „Wohnungen sind einfach zu teuer“

Rheinbach · Mit dem Thema Wohnungsmangel beschäftigt sich die Diakonische Konferenz am kommenden Mittwoch. Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, im Gespräch.

Ulrich Hamacher, Diakonie

Ulrich Hamacher, Diakonie

Foto: Max Malsch

Seit 17 Jahren findet einmal im Jahr die Diakonische Konferenz statt, immer in einer der linksrheinischen Gemeinden. Warum gerade dort?

Ulrich Hamacher: Das hat mittlerweile Tradition. Die evangelischen Kirchengemeinden Meckenheim, Rheinbach und Swisttal gehören zum Kirchenkreis Bad Godesberg/Voreifel.

Die Anmeldungen laufen schon seit Wochen. Welche Gruppen und Institutionen werden dabei sein?

Hamacher: Kommen werden auf jeden Fall Vertreter des Kreises und der drei Kommunen sowie aus verschiedenen sozialen Institutionen, Einrichtungen, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen. Und natürlich auch die am Thema Interessierten, denn teilnehmen kann jeder. Das Einleitungsreferat hält Petra Heising von „empirica“, einer Gesellschaft für Kommunikations- und Technologieforschung. Sie wird uns auch Zahlen über fehlenden Wohnraum im Linksrheinischen nennen.

Wie sieht die Tagesordnung aus?

Hamacher: Nach dem Referat wird in drei Arbeitsgruppen mit Vertretern der Gemeinden nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Die Arbeitsgruppen sind zum ersten Mal nach Kommunen unterteilt, da die jeweiligen Situationen unterschiedlich sind und andere Konzepte zum Tragen kommen müssen. Je nachdem, was in den Gruppen herauskommt, werden die Ergebnisse zum Abschluss im Plenum vorgestellt.

Warum befassen Sie sich als kirchliche Organisation überhaupt mit dem „weltlichen“ Thema Wohnraum?

Hamacher: Natürlich haben wir keine Immobilien und verfügen auch nicht über Wohnraum. Aber in unserer Sozialberatung begegnen wir ständig Menschen, die eine Wohnung suchen. In jedem Jahr wählen wir Themen, die uns beziehungsweise den Menschen in unseren Gemeinden „auf den Nägeln brennen“. In diesem Jahr hatten wir auch den Eindruck, dass die Wohnungsnot in den vergangenen Jahren immer größer und damit dringender geworden ist.

Was erwarten Sie von der Konferenz?

Hamacher: Die Konferenz war und ist ein Forum, um sich über soziale Themen auszutauschen. Es gehört zu unserem Selbstverständnis als kirchliche Einrichtung, den Menschen zu helfen. Mit solchen Zusammenkünften wollen wir uns in die Gesellschaft einbringen und dadurch auch die Situation verbessern. Am Mittwoch sollen Ideen entwickelt werden, wie es weitergehen könnte. Dabei wird auch zur Sprache kommen, was die Kommunen im Bereich Wohnungsbau schon getan haben.

Was können die Städte tun?

Hamacher: Mit der Ausweisung von Baugrundstücken schaffen Kommunen Möglichkeiten zusätzlichen Wohnraums. Dann gibt es auch noch den „geförderten Wohnungsbau in NRW“. Da brauchen die Gemeinden einen gemeinnützigen Träger. Den gibt es im Rhein-Sieg-Kreis.

Wie sieht denn die Situation bezahlbaren Wohnraums im Linksrheinischen aus?

Hamacher: Wenn man die Situation in Bonn betrachtet – dort fehlen aktuell rund 20 000 bezahlbare Wohnungen – und davon ausgeht, dass viele Menschen, die in Bonn arbeiten, in Meckenheim oder Rheinbach leben, dann ist die Situation in den linksrheinischen Kommunen nicht viel anders. Die Wohnungen sind überall einfach zu teuer. Bezahlbar heißt doch, dass ein Mieter 30 Prozent seines Einkommens für die Wohnung ausgibt. Heute sind es oftmals 40 bis 50 Prozent. Das können sich viele denn auch nicht leisten.

Welche Gruppierungen der Bevölkerung sind am stärksten betroffen?

Hamacher: Hartz-IV-Empfänger, Familien und dann die Flüchtlinge. Bei einem Hartz-IV-Empfänger werden 6,50 Euro pro Quadratmeter für die Kaltmiete übernommen. Für den Preis müssen Sie lange suchen und finden keine Wohnung.

Ist das Thema so interessant, dass sich in diesem Jahr mehr Interessierte angemeldet haben?

Hamacher: Bis jetzt haben wir 120 Teilnehmer und damit sind wir im obersten Bereich der jährlichen Anmeldezahlen, die zwischen 70 und 120 lagen. Aber noch können sich Interessenten bis Dienstag, 13. Februar, bei Susanne Haßdorf mit einer E-Mail an susanne.hassdorf@dw-bonn.de anmelden.

Die Diakonische Konferenz unter dem Motto „Suchst du noch oder wohnst du schon?“ findet am kommenden Mittwoch,14. Februar, ab 16 Uhr in der Rheinbacher Gnadenkirche, Ramershovener Straße 6, statt.

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