Hunnen in Rheinbach Tomburger Horde schlägt in Wormersdorf ihr Lager auf

RHEINBACH-WORMERSDORF · „He, he Attila“, jedes Mal, wenn König Attila am Wochenende einen befreundeten Stamm an seiner Tafel willkommen hieß, erschallte der Ruf der Hunnen. Auf einer Wiese am Rande von Wormersdorf hat die Tomburger Hunnenhorde 1993 ihr 20. Lager aufgeschlagen.

 Prächtige und fantasievolle Kostüme dominierten am Wochenende das Bild beim Lager der Tomburger Hunnenhorde in Wormersdorf.

Prächtige und fantasievolle Kostüme dominierten am Wochenende das Bild beim Lager der Tomburger Hunnenhorde in Wormersdorf.

Foto: Axel Vogel

Uneingeladen betritt keiner das Auel, erklärt Attila. Und so ertönte die Einmarschmusik – die gleiche Melodie, die Henry Maske für seine Auftritte im Boxring wählte – fast im Minutentakt, nachdem Attila als erstem seiner Gäste Bürgermeister Stefan Raetz den neuen Orden, selbsthergestellt aus Kunstharz, überreicht hatte.

Eigentlich heißt Attila Berni Leesemann und gehört zu den Gründern der Wormersdorfer Hunnenhorde. „Wir leben Geschichte“, erläutert er die Faszination, die von dem legendären Reitervolk auf die nur sieben Mitglieder der Wormersdorfer Horde ausgeht. 1993 auf einer Karnevalssitzung wurde die Idee geboren, eine Hunnengruppe zu gründen.

Ins eigene Lager laden sie seit 1997 jährlich ein. 1994 im Karnevalszug präsentierten sie sich erstmals in ihren fellbehangenen Kostümen. Auch der Hut, den Attila beim sommerlichen Lager schnell zur Seite legt, ist mit Pelz geschmückt. Ein echtes Bärenfell ziert die hölzerne Tafel. Vor allem befreundete Stämme machen ihre Aufwartung, darunter die „Steppensöldner“ aus Euskirchen, „unsere treuesten Gäste“.

Die Oberen dürfen aus dem Becher trinken, den Attila reicht: „Leer den Krug in einem Zug!“ Auch Vertreter der Rheinbacher Vereine mischen sich unter das Hunnenvolk, so eine Abordnung der Prinzengarde, die mit dem Hunnentaxi, dem Planwagen der Tomburger Horde, abgeholt wurde. Vor der Lagereröffnung hat Schamane Malakai alias Jürgen Braun die Gunst der Götter geprüft. Er ist es auch, der – nun im T-Shirt statt im Schamanengewand – als DJ Charlie mit seiner rollenden Disco für Musik sorgt.

Außerdem müsse er noch eine Fürstenweihe, eine Hochzeit und die Namensgebung für einen bislang namenlosen Hunnen vollziehen, verrät der Mann aus Bergisch Gladbach, der seit 1998 regelmäßig ins Hunnengewand schlüpft. 15 Jahre lang war er als freier Schamane in der Region unterwegs, bevor er sich vor drei Jahren den Wormersdorfern angeschlossen hat.

Mit ihren orientalischen Tänzen zu mittelalterlicher Musik und ihren reich verzierten Kostümen erfreuen die Frauen vom Stamm Sarafi rund um Stammeschefin Nourani die Anwesenden. Auch die Kunst des Handlesens und des Kartenlegens beherrschen sie. Mit ihrer Flugschau begeistern die beiden Falkner Susanne Warmuth und Andreas Krug aus Erftstadt-Gymnich die Zuschauer.

Gerfalke Artos, Wüstenbussard Medusa und Weißkopfseeadler Alaska meistern die Herausforderung und lassen sich auch von den fellbehangenen Gewändern der Hunnen nicht ablenken, die sie leicht mit Beute verwechseln könnten. Seinen Stand mit Silber-, Bronze- und Edelsteinschmuck hat Ralf Bölling aufgebaut. Der Kölner ist seit 14 Jahren auf Hunnenlagern vertreten und bei vielen Horden der Region Ehrenmitglied.

„Man taucht in eine andere Welt“, sagt er. Bereitwillig erklärt er die traditionellen Symbole. Die Triskele etwa, die Schutz für Geburt, Leben und gegen den Tod verspricht, und den unendlichen Knoten, der auch die Wiedergeburt einschließt. Böllings Schmuck trägt auch Fürst Esla vom Stamm der Schwarzen Wölfe in Köln, der Rest seines Leder-Outfits sei selbst gemacht. In Wormersdorf wie in Köln sei das Problem der Hunnen dasselbe: Nachwuchsmangel. Dass auch die Wahner Löwen von einem Attila angeführt werden, stört niemanden. Der Wahner Attila verzichtet zugunsten des Gastgebers auf seinen Namen und nennt sich stattdessen Etzel – der Name Attilas in der Nibelungensage.

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