Konzert von jungem Ensemble Tomburg Winds begeistern 500 Zuhörer im Rheinbacher Stadttheater

Rheinbach · Das Ensemble der Tomburg Winds ist zwar jung. Die 65 Mitglieder - alle im Schüler- und Studentenalter - haben indes längst eine Klasse erreicht, die bundesweit den Vergleich mit anderen Auswahl- und Amateurorchestern nicht zu scheuen brauchen.

Adi Becker, Leiter des sinfonischen Blasorchesters der Musikschule Voreifel, verlässt gegen Ende eines denkwürdigen Abends für einige Sekunden sein Dirigentenpult und betrachtet vom Bühnenrand aus stolz und gerührt, wie die 65 vorwiegend jungen Musiker im Schüler- und Studentenalter bei Stings „Desert Rose“, Teil drei des Medleys „Symphonicity“, mühelos und bei höchstem Tempo weiterspielen. Das hingerissen lauschende Publikum versteht die Botschaft: Seht her, das sind die Tomburg Winds (TW) und wie gut die heute sind, das „bläst sogar mich um“.

Das Ensemble hat längst eine Klasse erreicht, die bundesweit den Vergleich mit anderen Auswahl- und Amateurorchestern nicht zu scheuen braucht. Nach den furiosen Schlusstakten, die der temperamentvolle Posaunist der Big Band der Bundeswehr dirigiert, springen die fast 500 Besucher im Rheinbacher Stadttheater auf, applaudieren ausdauernd und ringen den glücklichen Künstlern noch zwei Zugaben ab.

Was da unter dem Namen Tomburg Winds im Gebiet der Musikschule Voreifel als Teil des VHS-Zweckverbands Voreifel herangereift ist, lässt staunen. Die im Gründungsjahr 2000 getroffene Namenswahl zeigte sich weitsichtig: Die Ruine der Tomburg steht zwar über Wormersdorf, ist aber für die ganze Region identitätsstiftend und bestens geeignet für ein Leuchtturmprojekt, das bei Musikschulen in Deutschland als vorbildlich gilt.

Schon Siebenjährige sammeln Konzerterfahrung

Musikschulchef Claus Kratzenberg, der teilweise selbst die Proben übernimmt wenn Becker durch seine Tourneen verhindert ist, hebt die kontinuierliche Förderung der Musikschüler im Ensemblespiel hervor: „Im Kinderblasorchester können schon Siebenjährige spielerisch Erfahrungen sammeln. Das Jugendblasorchester unter Leitung von TW-Urvater Georg Heide setzt die Arbeit fort bis zum sinfonischen Blasorchester als unserem Flaggschiff.“

Mittlerweile bewältigt schon das 40 Musiker starke Jugendblasorchester Stücke des Schwierigkeitsgrads Mittelstufe, wie das bewegende „Beautiful Savior“, das die Neun- bis 16-Jährigen im Block vor der Pause in beeindruckender Weise spielen. „Das gemeinsame Auftreten mit dem jungen Erwachsenenorchester und seinen herausragenden Solisten sorgt für eine hohe Motivation beim Nachwuchs, hält sie im Einzelunterricht bei der Stange und gibt ihnen Ziel und Richtung“, erklärt Becker.

Der in Rheinbach lebende charismatische Musiker und Arrangeur mit einer Vorliebe für Jazz und Pop ist ein wahrer Glücksfall für das Projekt. Dank ihm denkt beim Blasorchester niemand an Hirschgeweihe oder Märsche, obwohl die Tomburg Winds auch letztere im Portfolio haben, wie der Radetzky-Marsch von Johann Strauss in der Zugabe zeigt.

Das wegen seiner unglaublichen Schnelligkeit schwerste Stück des Abends, „Colours Of Riverdance“, hatte Becker zunächst für die Big Band der Bundeswehr selbst arrangiert. Wer zusehen darf, welche Präzision, Energie und Leidenschaft er beim Dirigieren vermittelt und wie diese Energie über die Musik in den Konzertraum fließt, der erahnt Intensität, Disziplin und Anspruch der Probenarbeit.

Aber auch die nötige Lockerheit ist vorhanden, denn überdies ist Becker noch ein glänzender Unterhalter. Die Melodien aus „The Wizard Of Oz“ von Harold Arlen gehören, so Becker, „zur schönsten Musik, die auf diesem Planeten erfunden wurde“. Solchermaßen eingestimmt hört man in Rheinbach das Medley noch einmal mit anderen Ohren und stimmt der Aussage schließlich zu.

Hochtalentierte Solisten begeistern

Das Konzert lebt auch von der gekonnten Moderation, für die neben Becker vor allem Roland Keil verantwortlich zeichnet. Der Rheinbacher Unternehmensberater ist über seine Söhne selbst ein Teil der TW-Familie geworden und weiß in der Rolle eines klassischen Conférenciers mit Humor und Eloquenz zu überzeugen: „Sie hören heute sozusagen Blasmusik de luxe!“

Und dann die Solisten: Der erste Flötist Thomas Schüller an der Tin Whistle bei „Riverdance“, der elfjährige Saxofonist Tom Clemens, die Trompeter Alexander von Thadden, Stefan Fuss, Matthias Bruns und Marie Zingsheim sind wahrlich eine Klasse für sich und meistern schnellste Läufe mit bemerkenswerter Sicherheit.

Bei Paul McCartneys Beitrag zur James Bond Filmmusik „Live and Let Die“ überzeugt Zingsheims zarte Trompete im Wechselspiel mit der Wucht und Dynamik des Orchesters. Solch junge Talente nach dem Abitur nicht zu verlieren, auch das gibt Adi Becker die Zuversicht zu sagen: „Wir fangen gerade erst an. Von den Tomburg Winds wird man noch viel hören.“

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