Flüchtlinge in Rheinbach Stadt prüft Unterbringung auf dem Areal der Hochschule

RHEINBACH · Bürgermeister Stefan Raetz informiert beim Rheinbacher Bürgergespräch über die Situation der Flüchtlinge.

 Die neue Flüchtlingsunterkunft entsteht neben der Schule in Wormersdorf.

Die neue Flüchtlingsunterkunft entsteht neben der Schule in Wormersdorf.

Foto: Axel Vogel

Keine Chance dem "Aber" hinter dem "Wir haben ja nichts gegen Flüchtlinge": Beim Rheinbacher Bürgergespräch zur Information über die Unterbringung der Flüchtlinge setzte sich im Plenum mehrheitlich die zupackende Haltung durch, dem Flüchtlingsstrom mit echter Willkommenskultur und Angeboten zur Integration zu begegnen.

Dass Lamentieren ohnehin nichts nützen würde, machten Bürgermeister Stefan Raetz und Fachbereichsleiter Peter Feuser den gut 50 Anwesenden in der Katholischen Grundschule Wormersdorf gleich zu Beginn unmissverständlich klar: "Das Land NRW weist uns - meist kurzfristig - Flüchtlinge zu, und die haben wir unterzubringen. Und dieser Verantwortung stellen wir uns auch."

Gleichwohl verhehlte Raetz nicht, dass diese Verantwortung die Kommune vor große Herausforderungen stelle. So sind trotz Nothaushalts in diesem Jahr rund 1,5 Millionen Euro zu stemmen, wovon die Kommune vor etwa 27 Prozent vom Land erstattet bekommt.

Waren es 2011 noch 20 Neuzuweisungen, ist in diesem und in den kommenden Jahren mit jeweils rund 120 neuen Flüchtlingen zu rechnen. "Wenn man eine Abschiebequote von 5,4 Prozent sowie diejenigen, die sich auf eigene Füße stellen, herausrechnet, bleibt alljährlich immer noch ein zusätzlicher Bedarf von Wohnraum für etwa 50 Personen", verdeutlichte Raetz den Druck, unter dem die Verwaltung steht.

Dementsprechend seien nachhaltige Lösungen voranzutreiben. "Containerlösungen halten wir allenfalls für eine Notlösung, die wir nach gründlicher Prüfung verworfen haben, weil Einkasernierung nicht zu Integration führt." Stattdessen saniert die Verwaltung derzeit das "Haus Herzig" neben der Grundschule und schafft hier ab Sommer Platz für etwa 35 bis 40 Personen.

Ortsvorsteher Günter Zavelberg räumte ein, dass er sich für die Dorfmitte Einkaufsmöglichkeiten oder beispielsweise eine Turnhalle gewünscht hätte. Er zeigte sich sowohl von der Verwaltung enttäuscht als auch von den Pallottinern, die die leer stehenden Internatsräumlichkeiten des Pallotti-Kollegs nicht zur Nutzung für Flüchtlinge zur Verfügung stellen - eine Kritik, die sowohl die Verwaltung als auch das Plenum bekräftigten.

Auf der Suche nach weiteren Unterbringungsmöglichkeiten prüft die Verwaltung auch Lösungen etwa auf dem Areal der Fachhochschule. Und sie appelliert immer wieder auch an Privatleute, der Stadt geeignete Immobilien zu vermieten.

Dass auch beim Empfang der Flüchtlinge privates Engagement gefordert ist, verdeutlichte Verena Weber vom Flüchtlingshelferkreis: "Je mehr Kontakt man mit den Flüchtlingen pflegt, desto schneller bauen sich Berührungsängste ab."

Viele Rheinbacher Vereine öffneten sich den Flüchtlingen bereits ohne viel Bürokratie, und an der Grundschule Sürster Weg laufe die Integration von derzeit 19 Kindern vorbildlich. So reifte beim Bürgergespräch die Idee, einen eigenen Flüchtlingshelferkreis für Wormersdorf zu bilden.

Derzeit sind 154 Flüchtlinge in Rheinbach untergebracht, 43 von ihnen Minderjährige. 83 Menschen wohnen am Getreidespeicher, 37 an der Kriegerstraße, 14 an der Tomberger Straße in Wormersdorf, 15 in Hotels und fünf privat. Die meisten von ihnen kommen aus Syrien, dem Kosovo und Serbien. thu

0 Zum nächsten Bürgergespräch laden Ortsvorsteher Günter Zavelberg und Bürgermeister Stefan Raetz für Donnerstag, 16. April, ab 19 Uhr in die Katholische Grundschule Wormersdorf ein. Treffpunkt für die vorangehende Ortsbegehung ist um 18 Uhr auf dem Vorplatz der Grundschule.

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