Erlebnis-Theater Speicherstadt unter Quarantäne

Rheinbach/Hamburg · Die Schauspielerin Christina Stephan aus Rheinbach glänzt im Hamburg Dungeon als Pestärztin.

 In der Hamburger Speicherstadt ist Christina Stephan aus Rheinbach als Schauspielerin zu bewundern. Vor sechs Jahren zog es die 25-Jährige in die Hansestadt, um Schauspiel zu studieren. FOTO: HAMBURG DUNGEON

In der Hamburger Speicherstadt ist Christina Stephan aus Rheinbach als Schauspielerin zu bewundern. Vor sechs Jahren zog es die 25-Jährige in die Hansestadt, um Schauspiel zu studieren. FOTO: HAMBURG DUNGEON

Foto: Hamburg Dungeon

Die sprichwörtliche Wahl zwischen Pest und Cholera wird in Hamburg kurz vor dem Osterfest zur bitteren Realität: Gleich mehrere tödliche Krankheiten greifen in der berühmten Speicherstadt am Hafen der Hansestadt um sich – zum Glück tendiert die akute Ansteckungsgefahr gen null: Denn die skurril aussehenden Seuchenbekämpfer sind lediglich Schauspieler, die sich den schaurigen Epidemien auf unterhaltsame Weise nähern. Mittendrin im furchteinflößenden Durcheinander von Pest, Cholera, Tetanus und Keuchhusten ist Christina Stephan aus Rheinbach. Vor sechs Jahren zog es die 25-Jährige in die Hansestadt, um Schauspielerin zu werden. Ab Montag spielt sie in einer Liveshow der Speicherstadt fünf Wochen lang – mehrmals am Tag – eine Pestärztin.

Mit einer schaurigen Schnabelmaske auf dem Kopf begegnet die junge Schauspielerin aus der Glasstadt dem schwarzen Tod in der Show „Infiziert“, die vom 21. März bis 30. April im Hamburg Dungeon zu sehen ist – einer Art Erlebnismuseum über 600 Jahre Hamburger Geschichte samt Fahrgeschäften und dem schaurig-komischen Schauspiel. Vor täuschend echten Kulissen und mit Hilfe filmreifer Effekte werden die Besucher in elf verschiedenen Showbereichen in Ereignisse wie Störtebekers Hinrichtung oder den Großen Brand von 1842 mit einbezogen.

„Klar macht es Spaß, die Besucher zwischendurch so richtig zu erschrecken. Aber eigentlich liebe ich vor allem die lustigen Shows“, berichtet die in Bonn geborene Rheinbacherin im Gespräch mit dem GA. „Wenn eine Gruppe gute Laune hat und sich richtig auf die Show einlässt, gibt einem das wahnsinnig viel zurück“, weiß sie.

13-mal am Tag öffnet sich der Vorhang für ein Stück, bei dem die Zuschauer aktiv ins Geschehen eingreifen können. Hamburg, das nicht nur Schauplatz der verheerenden Sturmflut anno 1962 und diverser schadensreicher Brände, sondern auch furchteinflößender Epidemien war, ist seit 2010 für Christina Stephan zu ihrer Wahlheimat geworden.

Damals zog sie in den hohen Norden, um an der Hamburg School of Entertainment Schauspiel zu studieren. Denn wie alle Schauspieler in den Hamburg Dungeons hat auch Christina eine professionelle Ausbildung. Nach Abschluss ihrer mimischen Lehrzeit war die rheinische Frohnatur unter anderem als Schauspielerin am Theater Liberi und am berühmten Schmidt-Theater sowie als Regisseurin bei der Elbstation-Akademie tätig. Außerdem gab sie vielen Werbespots als Sprecherin ihre Stimme. Seit 2014 gehört sie zum festen Ensemble der Hamburg Dungeons.

Ihre nordische Wahlheimat hat die 25-Jährige lieb gewonnen, vor allem die Nähe zur Ostsee. Aber: „Wenn ich mit dem Zug in Köln über die Deutzer Brücke fahre auf die 'richtige' Rheinseite, dann fühlt sich das wie Heimat an. Im Rheinland wohnen halt die besten Menschen Deutschlands“, findet sie. Und diese besucht Christina noch etwa alle zwei bis drei Monate.

Ihr größter Traum wäre es „ein eigenes Theater“ zu eröffnen – „mit eigenen Stücken, versteht sich.“ Lustig verspricht es auch zu werden, wenn das Rheinische sie in spontaner Form trifft. „Ein toller Moment war, als eine Gruppe aus Köln auf die Frage nach einem Piratenschlachtruf einen Karnevalssong von Kasalla anstimmte. Mein Kollege hat ziemlich verstört geguckt – aber ich konnte mitgrölen. Ein schönes Heimatgefühl“, berichtet die junge Frau, die gerne zeichnet und malt sowie einen eigenen YouTube-Kanal mit dem Namen „Fussel Chic“ gegründet hat.

Und was vermisst eine 25-Jährige in der Millionenstadt Hamburg, wenn sie an das Fleckchen Erde denkt, auf dem sie aufgewachsen ist? „Die Nähe zur Natur“, sagt sie unumwunden. „In Rheinbach muss ich nicht wie in Hamburg 30 Minuten mit der S-Bahn fahren, um in einem Wald zu sein.“

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