Kommunen im Linksrheinischen So zufrieden ist der Einzelhandel mit dem Weihnachtsgeschäft

Rhein-Sieg-Kreis · Die Bilanz des Weihnachtsgeschäftes in den Innenstädten in Kommunen wie Alfter, Siegburg und Rheinbach fällt trotz wachsender Online-Konkurrenz zufriedenstellend aus - und damit besser als im Rest NRWs.

 Der verkaufsoffene Sonntag mit Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende in Rheinbach hat sich für den Einzelhandel gelohnt.

Der verkaufsoffene Sonntag mit Weihnachtsmarkt am dritten Adventswochenende in Rheinbach hat sich für den Einzelhandel gelohnt.

Foto: Axel Vogel

Süßer die Kassen nie klingen? Mehr als 100 Milliarden Umsatz wurden im Weihnachtsgeschäft in Deutschland erzielt, so der Handelsverband Deutschland. Rekord. Amazon als Branchenriese des Onlinehandels meldete, nie zuvor habe er so viele Bestellungen registriert. In NRW sprach der Haupthandelsverband von einem sehr durchwachsenen, höchstens zufriedenstellenden Weihnachtsgeschäft. Und was sagen Einzelhändler in der Region? Der GA hat exemplarisch mit einigen gesprochen.

Vorgebirge. „Wir hatten ein gutes Weihnachtsgeschäft“, freut sich der Erste Vorsitzende des Rheinbacher Gewerbevereins Oliver Wolf. Insbesondere nach dem verkaufsoffenen Sonntag am dritten Adventswochenende, an dem in Rheinbach auch der Weihnachtsmarkt stattfand, hätten die Einzelhändler eine positive Bilanz gezogen. Bemerkenswert sei, dass auch viele auswärtige Kunden in Rheinbach eingekauft hätten. „Der Trend geht zur Beratung und zum persönlichen Gespräch“, so Wolf.

Gerade Kunden aus Bonn schätzten den persönlichen Umgang im Rheinbacher Einzelhandel. Ähnlich positiv bewertet der Erste Vorsitzende des Meckenheimer Verbunds Willi Wittges-Stoelben das Weihnachtsgeschäft: „Für die heutige Zeit mit dem Druck aus dem Online-Handel haben wir ein gutes Ergebnis erzielt.“ Die Einzelhändler hätten das Ergebnis vom Vorjahr oder im Vergleich dazu ein leichtes Plus erwirtschaftet. „Wir sind froh, dass wir den verkaufsoffenen Sonntag hatten“, so auch Wittges-Stoelben. Der Termin läge am dritten Adventswochenende optimal, die Kundschaft komme aus der gesamten Region. Die Meckenheimer kauften eher vor Ort ein und führen nicht nach Bonn: „Das ist vielleicht der Verkehrssituation in Bonn geschuldet oder es ist ein Umdenken oder beides.“

Gabi Haag vom Gewerbeverein Alfter zieht gemischte Bilanz. Sie ist Inhaberin eines Foto- und Geschenkartikel-Ladens. „Bei mir persönlich war das Weihnachtsgeschäft nicht schlecht“, sagt sie. Von anderen Einzelhändlern in Alfter habe sie aber gehört, dass es eher ruhiger war. „Das ist zurückzuführen auf den Online-Handel“, meint die Geschäftsfrau. Auch sie selbst merke im Fotobereich deutlich die Online-Konkurrenz: „Bei mir wurden mehr Geschenkartikel gekauft.“

Siegburg. Zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft zeigte sich Sissis Vassiliadis, Vorsitzender des Siegburger Verkehrsvereins. „Viele meiner Kollegen und auch ich selbst verzeichneten einen minimalen Frequenzrückgang. Allerdings ist festzustellen, dass wir im Schnitt mehr Umsatz pro Kunden hatten“, so Vassiliadis. Er machte auch ein verändertes Einkaufsverhalten aus. „Wir hatten keinen so ausgeprägten Endspurt vor den Festtagen, wie wir diesen in vergangenen Jahren erlebt haben.“ Begonnen habe das Weihnachtsgeschäft bereits zum Happy Friday am 29. November. Ein weiterer Höhepunkt sei der lange Samstag am 14. Dezember gewesen, von dem alle beteiligten Einzelhändler profitiert hätten. Er und andere Händler hätten zudem ein wachsendes Bedürfnis nach persönlicher Beratung bei den Kunden festgestellt. Auch Gutscheine seien besonders gefragt. Als erfolgreich habe sich erneut der Siegburg-Gutschein erwiesen, der bei über 60 Händlern und Gastronomen eingelöst werden kann. Nach Weihnachten komme das Gutscheingeschäft. Attraktive Aktionen des Handels sorgten zusätzlich für hohe Kundenzahlen. Aber nicht nur die Umsatzergebnisse im Dezember beurteilt der Handel als positiv, sondern die des gesamten Jahres. „Kollegen haben mir berichtet, dass sie in Siegburg höhere Zuwächse erzielten. Das ist auch meine Wahrnehmung.“

Siebengebirge. „Wir sind mit dem Weihnachtsgeschäft schon zufrieden. An einigen Tagen, speziell an den langen Samstagen, lief es sehr gut. An anderen fehlte wie im ganzen Jahr die Frequenz“, berichtete Reinhold Bähr von Herrenmoden Bähr in Bad Honnef. Leute, die sich bedienen und beraten lassen wollen, die das Material fühlen wollen, kommen zu dem Herrenausstatter am Saynschen Hof. Bähr: „Hosen kann man schlecht im Internet bestellen.“ Nach Weihnachten wurden bereits die ersten Gutscheine eingelöst. „Wir haben recht viele verkauft. Aber die meisten Beschenkten werden damit im Januar kommen; viele sind jetzt im Urlaub.“

„Bei uns wollten die Kunden eher etwas Konkretes“, erzählt Anne Alfen von der Dollendorfer Bücherstube, etwa ortsgebundene Bücher. Alfens Antwort auf den Online-Handel: Sie hat selbst einen Online-Shop, bestellte Ware kann im Geschäft abgeholt werden. Denn: „Wir möchten, dass der persönliche Kontakt bleibt.“ Bei Winfried Thomas vom Möbelhaus Thomas in Oberpleis ist die Zeit jetzt, „zwischen den Jahren“, im Verkauf stärker als der Endspurt vor Heiligabend: „Die Leute haben nun Zeit und Muße für einen Bummel.“ Jedoch: Auch das Weihnachtsgeschäft sei stabil gewesen.

„Das Weihnachtsgeschäft 2019 hätte besser sein können, aber es ist immer noch besser als im Vorjahr“, so Juwelier Dieter Walscheid aus Bad Honnef. „Die allgemeine Stimmung in der Bevölkerung dämpft die Kauflust. Die Kunden gaben ihr Geld zurückhaltender, gezielter aus.“ Walscheid, dessen Unternehmen seit 70 Jahren besteht, sagt, Trend sei, höherwertig zu kaufen. Walscheid: „Weniger ist mehr, Goldschmuck zieht wieder mehr an.“

Annette Jungblut von „Das Frauenzimmer“ in Oberpleis und Bad Honnef: „Auch jetzt nach Weihnachten haben wir gut zu tun. Die Leute haben Zeit und Lust, einzukaufen.“ Und: „Ich glaube an meine treue Stammkundschaft, die dankbar ist für eine ehrliche Beratung. Der Online-Handel macht die Städtekultur kaputt. Jeder sollte sich dazu Gedanken machen, ehe er im Internet bestellt. Wenn die Geschäfte verschwinden, gibt es auch bald keine Cafés mehr.“

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