Baugebiet auf Fabrikgelände So wird das neue Wohngebiet in Rheinbach aussehen

Rheinbach · Auf dem früheren Fabrikgelände Majolika entsteht Rheinbachs größtes Wohngebiet. Rund 590 Menschen sollen dort in 287 Wohneinheiten untergebracht werden.

 In vollem Gange sind bereits die Abrissarbeiten an der früheren Keramikwarenfabrik Majolika an der Keramikerstraße in Rheinbach.

In vollem Gange sind bereits die Abrissarbeiten an der früheren Keramikwarenfabrik Majolika an der Keramikerstraße in Rheinbach.

Foto: Axel Vogel

Neun Glockenschläge der Kirchturmuhr von Sankt Martin schallen durch das nächtliche Rheinbach: Für Markus Pütz (CDU), Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr, ist dieses Zeitzeichen eine Aufforderung: Laut Satzung des Rates dürfen Ausschusssitzungen im Rathaus, die stets um 18 Uhr beginnen, nicht über 21 Uhr hinausgehen. Doch nach drei Stunden Debatten und Vorträgen sind beileibe noch nicht alle Punkte der Tagesordnung abgearbeitet. Die neuen innerstädtischen Baugebiete auf dem Majolika-Gelände und dem Pallotti-Areal erzeugen reichlich Redebedarf.

Alle 15 Minuten muss Pütz laut Satzung die Ausschussmitglieder fragen, ob sie die Sitzung fortsetzen wollen. Sie wollen. Schließlich entsteht auf dem Gelände der früheren Keramikwarenfabrik Majolika, nördlich des Rheinbacher Bahnhofs gelegen, das derzeit größte Wohngebiet der Stadt – mit 287 Wohneinheiten für laut der Planungen etwa 590 Menschen. Nach der Offenlage der Vorstellungen eines regionalen Investorenduo hatte der Ausschuss darüber zu befinden, ob es das Großprojekt auf dem 28.807 Quadratmeter großen Gelände über die nächste Hürde heben soll.

Während auf die schriftlich eingereichten Bedenken von Anwohnern des Geländes der alt eingesessenen Keramikinstitution etwa bezüglich der Abstände zur bestehenden Wohnbebauung kaum eingegangen wurde, diskutierte das Gremium ausführlich über den möglichen Erhalt eines ortsbildprägenden Platanenbaums. Der machtvolle, 40 Jahre alte Sauerstoffspender an der Keramikerstraße soll gefällt und durch 28 neue, zehn Jahre alte Bäume ersetzt werden. Einen „kleinen Alleecharakter“ verspricht sich Kurt Brozio (CDU) von den Neuanpflanzungen an gleicher Stelle. Zwar bedauerte er die Fällung, sehe im Falle des Erhalts aber „die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben“, da die Platane die letzte dort verbliebene sei, wie Brozio schilderte.

Urte Seiffert-Schollmeyer (Grüne) sprach sich dafür aus, den Baum stehen zu lassen und dem Investor die Ersatzbepflanzung ins Aufgabenheft zu schreiben. Welche „Restlebenszeit“ die 40 Jahre alte Platane habe, darauf wollte sich Lars Kunze von der Planungsverwaltung der Stadt Rheinbach nicht festlegen. Nach seinem Dafürhalten stellten das Grün der 28 neuen Bäume eine „deutliche Aufwertung des Straßenraums“ dar.

Apropos Grün

Da die Mehrfamilienhäuser in dem neuen Baugebiet allesamt mit Flachdächern gedeckt werden, müssen 50 Prozent der Dachflächen, so schreibt es der neue Bebauungsplan vor, begrünt werden. Woran es den Plänen in erhebliche Weise mangelt, seien Abstellplätze für Fahrräder monierte Georg Wilmers (SPD), der auch verkehrspolitischer Sprecher des ADFC für den linksrheinischen Teil des Rhein-Sieg-Kreises ist. So forderte die SPD während der Sitzung, dass 300 ebenerdige, überdachte und mit einem Anlehnbügel ausgestattete Fahrradabstellplätze in relativer Nähe der Haueingänge geschaffen werden sollen. Ebenso soll nach Ansicht der Sozialdemokraten in einem Vertrag mit dem Investorenduo die Verpflichtung der Bauherrn einfließen, dass „mindestens 15 Prozent der kalenderjährlich fertiggestellten Wohnungen öffentlich geförderter Wohnraum sein“ werden. Außerdem solle festgeschrieben werden, dass 20 Prozent der Wohneinheiten „barrierefreie Drei- bis Vierzimmerwohnungen mit einer Wohnfläche von 80 bis 100 Quadratmetern sein sollen. Nicht zuletzt fordert die SPD-Fraktion, dass sich der Geldgeber verpflichten möge, einen öffentlich zugänglichen Spielplatz im Plangebiet zu bauen, sobald die ersten 150 Wohnungen bezugsfertig sind.

Dieser Forderungskatalog der SPD trieb Silke Josten-Schneider (CDU) im Wortsinn die Zornesröte ins Gesicht. „Es gibt doch in dem Plangebiet bereits barrierefreie Wohnungen“, erklärte die Fraktionschefin der Christdemokraten. Eine Festlegung für Sozialwohnungen sei für dieses „Vorzeigeprojekt für Rheinbach“ überhaupt nicht notwendig: „Wir haben Wohnungen für Studenten, für Singles, für Familien – für alle Altersgruppen“, so Josten-Schneider. Wer solche Festlegungen treffen wolle, müsse auch Investoren haben, die dieses finanzierten. „Man muss auch jemand finden, der investieren möchte“, sagte die Christdemokratin. Mehrheitlich lehnte der Ausschuss den Forderungskatalog der SPD ab. Mit den Stimmen von CDU, FDP und UWG, votierte das Gremium für den neuen Bebauungsplan, der die Fällung der Platane und gleichzeitig die Anpflanzung von 28 neuen Bäumen vorsieht.

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