Ausstellung in Rheinbach Schwindelerregende Fotokunst

RHEINBACH · Elf Mitglieder des Clubs „photogen“ zeigen ihre Werke am Campus Rheinbach der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Motive aus der Umgebung, aber auch aus Arabien und der Wüste Namib.

 Hingucker: Elke Weyers zeigt am Rheinbacher Campus Aufnahmen, die sie anlässlich eines Fotofestivals in Zingst gemacht hat. FOTO: AXEL VOGEL

Hingucker: Elke Weyers zeigt am Rheinbacher Campus Aufnahmen, die sie anlässlich eines Fotofestivals in Zingst gemacht hat. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Der Weg zur Arbeit auf dem Rheinbacher Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg ist für Dekan Michael Heinzelmann jetzt viel schöner: Aufnahmen von elf Ausstellern des Fotoclubs „photogen“ zieren noch bis Freitag, 7. April, die Wände im Erdgeschoss.

Die Ausstellung mischt Nahaufnahmen und Fernblicke, Alltag und Exotisches. Die Motive stammen aus dem engeren Radius Rheinbachs oder führen ins ferne Arabien und in die Wüste Namib.

Unter dem Titel „Aotearoa“ zeigt Thomas Mann Landschaften, Weitblicke, geschwungene Straßen, Spiegelungen, Ebenen und Berge. Andere Künstler experimentieren mit bearbeiteten Polaroid-Aufnahmen oder bringen mit dem Zoom schwindelerregende Bewegung in ihre Bilder.

Christoph Weyers hat Polaroids mit Motiven aus Berliner Hinterhöfen zu „gelifteten Sofortbildern“ (Lifted Graffiti) umgestaltet. Diese werden in Wasser gelöst, auf Papier gebracht, dann eingescannt und vergrößert, erläuterte er. So wird aus dem Graffiti eines Raben neben einem Stromverteiler eine lyrische Komposition, der Beige- und Blautöne besondere Tiefe geben.

Wolfgang Schäfer präsentiert in seinen „Herbstvariationen“ Lichtspiele auf laubbedeckten Wegen oder linear wirkende Baumplantagen in herbstlichen Farben mit der Tomburg als Hintergrund. Mit dem Zoom, durch Drehen oder Schwenken der Kamera, erzeugt er Wirbel und Sog.

Tolle Kontraste mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen

Die einzigen Schwarz-Weiß-Aufnahmen steuert Alexander Zimmerhofer bei. „Morgenland heute“ hat er seine Motive aus arabischen Ländern betitelt. Bürgermeister Stefan Raetz fand den Kontrast zwischen der eigentlich farbenprächtigen Kultur und dem Verzicht auf Farbe besonders reizvoll. Ein auf seinem Handkarren schlafender Transportarbeiter vor den geschlossenen Rollläden einer Ladenzeile kontrastiert mit belebten Basarszenen.

Rainer Gütgemanns „Licht und Farben der Provence“ beeindrucken derweil mit ihrer Natürlichkeit: etwa ein lila leuchtendes Lavendelfeld, dessen Reihen perspektivisch auf ein typisches Steingehöft im Hintergrund zulaufen.

Elke Weyers' Motive aus dem „Hotspot Zingst“ fallen plakativ ins Auge. Sie hat am Meer vorgegebene Motive – eine weibliche Figur auf einer Pfahlreihe oder eine überdimensionale Brille vor untergehender Sonne – festgehalten. Eigenwillig präsentiert sich die Serie „Glaube Hoffnung Liebe“ von Daniela Carcione-Zimmerhofer. Auch sie hat mit bearbeiteten und neu zusammengesetzten Polaroids Collagen geschaffen. Besonders aktuell: Ein gespaltenes Bild der US-Freiheitsstatue.

Einblicke in den Strafvollzug

Axel Tys­ka er­zeugt teils mit der Zoom-Tech­nik „be­weg­te Bil­der“. Pral­le Far­ben kenn­zeich­nen sei­ne Stra­ßens­ze­nen. Die Wei­te des „Him­mels über der Wü­ste Na­mib“ fas­zi­niert El­ke Sal­men. Ihr ge­lan­gen star­ke Na­tur­auf­nah­men.

Clau­dia Klein­feld hat ru­hi­ge Bilder und schwin­de­ler­re­gen­de Zooms ne­ben­ein­an­der ge­hängt. Zum The­ma „Mein Traum…“ ver­weist sie auf Träu­me und Wün­sche und ver­ar­bei­tet zu­gleich die ei­ge­ne Schwin­del-Pro­ble­ma­tik. Auch sie war in der Namib und brachte Fotos von Oryx-Antilopen und Schlangenhalsvögeln mit.

Ull­rich Grab­ol­le schließ­lich wirft Bli­cke ins al­te Amts­ge­richts­ge­fäng­nis Kö­pe­nick. Sei­ne Bil­der von Git­tern, Trep­pen und halb ge­öff­ne­ten Zel­len­tü­ren wir­ken gra­fisch geord­net und zei­gen – et­wa beim Blick in ei­ne her­un­ter­ge­kom­me­ne Toi­let­te – zu­gleich den Straf­voll­zug frü­he­rer Zei­ten.

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