Eule in Rheinbach vergiftet Schleiereule mit Rattengift vergiftet

Rheinbach · Passanten haben ein krankes Tier bei Flerzheim entdeckt. Offenbar hatte der Vogel ein mit Rattengift verseuchtes, noch lebendes Nagetier gefressen.

 Alexandra Martens (links), die beim Nabu Bonn ihren Bundesfreiwilligendienst absolviert, nimmt die wieder genesene Flerzheimer Schleiereule zusammen mit Beate Nolden-Pude in Empfang. FOTO: NABU BONN

Alexandra Martens (links), die beim Nabu Bonn ihren Bundesfreiwilligendienst absolviert, nimmt die wieder genesene Flerzheimer Schleiereule zusammen mit Beate Nolden-Pude in Empfang. FOTO: NABU BONN

Foto: Mario Quadt

Flügellahm im Wortsinne kommt die geschwächte Schleiereule daher, die Spaziergänger in fast teilnahmslosem Zustand in der Feldflur in Rheinbach-Flerzheim entdecken. Das scheue Tier ist so benommen, dass es sich nahezu widerstandslos von den Passanten auf den Arm nehmen lässt. Ein örtlicher Landwirt reagiert geistesgegenwärtig und übergibt das Tier an den Vogelnotruf des Nabu Bonn. Die Tierärztin Anja Baronetzky-Mercier von der Wildvogel-Pflegestation Kirchwald stellt eine Vergiftung mit Rodentiziden fest – mit Rattengift.

„Durch den schnellen Einsatz des ehrenamtlichen Vogeltaxis des Nabu sowie unseren beiden Fahrern Renate und Peter Schwenker konnte die mit Rattengift kontaminierte Schleiereule in der Wildvogelstation Kirchwald schnell behandelt werden“, berichtet Peter Meyer vom Nabu Bonn und dem linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. Dort sei die Eule auf ärztlichen Rat mit Vitamin K behandelt worden. Und: Nach dreiwöchiger Behandlung erholt sich das geschwächte Tier vollständig, so Meyer.

Wieder genesen und putzmunter erfolgt jetzt die Freilassung des Vogels in Flerzheim. Der Rheinbacher Ortsteil gilt dank „seiner dörflichen Umgebung mit gutem Nahrungsangebot“, so Meyer, als idealer Lebensraum für die scheuen, nachtaktiven Vögel mit dem herzförmigen Gesicht und den für Eulen vergleichsweise kleinen, schwarzen Augen. Außerdem gibt es in Flerzheim einen eulengerechten Nistplatz auf dem Dachboden eines Bauernhauses (der GA berichtete).

Peter Meyer appelliert nach der glücklichen Rettung des seltenen Tieres an alle Privatleute, auf den Gebrauch von rodentizidhaltigen Rattengiften – möglicherweise aus Altbeständen – zu verzichten. Rodentizide sind als Gift gegen Nagetiere im Einsatz. „Der zeitverzögerte Tod macht Rodentizide zu einem besonders wirksamen Rattengift“, weiß der Nabu-Experte.

Nur für Profis

Allerdings könnten noch agile, bereits vergiftete Nagetiere von Beutegreifern wie den Schleiereule erbeutet und gefressen werden. Auf diesem Weg, vermutet Meyer, sei das Gift auch in den Kreislauf der Schleiereule geraten. Da die Giftköder nicht nur für Wildtiere und Haustiere eine Gefährdung darstellen, sondern auch an Kinder geraten könnten, ist der Einsatz von Rodentiziden seit 2013 für Privatleute verboten. Der Einsatz ist nur durch geschulte Profis zugelassen. Und: Eulen können in einem intakten Umfeld biologisch die Schädlingspopulationen klein halten, wie Peter Meyer vom Nabu weiß – ganz ohne Gift.

Hintergrund: Noch Anfang Oktober hatte Mischlingshund Pucki im Rheinbacher Ortsteil Merzbach ein offenbar mit Rattengift versetztes Leckerchen gefressen und war drei Tage später gestorben (der GA berichtete).

Die Bonner Polizei hatte Ermittlungen aufgenommen, da Rattengift nur in bestimmten Vorrichtungen, an die ausschließlich Ratten herankommen, eingesetzt werden darf, hatte ein Sprecher der Polizei im Gespräch mit dem General-Anzeiger berichtet.

Bereits im April 2004 hatten Nabu-Mitarbeiter bei Ramershoven drei tote Mäusebussarde entdeckt, die offenbar „auf der Durchreise“ ebenfalls Rattengift gefressen hatten. Im November 1999 war Bobtail „Apollo“ qualvoll gestorben, nachdem er offenbar im Rheinbacher Stadtpark Gift zu sich genommen hatte.

DerVogelnotruf des Nabu Bonn ist täglich unter 0 17 76 94 32 44 in der Zeit von 8.30 bis 18 Uhr zu erreichen.

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