Kultur zum Glas-Jubiläum Schauspieler begeistern mit Spontanlesung in Rheinbach

Rheinbach · Eva Marianne Kraiss und Michael Baute begeistern mit ihrer Spontanlesung zum Thema Glas. Gelesen wurde an diesem Abend alles, was zum Thema „Glas“ geboten wurde.

 Spontanlesung mit Eva-Marianne Kraiss (4. v. r.) und Michael Baute (3. v. l.).

Spontanlesung mit Eva-Marianne Kraiss (4. v. r.) und Michael Baute (3. v. l.).

Foto: Axel Vogel

Dass man sich für die Literaturveranstaltung „Ohne Probe ganz nach oben“ erst einen Weg durch eine Reihe auf Hochglanz polierter Limousinen bahnen musste, ließ manche Besucher irritiert die Augenbrauen hochziehen und nach dem Banner von „Rheinbach liest“ suchen. Das RKH Autohaus bot am Mittwoch genügend Raum für die rund hundert Gäste, die zu der dritten Sonderveranstaltung zum Rheinbacher Glasjubiläum erschienen waren.

Mit der in Rheinbach ansässigen DSG-Canusa unterstützt das Autohaus das Jubiläumsjahr und das literarische Programm zum Thema Glas, das „Rheinbach liest“ auf Wunsch von Ruth Fabritius und Arnd Pötter vom Verein der „Freunde edlen Glases“ auf die Beine gestellt hat. Mit einer Spontanlesung begeisterte die aus Rheinbach stammende Eva Marianne Kraiss mit ihrem Schauspielkollegen Michael Baute aus Wuppertal. Die Texte aller denkbaren Genres wurden den beiden Sprechkünstlern aus dem Auditorium gereicht und mit beeindruckender Improvisation und viel Humor zum Besten gegeben. Ergänzt wurde das Leseformat durch die Musik von Christian Padberg alias Dad's Phonkey.

Variantenreiche Vokalstücke von Jazz bis Walzer

„Nachdem ich Ihnen kurz erläutert habe, wie ich mit meiner Loop-Station arbeite, ist hier alles transparent wie Glas“, stellte Christian Padberg seinen Auftritt in Bezug zu der Veranstaltung, die den Untertitel „Glas. Geschichten. Gesang“ trug. Nur mit seiner Stimme, die er verschiedentlich auf dem besonderen Tonbandgerät aufzeichnete und dann einspielte, schaffte er es, variantenreich Vokalstücke von Jazz bis Walzer auf die Bühne zu bringen. Ein Höhepunkt war dabei sicherlich seine spontan gesungene Hommage an das Autohaus, in der er voller Inbrunst die Mitarbeiter aus dem betriebseigenen Werbeheft rezitierte.

Im Zentrum dieser außergewöhnlichen Abendveranstaltung stand allerdings der literarische Aspekt. Eva Marianne Kraiss und Michael Baute, die mit ihrem Bühnenprogramm „Ohne Probe ganz nach obe“ im Kölner Café Goldmund Kultstatus erlangt haben, versetzten das Publikum mit ihrer Spontanität, ihrem Wortwitz und ihrem perfekt harmonierenden Zusammenspiel in ein Wechselbad von fassungslosem Staunen und schallendem Gelächter.

„Auch für uns sind diese Lesungen eine Wundertüte, denn wir wissen nicht, ob uns etwas Ernstes oder Lustiges gereicht wird“, erläuterte Baute, der in diesem Format seit sechs Jahren ein Duo mit Kraiss bildet. Für Kraiss war der Auftritt in Rheinbach ein Heimspiel. „Als Jugendliche habe ich hier im Glasmuseum gejobbt“, erinnerte sich die ehemalige Schülerin des Städtischen Gymnasiums, die bereits zu Schulzeiten mit dem Literaturkurs auf der Bühne stand und jetzt in Köln lebt.

Gelesen wurde an diesem Abend alles, was zum Thema „Glas“ geboten wurde: Aus einem Kochbuch von Uschi Glas sowie Lyrik aus dem kleinsten Glasbuch, eine Charakterisierung von Altbier- und Kölschgläsern und ein wissenschaftlicher Beitrag über die Herstellung von Weihnachtsbaumkugeln. Die Interaktion des Publikums wurde auf die Probe gestellt, als eine Besucherin darum bat, den Wikipediatext über Glas als Märchen vorzulesen. Zu Höchstform liefen die beiden Künstler schließlich auf, als „Rheinbach Liest“-Vize Gerd Engel die auf der Internetseite „Frag Mutti.de“ gefundenen Ratschläge zum richtigen Fensterputzen auf die Bühne reichte.

Stimmlich verstellt bot die Wiedergabe der verschiedenen Haushaltstipps eine kabarettistische Glanzleistung. Die Pause gestaltete sich kurzweilig, da den Besuchern die Aufgabe gestellt wurde, Zungenbrecher und Vierzeiler zum Thema „Schrumpfschläuche“, dem Produkt, das die DSG-Canusa für die Autoindustrie produziert, anzufertigen. Mit den einleitenden Worten „Schrumpfschlauchwochen bei Mercedes“ verlasen Kraiss und Baute die literarischen Ergüsse des Publikums und sorgten für maximale Erheiterung.

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