Rheinbacher Chor reist nach Japan Sängerinnen üben für Konzertreise

Rheinbach/Erftstadt · Der Frauenchor Rheinbach reist ins 9361 Kilometer entfernte Land der Sonne, um bei fünf Konzerten in Tokio, Kyoto und Osaka zu singen. Den Kontakt knüpfte Chorleiterin Kimiko Bernhöft, eine gebürtige Japanerin.

 Als Teil eines Projektchors reisen die Sängerinnen des Frauenchor Rheinbach im Oktober für fünf Konzerte nach Japan.

Als Teil eines Projektchors reisen die Sängerinnen des Frauenchor Rheinbach im Oktober für fünf Konzerte nach Japan.

Foto: Mario Quadt

An die steilen Hänge der Mosel, in den grünen Westerwald oder vielleicht nach Trier – der reichen Römergeschichte wegen – zieht es viele Chöre aus der Region, wenn sie gemeinsam auf Reisen gehen. Die Sängerinnen des Frauenchors Rheinbach überwinden da jetzt ganz andere Distanzen: 9361 Kilometer trennen Rheinbach und die japanische Metropole Tokio voneinander. Dorthin reisen die Mitglieder des 2003 gegründeten Chores, um während der Herbstferien fünf Konzerte in Tokio, Kyoto und Osaka geben.

Sanftmütige Klänge sind es, die den Besucher des Pfarrheims in Erftstadt-Köttingen ans Ohr dringen – aber auf rätselhafte Weise fremd klingend. Gestenreich studiert Chorleiterin Kimiko Bernhöft mit Ensemblemitgliedern der Frauenchöre aus Rheinbach, Hürth und Kerpen gerade ein Lied in japanischer Sprache. Momigiji lautet der Titel – Herbstlaub. Welch passender Titel, denn die 31 Frauen reisen schließlich während der Herbstferien ins Land der aufgehenden Sonne. Insgesamt fünf Chöre leitet die emsige Kimiko Bernhöft – aus Dreien davon hat sich der Projektchor Japan gegründet. „Wir reisen während der Herbstferien, weil auch einige Lehrerinnen im Projektchor mit dabei sind“, berichtet Irmgard Zeh, Vorsitzende des 2003 von Kimiko Bernhöft gegründeten Rheinbacher Frauenchors. Am 9. Oktober startet die Chorreise der besonderen Art.

Den Kontakt zum Konzertreigen knüpfte die Chorleiterin selbst. Die erblickte nämlich in Tokio das Licht der Welt, studierte dort an der Musikakademie in Tokio in den Fächern Klavier, Gesang und Dirigat. Sie machte ihren Abschluss als Konzertpianistin und setzte ihr Studium an der staatlichen Musikhochschule in Köln fort.

Sie freut sich sichtlich auf die Gastspiele in dem Land ihrer Vorfahren. „Das ist für mich etwas ganz Besonderes“, sagt sie und zeigt ein 50 Jahre altes Foto, welches den Männerchor der Universität von Tokio zeigt. „Das bin ich“, meint Bernhöft und weist auf die einzige Frau auf dem Bild – die junge Klavierspielerin.

In Tokio, Kyoto und Osaka präsentieren die Sängerinnen nicht nur Lieder auf Japanisch – vielmehr sind es Kostproben aus 13 Jahren Chorhistorie. Stücke wie Passagen aus „Coronach“ von Franz Schubert und „La Speranza“ von Gioachino Rossini, die bei keinem Konzert des Frauenchors Rheinbach fehlen dürfen. Um zu erproben, wie gut sie bereits insbesondere mit dem japanischen Liedgut vertraut sind, geben der Frauenchor Rheinbach und der Projektchor Japan am Sonntag, 25. September, 17 Uhr, ein Konzert in der Rheinbacher Pallottikirche (siehe Kasten).

Bereits seit Februar kommen die Sängerinnen mindestens einmal in der Woche in Köttingen zusammen, um die japanischen Volkslieder und die beliebten Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Gioachino Rossini, Johannes Brahms oder Franz Schubert zu proben. Denn: Dem feinen Gehör von Kimiko Bernhöft entgeht nicht der leiseste Missklang. Die Leiterin von fünf Chören aus der Region gilt als Perfektionistin par excellence.

„Was die Sprache und die Schrift angeht, werden wir uns in Japan alle ein bisschen hilflos vorkommen“, meint Gisela Hahn, Schriftführerin des Frauenchors Rheinbach und lacht. „Ich könnte mir vorstellen, dass es durchaus eine Herausforderung ist, sich in Japan zurechtzufinden“, sagt Yuriko Bernhöft, Tochter der Chorleiterin, Sängerin von Beruf und Solistin auf der Japanreise. Allerdings gebe es keinen Grund, vor dem für seine Quirligkeit bekannten Land irgendwelche Ängste zu hegen – trotz der fremden Sprache und der fremden Schrift. „Japan ist ein sehr höfliches Land. Nichts geschieht, bevor zuvor gefragt wird. Jeder ist hilfsbereit“, meint die 39-Jährige mit der raumeinnehmenden, glockenklaren Stimme.

Da der Projektchor als Gruppe unterwegs ist, müsse niemand die Furcht haben, wegen recht rätselhaft anmutender Schriftzeichen die Orientierung zu verlieren. „Die öffentlichen Verkehrsmittel in Tokio sollen so gut mit Menschen gefüllt sein – da können wir gar nicht verloren gehen“, weiß Irmgard Zeh. Reisen werden die Frauen auch innerhalb Japans eine ganze Menge. Alleine für die Fahrt von Tokio nach Osaka stünden rund 500 Kilometer Zugreise an.

Ganz persönlich freut sich Yuriko Bernhöft auf das japanische Essen. „Aufs Sushi freue ich mich am meisten“, sagt die studierte Sängerin, die eigentlich mittlerweile in Potsdam lebt und arbeitet. Was die Sprache angeht, ist sie begierig darauf, ihr Japanisch aufzufrischen. „Ich war noch nicht oft in Japan, spreche die Sprache ganz schlecht, kann es aber sehr gut verstehen“

Dass bei der Konzertreise vor allem die Begegnung mit japanischen Chören, Musikern und Musikliebhabern im Mittelpunkt steht, zeigt die Idee, dass der Chor keine Gage für seine fünf Auftritte bezieht. „Wir nehmen kein Honorar, freuen uns aber auf eine Party mit Essen und Gesprächen – nach dem Konzert“, sagt Irmgard Zeh.

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