Konzert in Justizvollzugsanstalt Rockklassiker hinter Gittern

Rheinbach · Das Beste kam zum Schluss: Mit "Highway to Hell" riss das Rocktrio Tres Hombres die Zuhörer im Kirchenraum der Justizvollzugsanstalt Rheinbach am Mittwoch endgültig von den Sitzen.

 Rock hinter Gittern: Die Band Tres Hombres aus Aachen spielte in der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt.

Rock hinter Gittern: Die Band Tres Hombres aus Aachen spielte in der Rheinbacher Justizvollzugsanstalt.

Foto: Roland Kohls

Das Beste kam zum Schluss: Mit "Highway to Hell" riss das Rocktrio Tres Hombres die Zuhörer im Kirchenraum der Justizvollzugsanstalt Rheinbach am Mittwoch endgültig von den Sitzen. Die Band aus Aachen hatte mit Stücken wie "Brown Sugar" von den Rolling Stones oder "Sunshine of Your Love" von Eric Clapton für eine geradlinige Steigerung der Stimmungskurve gesorgt.

Anfangs saßen die meisten Besucher fast reglos auf den Kirchenbänken, applaudierten nach den Songs und warteten auf den nächsten. Doch Gitarrist Heinz Robertz kam immer wieder nach vorne in den Gang. Neugierige Blicke streiften sein Griffbrett, und seine Fingerfertigkeit schien die Beobachter zu lockern. Es war, als erzählte er die Geschichte eines Häftlings aus "Whisky in the Jar" von Thin Lizzy speziell für dieses Publikum. Einzelne begannen mitzuklatschen, zustimmende Pfiffe und Rufe ertönten.

Der JVA-Kirchensaal kam in Fahrt, auch wenn er nicht voll besetzt war. Höhepunkte waren die Soli des Bassisten Christoph Orth-ner und des Schlagzeugers Hans Fischer bei "Black Magic Woman" von Santana. Als Fischer seine Drum-Sticks wirbeln ließ, schwollen anfeuernde Pfiffe und "Zugabe"-Rufe an. Mit "Brown Sugar" von den Stones war das letzte Eis gebrochen, und "Highway to Hell" wurde zur finalen Hymne, bei der viele den Refrain mitsangen. "Sehr gut" und "wunderbar" fanden die Häftlinge das Konzert, besonders den letzten Song. "Das wollen wir noch mal", sagte einer, und ein anderer hätte sich gern persönlich bei der Band bedankt.

"Nichts Edles" habe die Band hierher geführt, sagte Frontmann Robertz. "Wir möchten Musik überall da machen, wo es die Chance gibt, dass die Leute mitgehen und das gut finden", erläuterte er. Erfahrungen mit "Knast-Auftritten" haben die Hombres bereits in Aachen und im sächsischen Waldheim gesammelt.

Für den federführenden "Kunst- und Literaturverein für Gefangene" schlüpfte Günter Schwichtenberg in die Rolle des Conferenciers. Seit vier Jahren biete man solche Veranstaltungen, sagte er und erinnerte die Häftlinge an die 30 000 Ausleihmedien in der Bücherei des Vereins.

Tres Hombres waren nach den Worten des Freizeit- und Sportkoordinators der JVA, Rudi Armbruster, durch Aushänge angekündigt worden. "Wer Lust hat, kann kommen", sagte er. Ausgeschlossen waren von den derzeit 300 Häftlingen nur die mit sogenannter Freizeitsperre oder Sicherungsgemeinschaft.

Erneut zeigte sich jedoch, dass die Akustik in dem Kirchenraum, ungeeignet für solche Veranstaltungen ist. Nicht nur Orthner wunderte sich, warum man dafür nicht die Vielzweckhalle der JVA nutzen kann.

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