Wappenrock ersetzt das Büßerhemd Ritterschlag am Fuße der Ruine Tomburg

RHEINBACH-WORMERSDORF · Die Wormersdorfer Tomburg-Ritter schlagen zwei Knappen zu Rittern und trauen ein Paar nach mittelalterlichem Ritus.

Rhythmische Trommelschläge schallen über die Felder am Fuße der Tomburg. Gemessenen Schrittes bewegt sich der lange Tross vom Lager auf der Wiese den schmalen Weg hügelan entlang des Waldrandes. Standarten künden dem Volk von Wormersdorf und anderswo, welch hohe Herrschaften des Mittelalters sich die Ehre geben, dem Ritterschlag der Tomburg-Ritter beizuwohnen: die Kaisergarde Barbarossa, die Freien Ritter zu Köln, Lupus Albus, Alcedo, Fang und Feder, Isarn Sifjar, Ordo Teutonicus, Erik von Flamersfeld.

Zwischen den Herrschaften in Festtagsgewändern auch manch Knecht und Magd, barfüßig oder in Holzschuhen. Der Herold der Tomburg-Ritter, Daniel von Eben (Ebner), hat zwei Zeremonien zu leiten: das Benennen eines Pagen und das Erheben von zwei Knappen in den Ritterstand.

Dafür braucht es aber hochgestellte Persönlichkeiten: Rainald von Dassel (Heiko Hahne) als Kanzler und Vertreter von Kaiser Barbarossa und den Ersten Ritter der Tomburg-Ritter, Jörg vom Schneewald (Schnebele) und seine Gemahlin Claudia, die auf den Thronsesseln unter den Baldachinen Platz nehmen. Ehrerbietig begrüßt mit "Handgeklapper" des Volkes. "Die Erziehung der Kinder wurde mit deren siebtem Jahr an eine befreundete Familie übergeben, wo ihnen höfisches Benehmen beigebracht wurde", erläutert der Herold die Sitten des Mittelalters. Nach weiteren sieben Jahren hatte der 14-jährige Jüngling dann die Möglichkeit, als Knappe weiter ausgebildet zu werden. Und so geht der siebenjährige Silvan mit ernsthafter Miene, sich der Bedeutung des Geschehens bewusst, an der Hand seines Vaters Hagen vom Wiesengrund in die Mitte des Rundes, nimmt eine Standarte und geht zu seinem "Ausbilder" Andreas von den Nordlanden.

Der Ritterschlag

Nach beendeter Knappenzeit werden nun Lucas von Eben (Ebner) und Robert von Bärenbreitstein (Bauer) zu Rittern geschlagen. "Im Büßergewand haben sie die ganze Nacht betend auf der Tomburg verbracht", verkündet der Herold. Den Eid leisten sie noch in weißer Büßerkutte kniend, in lateinischer Sprache, die für "das Volk von Wormersdorf und anderswo" in verständliches Neudeutsch übersetzt wird. Nach der letzten Backpfeife, die sie ohne Gegenwehr vom Ersten Ritter hinnehmen müssen - dem lauten Klatschen gemäß offenbar keineswegs gespielt - erfolgt die "Wandlung" unter Mithilfe der Mutter beziehungsweise der Ehefrau: Ablegen des Büßerhemdes und Anlegen des Wappenrocks der Tomburg-Ritter, Schwert, Gürtel, Schwertscheide und Schild. Unter den lautstarken Rufen "Huld! Huld! Jubel!" dürfen sie sich stolz als Ritter Lucas von Eben und Ritter Robert von Bärenbreitstein dem Volk präsentieren.

Zum 16. Mal fand der Ritterschlag am Fuße der Tomburg statt. Der Dauerregen hielt die Haudegen nicht von ihrem Tun ab. Jörg vom Schneewald (Schnebele) befürchtete auch nicht, dass der Regen die Rüstungen rosten lässt: "Wenn man einen guten Knappen hat, kann das nicht passieren. Wenn doch, bleibt er nicht mehr unser Knappe."

Wer früher ins Lager gekommen war, konnte die mittelalterliche Hochzeit von Christian (Löhr), Knappe des Ritters Sven vom Rosenhügel, und seiner Svenja miterleben. Das Ehepaar aus dem Lager der Ordo Teutonicus aus Kaarst hatte 2016 "zivil-neuzeitlich" im Standesamt geheiratet. Es war ihnen aber wichtig, ihren Bund von Schamanin Auruna (Sabine Reiner) nach altem Ritus vollziehen zu lassen. Für das Besuchervolk hielt das Lager Kurzweil bereit, vom Kinderritter-Turnier bis zu Burgfräulein-Exerzitien oder Bogenschießen für die Erwachsenen. Die mittelalterliche Musik kam von der Gruppe "Die Irrlichter".

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