Stadtentwicklung in Rheinbach Ringen um die Zukunft der Pallotti-Gärtnerei

RHEINBACH · Die Rheinbacher Opposition im Rat lehnt Pläne für Kindermedizinisches Zentrum ab. Auf 2000 Quadratmetern sollen im Zentrum der Glasstadt Arztpraxen, Geschäfte und Wohnungen entstehen. Kritiker befürchten Verkehrsprobleme und sorgen sich um fehlende Parkplätze.

 Zwischen der Sporthalle des früheren Vinzenz-Pallotti-Kollegs (weißes Gebäude mit dunkelgrauem Flachdach, Mitte links) und den bereits bestehenden Wohnhäusern des Pallotti-Quartiers (gelbe Häuser, schräg darüber) soll das neue Facharztzentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Rheinbach gebaut werden.

Zwischen der Sporthalle des früheren Vinzenz-Pallotti-Kollegs (weißes Gebäude mit dunkelgrauem Flachdach, Mitte links) und den bereits bestehenden Wohnhäusern des Pallotti-Quartiers (gelbe Häuser, schräg darüber) soll das neue Facharztzentrum für Kinder- und Jugendmedizin in Rheinbach gebaut werden.

Foto: Axel Vogel

Über die künftige Bebauung des Geländes der ehemaligen Pallotti-Gärtnerei in der Rheinbacher Innenstadt hat der Ausschuss für Stadtentwicklung gestritten. Die Stadt möchte dort mithilfe eines „vorhabenbezogenen Bebauungsplans“ das sonst übliche Verfahren beschleunigen. Diesem Vorschlag folgte die CDU/FDP-Mehrheit, die Opposition von SPD, Grünen und UWG äußerte allerdings Bedenken und lehnte das Projekt ab.

Das beschlossene Verfahren ermöglicht einem Investor die Realisierung eines Vorhabens innerhalb einer bestimmten Frist. Der Entwurf sieht vor, auf dem Gelände der früheren Gärtnerei des Vinzenz-Pallotti-Kollegs ein Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin zu bauen. Das Meckenheimer Planungs- und Architekturbüro Weydeck möchte auf dem 2080 Quadratmeter großen Grundstück ein dreigeschossiges Gebäude auf einer Grundfläche von rund 1500 Quadratmeter errichten. Im Erdgeschoss des rechtwinkligen Baus wäre Platz für eine Bäckerei, eine Apotheke, einen Schulungsraum und eine Halle für Reha-Sport.

Im zweiten Stock sollen Kinderärzte, Hebammen, Zahnärzte und Psychologen unterkommen, darüber Logo-, Ergo- und Physiotherapeuten, ein Frühförderzentrum und drei Wohnungen (zweimal 50, einmal 70 Quadratmeter). Eine Tiefgarage böte Platz für 30 Autos und mindestens 14 Fahrräder.

Das Konzept sei einmalig für Deutschland, erläuterte Planer Nikolaus Decker. Heute müssten zwischen den verschiedenen kindertherapeutischen Angeboten viele Wege zurückgelegt werden. Hauptinitiator sei ein Kinderarzt, dessen nahe gelegene Praxis gekündigt sei. Ähnlich gehe es anderen Medizinern.

Reinhard Ganten (UWG) stellte das Konzept als Ganzes infrage. Warum müsse man Kinderzahnarzt und Kinderpsychologen zusammenführen, fragte er. Dass das Vorhaben in Deutschland einmalig sei, bestärkte ihn in seiner Skepsis. Und die nächste Apotheke sei auch nur 500 Meter entfernt. Hans Peter Höfel (CDU) sorgte sich um den ruhenden Verkehr. Diesbezügliche Erfahrungen mit dem bestehenden Ärztehaus bezeichnete er als „Katastrophe“. Die meisten der geplanten Parkplätze würden von Angestellten belegt. Ihm fehle die Fantasie, dass Eltern ihre Kinder künftig mit dem Fahrrad brächten.

Höhere Verkehrsbelastung droht

Georg Wilmers (SPD) sagte, dass das Grundstück in städtischer Hand doch ursprünglich für bezahlbaren Wohnraum gedacht gewesen sei. Bereits 2006 habe die Kreisverwaltung die Verkehrsbelastung für ein Ärztehaus 8,5mal höher eingeschätzt als bei Wohnbebauung, so Wilmers. Die Verkehrssituation in der Straße Vor dem Voigtstor werde verschärft und Wohnbebauung auf dem gegenüberliegenden Pallottigelände damit schwieriger. Das geplante Zentrum gehöre an eine andere Ecke der Innenstadt, etwa an den Bahnhof nahe dem Jugendamt. Fachgebietsleiterin Margit Thünker-Jansen hielt dagegen, Verkehr würde auch an anderer Stelle anfallen. Man sollte nicht nach Problemen, sondern nach deren Lösung suchen.

„Unsere Zustimmung werden Sie nicht bekommen“, sagte SPD-Rätin Ute Krupp unter Verweis auf den Wohnraummangel in der Stadt. Franz-Josef Schockemöhle (UWG) wunderte sich über den Ablauf. Das Konzept sei nicht schlecht, doch müsse man die Stufen einhalten, und da kämen zuerst der Masterplan Innenstadt und ein Verkehrsgutachten. Auch Nils Lenke von den Grünen äußerte sich überrascht über Zeitplan und Art der Einführung des Projekts. Für ihn ist es der falsche Zeitpunkt, das Grundstück aus der Hand zu geben. Thünker-Jansen fand das nicht. Für das gegenüberliegende Pallotti-Areal müssten diese Überlegungen mit einfließen. Ein Wettbewerb für das Areal im Zusammenhang mit dem Masterplan werde vorbereitet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort