Schülerin aus dem Sankt-Joseph-Gymnasium Rheinbacherin ist im Finale des bundesweiten Vorlesewettbewerbs

Rheinbach · Die zwölfjährige Victoria Schaay aus Rheinbach tritt beim Finale des bundesweiten Vorlesewettbewerbs in Berlin an. Die Schülerin des Sankt-Joseph-Gymnasium vertritt Nordrhein-Westfalen.

Unter den Sechstklässlern ermittelt der Börsenverein des deutschen Buchhandels jedes Jahr bundesweit den besten Vorleser. Ziel des Wettbewerbs ist es, die Vielfalt der Jugendliteratur kennenzulernen und das Selbstbewusstsein zu fördern. Rund 7000 Schulen haben in diesem Jahr an dem literarischen Grand Prix teilgenommen. Nach regionalen Vorentscheiden finden sich am 20. Juni die 16 Landessieger in Berlin ein, um sich im Finale zu messen. Die zwölfjährige Victoria Schaay, Schülerin des Sankt-Joseph-Gymnasiums (SJG) in Rheinbach, wird für das Land NRW dabei sein.

Besonders aufgeregt wirkt sie nicht, wenn sie über die anstehende Reise nach Berlin spricht. „Als Maskottchen habe ich meine ganze Klasse dabei“, erklärt Victoria und berichtet, dass nach ihrem Sieg beim Landesentscheid in Bochum ihre Klassenlehrerin kurzfristig eine Klassenfahrt in die Hauptstadt organisiert habe.

„Aber ich bin da ja komplett abgeschottet“, berichtet die blonde Leseratte fast empört und bedauert, dass sie vom üblichen Spaß einer Klassenfahrt nichts haben wird. Drei Tage sind die Wettbewerbsteilnehmer unter sich und bekommen per Losverfahren ihr Buch zugeteilt, aus dem sie dann vor der fünfköpfigen Jury im Studio des Rundfunks Berlin-Brandenburg vorlesen werden. Nach wie vor als schwierig empfindet die Zwölfjährige die Suche nach der passenden Textstelle.

„Das habe ich mit meinem Vater jetzt ein bisschen geübt“, erzählt die Tochter eines Juristen über ihre Vorbereitung. Im Gegensatz zu anderen Teilnehmern, die das Angebot von Coaching-Kursen in Anspruch nehmen, sieht Victoria ihrem Vorhaben gelassen entgegen. „Mit meiner Familie habe ich an der richtigen Betonung und Atmung gearbeitet.“ Und einmal trifft sie sich mit der Rheinbacher Rundfunksprecherin Regina Münch, die sie von gemeinsamen Lesungen bei „Rheinbach liest“ kennt.

Schülerin will ihren eigenen Stil behalten

„Von ihr habe ich ein paar Tipps, aber eigentlich will ich ja meinen eigenen Stil behalten und nichts nachmachen“, erklärt das Vorlese-Ass, dessen Lesekarriere begann, als sie in der vierten Klasse an der Grundschule Sankt Martin den Vorlesewettbewerb gewann. Schulleiterin Maria Orth bestätigt, dass die Motivation zum Lesen bereits von Kindesbeinen an geweckt werden muss: „Von Anfang an zu motivieren, das ist der Schlüssel zum Erfolg“, so Orth, an deren Schule die Kinder vor allem durch interne Wettbewerbe und das Leseförderprogramm Antolin für Bücher begeistert werden.

Auch die Stiftung Lesen bekräftigt, dass die Freude an Büchern im Kindesalter und damit in der Familie geweckt wird. So habe das Bildungsniveau und auch Lesevorbild Einfluss auf das Verhalten der Jugend, was auch auf Victoria zutrifft. „Richtig zum Lesen gekommen bin ich eigentlich durch meinen großen Bruder, der begeistert von Fantasy-Reihen war“, so die Sechstklässlerin, die die Bände von „Warrior Cats“ verschlungen hat.

Auch Mutter Carla Schaay beschäftigt sich als studierte Germanistin und Übersetzungswissenschaftlerin gerne mit Literatur. Als gebürtige Britin liest sie selbst vor allem vieles auf Englisch. „Auch wenn ich mit den Kindern hier zu Hause nur Englisch spreche – Victoria vergräbt sich bisher nur in deutsche Bücher, dabei aber in alles, was ihr unter die Nase kommt.“ „Außer Comics“, differenziert Victoria und erzählt, dass sie am liebsten in einer Hängeschaukel im alten Kirschbaum im Garten schmökere. „Wenn es mich packt, dann lese ich ein Buch sofort durch, dann wieder ein paar Tage nichts.“

Oft lese sie heimlich abends weiter, wenn die Eltern bei ihrem „Kontrollgang“ auf dem Weg ins Bett glauben würden, sie schlafe. Für ihr Hobby Lesen hat sie momentan sogar ihre übrigen Freizeitbeschäftigungen wie Klavierspielen, Reiten und Ballett reduziert. Ein E-Book begeistert Victoria übrigens nicht. „Ich brauche das Bucharoma und das Gefühl, die Seiten umschlagen zu können.“

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